Makler der Luxusklasse
WIRTSCHAFT | IMMOBILIENMARKT (01.05.2014)
Von Michael Billig | |
Die Preise sind hoch, Immobilien heiß begehrt. So lockt der überhitzte Wohnungsmarkt in Münster nicht nur professionelle Vermittler, sondern auch Gelegenheitsmakler und Glücksritter an. Doch wer gute Geschäfte machen will, muss sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. Makler Bernard Homann führt durch einen Luxusbau in Münster. (c) M. Billig Auch ohne Gold hat der Luxus einen stolzen Preis, der für die meisten Münsteraner unerschwinglich ist. An Käufern mangelt es Homann dennoch nicht. Der Makler erzählt, dass er das Objekt problemlos an den Mann gebracht hat. "Es war bereits verkauft, noch bevor es gebaut wurde." Investoren suchen offenbar händeringend nach Möglichkeiten, um ihr Geld anzulegen. Es sind glänzende Zeiten für Immobilienvermittler. Die Hoffnung auf satte Provisionen lässt Gelegenheitsmakler auferstehen. Glücksritter hoffen auf den großen Coup. Ein Job für Quereinsteiger Das Geschäft seines Lebens machte Bernard Homann mit einer Fondsgesellschaft aus Luxemburg. "Der gehörten 270 Wohnungen in Münster, die alle verkauft werden sollten", erinnert er sich an den Großauftrag. Seine Firma, Homann Immobilien, war da längst etabliert. Begonnen hatte er wie die meisten Makler als Quereinsteiger und Einzelkämpfer. "Über die Baufinanzierung kam ich ins Immobiliengeschäft", erzählt Homann. Das ist schon lange her. Vor 35 Jahren machte er sich selbstständig. Das Geschäft florierte und Homann expandierte. Er vermittelt nicht nur Häuser und Wohnungen, sondern auch Darlehen. Außerdem ist er als Bauträger tätig. Die Luxusvilla im Dichterviertel ist sein Projekt. "Wir haben es entwickelt", sagt er. Mit heute 25 Mitarbeitern und Dependancen in anderen Städten, etwa in Berlin, ist Homann ein Schwergewicht auf dem Immobilienmarkt. Die Konkurrenz ist groß und unübersichtlich. "Makler sprießen wie Pilze aus dem Boden", sagt Herbert Schorn. Der langjährige Vorsitzende der Vereinigung Ring Deutscher Makler (RDM) in Münster kennt die Branche bestens. Schorn hat einen guten Überblick. Er weiß, wer zumindest dauerhaft am Markt aktiv ist. Mit prüfenden Blicken studiert er regelmäßig die Immobilienanzeigen. Dabei fielen ihm seit geraumer Zeit Maklernamen auf, von denen er noch nie zuvor gehört hatte. Andere geben ihre Identität erst gar nicht preis. "Es entsteht der Eindruck, dass es sich um private Anzeigen handelt", sagt der Experte. Ein Verstoß gegen Wettbewerbsregeln, wie er weiter erklärt. Viel dagegen tun kann er nicht. Immobilienmakler kann jeder werden. Da gehört im Grunde nicht viel zu. Einzige Voraussetzung ist die Zulassung durch das Ordnungsamt. "Wir sehen uns das Führungszeugnis an und holen eine Gewerbezentralregisterauskunft ein", sagt Christian Recker vom Ordnungsamt in Münster. Wer eine saubere Weste hat und sich auch finanziell nichts zu schulden kommen ließ, darf beim Münster-Monopoly mitspielen. "Einen Qualifizierungsnachweis braucht man nicht", so Recker weiter. Makler Kittner: "Wo es gerade etwas zu verdienen gibt, da tummeln sich viele Leute." (c) M. Billig Mittlerweile gibt es aber auch Ausbildungswege, die zum Beruf des Maklers führen. Die Tochter von Bernard Homann etwa studiert BWL mit Schwerpunkt Immobilienwirtschaft. Der Sohn lernt im Familienbetrieb Immobilienkaufmann Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen bietet eine Fortbildung zum Immobilienfachwirt an, die laut IHK allerdings kaum nachgefragt wird. Suche nach Grundstücken Das Ordnungsamt in Münster hat über die Jahre mehr als 1000 Zulassungen für Makler erteilt. "Es werden stetig mehr", sagt Christian Recker. Die allermeisten sind Einzelunternehmer wie Kittner. Auch wenn niemand glaubt, dass wirklich alle aktiv sind. Und selbst wenn sich unter den Aktiven viele "Bettkantenmakler" befinden - so nennt die Branche spöttisch die, die nur gelegentlich Immobilien vermitteln - es sind immer noch verdammt viele, die sich den hiesigen Wohnungsmarkt wie einen Kuchen teilen müssen. "Es ist ein hartes Geschäft. Der Kuchen wird immer kleiner und teurer", so RDM-Boss Herbert Schorn. Der neue Grundstücksmarktbericht belegt es Schwarz auf Weiß: Die Preise für Immobilien steigen, die Zahl der verfügbaren Grundstücke sinkt. "Es gibt fast nichts mehr", behauptet Schorn. Grundstücke in Münster - begehrt und gesucht. (c) M. Billig Unbestritten übersteigt die Nachfrage das Angebot. Diese Situation führt nicht nur zu astronomisch hohen Preisen. Sie veranlasst Makler auch zu ungewöhnlichen Praktiken. So versucht Andreas Kittner mit einer Tippgeber-Provision an Objekte zu gelangen. Wer ihn auf eine heiße Spur führt, den beglückt er bei Geschäftsabschluss mit zehn Prozent seiner Provision. Seit einem Dreivierteljahr bewirbt er diese Aktion. Bislang ohne Erfolg, wie er sagt. Er sagt es so, als glaube er nicht mehr daran, dass seine Idee noch Früchte tragen wird. "Der Hype ist vorbei", sagt auch Homann. Bauland sei rar. Alte Gebäude müssen weichen, um neue zu errichten. Wo heute die Luxusvilla steht, befand sich früher ein Klinkerbau aus den 1950er Jahren. Homann ließ ihn abreißen. Rund 5000 Euro hat der Quadratmeter Eigenheim im Dichterviertel gekostet. Das ist auch preislich absolute Oberklasse. Die neuen Besitzer müssen allein für die Penthouse-Wohnung im Dachgeschoss mehr als 600.000 Euro bezahlt haben. Bernard Homann hat sie ihnen erst verkauft. Jetzt soll er sie in ihrem Auftrag vermieten. Die Kaltmiete beträgt zirka 12,50 Euro. Startpreis. Sie steigt jährlich um zwei Prozent. Auch wenn es im Haus eine Wärmepumpe gibt und die Heizkosten auf ein Minimum reduziert werden - günstiger Wohnraum, wie er in Münster gefordert wird, sieht anders aus. Die Stadt müsse mehr Bauland ausweisen, so Homann. Dann regulierten sich die Preise von allein. Mit drei Worten untermauert der Geschäftsmann seine Forderung: "Bauen, bauen, bauen." Dieser Artikel ist auch in der Münsterschen Zeitung erschienen. |