Baumhausbewohner können Wald nicht retten
UMWELT | WILDES HESSEN (16.02.2009)
Von iley Redaktion | |
Die Formen des Widerstands sind vielfältig. Straßen blockieren, an Schienen ketten, Häuser besetzen. In der Nähe des Frankfurter Flughafens sind Menschen auf Bäume geklettert und haben sich dort für neun Monate eingerichtet. Blick ins Hüttendorf im Kelsterbacher Wald (c) Besetzer Flughafenbetreiber will zulegen Die Tatsachen sehen so aus: Der Flughafenbetreiber Fraport plant, die Kapazitäten des Flughafens von 80 auf 120 Flugbewegungen in der Stunde zu erhöhen. Dazu soll im Nordwesten des Areals, südlich der Stadt Kelsterbach eine neue Landebahn entstehen, eben da, wo sich der Wald befindet. Die Landebahn soll ab Herbst 2011 startklar sein. Diese Pläne sind schon seit Längerem bekannt und finden die Unterstützung der hessischen Landesregierung. Umweltschützer und Anwohner protestieren Gegen dieses Vorhaben hat sich ein breites Bündnis des Protests gegründet. Bürgerinitiativen aus den Anrainerkommunen und Naturschützer machten mobil. Höhepunkt in der Nacht vom 27. auf den 28. Mai 2008: Aktivisten begannen mit der Besetzung des Waldes und kletterten auf Bäume. Als der erste Räumungstermin anstand, kamen Schätzungen der Besetzer zufolge 500 Menschen, um ihre Solidarität zu erklären. Die Polizei zog unverrichteter Dinge wieder ab und unter den Baumkronen entstand ein kleines Dorf. Entscheidung vor Gericht Neun Monate später, etwa vier Wochen nach der Wiederwahl der schwarz-gelben Landesregierung in Hessen macht Fraport ernst. Der Flughafenbetreiber erwirkt vor dem Landgericht Darmstadt einen Räumungsbeschluss. Ein Sprecher der Umweltorganisation Robin Wood sagt, mit dieser Räumungsaktion sei gerechnet worden. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel hatte Anfang Januar alle Eilanträge gegen den Bau der Landebahn abgewiesen und damit Fraport den Weg frei gemacht. Mitte Februar entschieden die Kelsterbacher Abgeordneten von SPD, CDU und der Partei EUK, das für den Bau der Landebahn benötigte Gelände an Fraport für 32 Millionen Euro zu verkaufen. Noch im Februar sollen alle Bäume abgeholzt werden. Heimlich gefilmt Unterdessen wurden Vorwürfe laut, Fraport habe Journalisten bespitzelt. Tatsächlich ließ das Unternehmen durch seinen "Schutzdienst" während der Räumung heimlich filmen, mit Kamera in einem Headset unterm Arbeiterhelm. Vor allem Journalisten gerieten in den Fokus. Das sei eine Live-Übertragung an die Einsatzleitung, sagte ein Fraport-Sprecher gegenüber RTL. Es laufe kein Mitschnitt im Hintergrund. Dennoch beschäftigt der Fall nun die hessischen Datenschützer. |