Zur aktuellen Ausgabe    
   
 
   
Rettet die Bundeswehr vor dem Kopierminister
POLITIK | ZWISCHENRUF (26.02.2011)
Von Frank Fehlberg
Viele wollen den „vielversprechenden“ Politiker zu Guttenberg gerne von dem persönlich gescheiterten Wissenschaftler trennen – das ist nicht möglich. Das nächste große Werk des Meister-Kopisten wird die systematische Umgestaltung der Bundeswehr nach Anweisungen derjenigen Kräfte, die ihm aus seinem Doktor-Spielchen herausgeholfen haben.

WWW

Können diese Augen lügen? Sie gehören zu Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. (c) WWW

Das unsägliche Drama um das bittere persönliche Scheitern des „doch so fähigen“ Verteidigungsministers hat vorerst ein Ende. Von vielen Seiten wurde zu Guttenberg zu Recht scharf angegriffen und zum Rücktritt aufgefordert. Die Wirkungen des „Was macht das schon?“-Schauspiels sind nicht nur für die Wissenschaft in Deutschland eine Katastrophe. Die Botschaft: systematischer Betrug, Lüge und Täuschung im „Privaten“ sind nicht weiter schlimm, solange eine vermeintliche Leistung die politische Person adelt. Das derzeitige Verhalten der Konservativen bei Hofe und im Lande ist der ehrenrührige Verrat an Werten des Konservatismus, die sonst der Gesellschaft an jeder passenden und unpassenden Stelle verordnet werden: ehrliche und fleißige Arbeit, gepaart mit solider Bildung und einer personalisierten Leistungs- und Verantwortungsethik.

Die verbliebenen Freunde haben ihn in der Hand

Der Verteidigungsminister kann jetzt seine angeblich gute Arbeit an der Bundeswehrreform fortführen. Die persönlichen Schwächen aber, die mit seinen Gepflogenheiten im wissenschaftlichen Arbeiten offengelegt wurden, werden seine weitere Tätigkeit im Ministerium begleiten. In Wahrheit hat er gar nicht das Format, den Herausforderungen in der Wehrpolitik mit Charakter und eigenem Willen entgegenzutreten. Er wird voraussichtlich das tun, was er bisher an mehreren Stellen seines Lebens bereits tat: auf Ideen und den gut gemeinten Rat anderer zurückgreifen. Nach der Plagiats-Affäre haben seine ihm verbliebenen „Freunde“ ihn in der Hand. Zu Guttenberg ist politisch nur noch existent, weil Parteigenossen, bestimmte Medien und Interessengruppen nicht nur seine „herausragenden“ Leistungen fortgesetzt sehen wollen, sondern weil er offenbar auch – und nach ihrer ungeheuerlicherweise geglückten Rettungsaktion noch weitaus mehr – ein perfekter Transmissionsriemen für ihre eigenen Ziele ist. Er wird seine Dankbarkeit den treuen Kollegen und Beratern gegenüber unweigerlich mit einem weiteren Plagiat bezeugen, indem er dem fremden Geistesgut, das er seine Bundeswehrreform nennt, sein fotogenes Gesicht leihen wird.

Steuergelder für Werbespots

Im November habe ich an dieser Stelle vor der möglichen Zukunft einer Bundeswehr der privatwirtschaftlichen Regelung gewarnt. Die kritischen Fragen, die ich damals in „Quo Vadis“-Manier stellte, können mittlerweile als rhetorisch gelten. Die Wehrpflicht ist kassiert, die Sprachregelungen des neuen „Arbeitgebers“ als „Akteur“ auf dem „Personalmarkt“ eingeschliffen, Steuergelder werden für Werbespots ausgegeben, die Leserschaft der Bild-Medien bald in eigens konzipierten Anwerbekampagnen für den Dienst an der Waffe begeistert. Zu Guttenberg wird selbst noch die positiv besetzte Tugend der Dankbarkeit in abhängiger und damit serviler Kopistenarbeit ad absurdum führen. Wenn das nicht „abstrus“ ist, was dann? Sein Rücktritt hätte dagegen von authentischer Geradlinigkeit gezeugt – die jetzt vorgetäuschte Geradlinigkeit mit dem Ziel des Amtserhalts ist wohl auch nur wieder in fremden Köpfen entstanden. Die Auftragsschreiber, wie ehedem die Retter in der Not, stehen weiterhin zum Diktat bereit – und er muss und wird als Getriebener jetzt übernehmen, was sie diktieren.

Weiterführende Links
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_WikiGuttenPlag Wiki - Eine kritische Auseinandersetzung mit Karl-Theodor Freiherr zu Guttenbergs Dissertation
   








Unsere Texte nach Ressorts
GESELLSCHAFTPOLITIKKULTURREISEUMWELTWIRTSCHAFTSPORT
Ein sächsisches Dorf kann auch andersNewtons zweiter SiegWo Nachbarn zur Familie gehörenNur kein zweites KreuzviertelLiebe über den Tod hinausJede Fahrt eine DrogenfahrtEine Million Euro für die Cannabis-LobbyArmutszuwanderung? Eine Untergrunddebatte!Mails verschlüsseln leicht gemachtVerschlüsseln - eine Notlösung Soziale Demokratie geht auch ohne SPDBedingt verhandlungsbereitDas vergessene Massaker von AndischanDas Ende von Lüge und SelbstbetrugGeteiltes Volk einig im Kampf gegen IS-TerrorDie Urkatastrophe und wirDas Ende rückt immer näherNeue Regierung, neue Krisen, neue FehlerMerkels neues WirHausfotograf der deutschen Sozialdemokratie Liebeserklärung eines Linksträgers. Oder...Mit der Lizenz zum AusrastenDer beste Mann für Afghanistan"Weil sie auch nur Opfer sind"Gestatten, Gronausaurus!Missratenes PashtunenporträtDie Band LilabungalowWo Leibniz und Wagner die Schulbank drücktenHitler in der Pizza-SchachtelDie Freiheit des Radfahrens In der Wildnis vergessenStau in der FahrradhochburgMitfahrer lenken selbstÜber Wroclaw nach Lwiw - eine verrückte TourIm Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 2Im Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 1Sounds of KenyaDie 41-Euro-SündeRive Gauche vs. Rive DroiteOranje im Freudentaumel Drei Naturerlebnisse in einemDas Gegenteil von KollapsDas Gift von KöllikenDas große Pottwal-PuzzleBio bis in die letzte FaserDer WonnemonatKlimakiller sattDer Monsun - vom Quell des Lebens zum katastrophalen NaturphänomenR136a1 - Schwerer und heller als die SonneDie Rückkehr zur Wildnis Wie die Hausverwaltung GMRE ihre Mieter abzocktWachstum und BeschäftigungSo schmeckt der SommerMakler der LuxusklasseGeburtshelferinnen vom Aussterben bedrohtVersenkte Milliarden und eine verseuchte BuchtWohnungen als WareAufstieg, Krise und Fall der AtomwirtschaftDie längste Brücke Deutschlands entstehtDie Geschichte der 'Alternativlosigkeit' - Teil 2 Fußballtempel MaracanãGlanz und Niedergang der Fanclubsiley.de drückt Maschine Münster die DaumenUnsere Veranstaltungsreihe im Web TVFrankreich ist ein heißer Kandidat fürs FinaleSpanien wird den Titel verteidigenFür Deutschland ist im Halbfinale SchlussPolen hat das Zeug für eine ÜberraschungForscher, Fans und PolizeiFußball im Würgegriff der Mafia
 
Ja, auch diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz