Klimakiller satt
UMWELT | ERNÄHRUNG (26.01.2011)
Von Martin Kintrup | |
Ein Blick in den Kühlschrank offenbart das Elend: Abgelaufene Joghurts, welkes Gemüse und schimmelige Aufstriche. Na, egal, Biotonne auf und weg damit! Fakt ist, dass die Deutschen Lebensmittel verschwenden, und das nicht zu knapp. Die Umweltbilanz unseres Essens: Rund 15 Prozent des Essens - und das sind Millionen von Tonnen - wandern jedes Jahr ungenutzt in den Müll, weil zu viel gekauft oder nicht ordungsgemäß gelagert wurde. So Durch ordnungsgemäße Lagerung im Kühlschrank kann man Energie und Geld sparen. (c) pixelio.de/birgitH Weniger Fleisch, weniger Wasserverbrauch Unabhängig von ethischen Gesichtspunkten ist Verschwendung aber nicht nur eine Frage des Geldes - jedes Produkt hat eine Geschichte. In ihm steckt Wasser und Energie, für seine Produktion werden Treibhausgase ausgestoßen. Kurz gesagt: Wer Lebensmittel wegwirft, verschwendet das Wasser und die eingesetzte Energie und unterstützt in erheblichem Ausmaß den Treibhauseffekt. Der renommierte britische Geograph John Anthony Allan hat 1994 den Begriff "virtuelles Wasser" eingeführt. Damit wird die gesamte Wassermenge beschrieben, die für die Produktion eines Lebensmittels benötigt wird - also auch für die Produktion von verwendeten Treibstoffen oder Düngemitteln. Und da kommt einiges zusammen. Für ein Kilogramm Rindfleisch etwa werden rund 15.000 Liter Wasser benötigt, für ein Liter Milch und 1 Kilo Weizen fallen dagegen cirka 4.000 Liter an. Allein durch Verzicht auf Fleischkonsum könnte laut Allan der weltweite Wasserverbrauch halbiert werden. Rind aus Argentinien besser als aus deutschen Mastbetrieben Das macht auch mich als Gelegenheits-Fleischesser nachdenklich. Die Wissenschaftler des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung haben in einer Studie die Energie- und Treibhausgasbilanzen untersucht, die durch Produktion, Verpackung, Kühlung, Lagerung und Transport von ausgesuchten Lebensmitteln anfallen. Mit zum Teil überraschenden Ergebnissen: Regional erzeugte Lebensmittel zeigen zwar tendenziell ökologische Vorteile auf, dies gilt jedoch nicht in jedem Fall. Freilandsalate aus Spanien haben beispielsweise eine bessere Bilanz als einheimische Salate aus beheiztem Treibhaus, trotz längerer Transportwege. Und auch Rindfleisch aus Argentinien kann - sofern es aus reinem Weidebetrieb stammt - besser wegkommen als deutsches Rindfleisch aus Mastbetrieben, sofern dafür kein neues Weideland erschlossen wird. Beide liegen allerdings auf einem äußerst hohen Verbrauchsniveau. Ökobilanziell kommt am besten weg, wer sich je nach Saison mit regionalen Produkten ernährt, möglichst in Bioqualität und wegen des effizienten Vertriebs durchaus auch aus dem Supermarkt. Da die Herstellung von Fleisch und Milchprodukten generell viel Wasser und Energie verbraucht, ist besonders bei diesen Produkten ein verantwortungsvoller Umgang geradezu Pflicht. Das heißt: Bewusst einkaufen, den Konsum eventuell reduzieren und möglichst wenig Abfälle produzieren. Einkaufstour mit dem Auto drückt die Bilanz Interessant an der Studie ist weiter: Sobald der Verbraucher längere Strecken mit dem Auto zum Supermarkt fährt, verschlechtert sich seine Ökobilanz derart, dass alle Vorteile von regionalen Lebensmitteln oder Bioproduktion wieder hinfällig sind. Die Heidelberger Forscher raten deshalb, mit dem Fahrrad oder zu Fuß einzukaufen oder bei sowieso geplanten Fahrten einen kleinen Abstecher einzulegen. Und auch die Neuorganisation des Kühlschranks lohnt. Durch Lagerung in Plastikboxen oder Einschlagen in Zeitungspapier ist Gemüse länger haltbar. Fleisch und Wurst gehören auf die unterste Schiene über dem Frischefach, da dort die tiefsten Temperaturen herrschen. Eine regelmäßige Reinigung des Kühlschranks verhindert, dass sich Keime ausbreiten, die zu schnellerem Verderben der Lebensmittel führen. Und ganz wichtig: Ältere und angebrochene Produkte nach vorne sortieren, damit sie nicht in irgendeiner Ecke vergessen werden. ------------------------------------------------------------------- Dieser Beitrag ist jüngst schon in der MAZ (Münsters Alternative Zeitung) erschienen. Das Onlinemagazin iley und das Printprodukt MAZ, herausgegeben von den Grünen in Münster, kooperieren auf unbestimmte Zeit. Die Idee: Onlineartikel gehen bei der MAZ in den Druck und Printartikel wandern bei iley ins Netz. -------------------------------------------------------------------- |