Bildungsstreik auf dem Stundenplan
POLITIK | UNI & SCHULE (14.06.2009)
Von Michael Billig | |
Von Flensburg bis München, von Dresden bis Düsseldorf - in fast 100 Städten Deutschlands rufen Schüler und Studenten vom 15. bis 19. Juni zum bundesweiten Bildungsstreik auf. Die Organisatoren rechnen mit 150.000 Teilnehmern. Auf Internetseiten zählen digitale Uhren den Countdown bis zum Beginn der Streikwoche. Montag geht es los. Schüler, Studierende und sogar Dozenten bieten in dieser Woche statt Unterricht und Uni alternative Veranstaltungen an. Transparente malen und Flashmobs stehen ebenso auf dem Stundenplan wie Podiumsdiskussionen sowie Vorlesungen und Seminare zu Bildungsthemen. Die Vorbereitungen dafür liefen über Treffen vor Ort, Weblogs, Netzwerke wie StudiVZ und SchülerVZ sowie Mailinglisten. Auf sechs Vernetzungstreffen im vergangenen halben Jahr wurde diese konzertierte Aktion auch auf überrregionaler Ebene geplant. Höhepunkte sollen am Mittwoch, 17. Juni, Demonstrationen in ganz Deutschland sein. Vorbild ist der Schulstreik im November vergangenen Jahres, an dem sich Zehntausende beteiligt hatten. In rund 60 Städten sind Protestzüge bei der Polizei angemeldet. Mancherorts ist die Rede davon, dass Banken symbolisch überfallen werden sollen. Es gibt auch Gegner des Streiks Für den Tag der Demo kursieren für Schülerinnen und Schüler Entschuldigungsschreiben als Vordrucke im Netz. Oftmals haben Rektoren angekündigt, Fehlstunden dennoch zu verbuchen. Das dürfte einen Großteil ihrer Schützlinge aber unbeeindruckt lassen. Vor “sinnloser Gewalt” warnt hingegen die Schüler Union. Die nach eigenen Angaben 10.000 Mitglieder starke Organisation fordert “ein hartes Einschreiten der Polizei”. Abgesehen von CDU und FDP nahestehende Gruppen ist Schüler- und Studierendenvertretern ein Schulterschluss gelungen, wie es ihn lange Zeit nicht gab. Sie fordern gemeinsam ein besseres und öffentlich finanziertes Bildungssystem. Unterstützung bekommen sie von Gewerkschaften und linken Jugendorganisationen. Vereinzelt haben sich auch Studentenwerke, Hochschul-und Schullleitungen, Eltern und Lehrer auf die Seite der Streikenden geschlagen. |