Das war die Streikwoche im Juni 09
GESELLSCHAFT | IM ÜBERBLICK (20.06.2009)
Von iley Redaktion | |
Besetzungen, Camps, Demos und Banküberfälle - eine Woche lang sind Schülerinnen und Studierende für ein besseres Bildungssystem mit verschiedenen Aktionen öffentlich in Erscheinung getreten. iley hat die Streiktage im Juni 2009 zusammengefasst: Mit einer ironischen Elite-Demonstration wurde in Hildesheim in die Streikwoche gestartet. (c) Kerstin G In Berlin, Potsdam, Hamburg, Heidelberg, Wuppertal und Bochum wurden Universitätsgebäude und Hörsäle symbolisch besetzt, teilte das bundesweite Bündnis “Bildungsstreik 2009” mit. In den Städten München, Trier, Saarbrücken, Flensburg, Marburg, Würzburg, Freiburg und Bielefeld öffneten Protestcamps mit “alternativen Lernveranstaltungen”. Bonn: SchülerInnen, Azubis, arbeitslose Jugendliche und Studierende campen als Protestzeichen im Hofgarten, lautet die Meldung der Bonner Jugendbewegung. Der RCDS-geführte Uni-AStA hält sich aus dem Bildungsstreik lieber raus. Essen: Freiluft-Unterricht stand auf dem Plan. Dem Essener SchülerInnenbündnis haben sich zehn Schulen angeschlossen. Hildesheim: Universität und Fachhochschule werden bestreikt, Zugänge sind teilweise versperrt und ein alternatives Seminarangebot ist gestartet. Der Stadtrat hat zeitgleich gegen eine Verkürzung der Schulzeit an Hildesheimer Gesamtschulen auf zwölf Jahre gestimmt. Mainz: Mainzer SchülerInnen besetzten keine Klassenräume, sondern das öffentliche Leben am Montag Morgen. Um Punkt 8 Uhr begann anstatt des Unterrichts ein Konzert vor dem RAMA-Gymnasium in der Mainzer Neustadt. Vor ihrer Schule und gegen den Willen Ihres Rektors spielte die Schülerband „Royal Ape“ in einem dicht besiedelten Wohngebiet ihr gesamtes Repertoire und läutete somit den Bildungsstreik in Mainz ein. Münster: 300 Bildungsstreik-T-Shirts sind ausverkauft, 300 neue bestellt. Vor dem Schloss haben Schüler und Studenten ihre Zelte aufgeschlagen. Möchengladbachund Krefeld: Der AStA der Hochschule Niederrhein meldet, dass der Montag mit Plakate malen und “intensiven Vorbereitungen” verbracht wurde. Dienstag gehe es richtig los. Das war der Dienstag Berlin: Vollversammlung mit 1300 Studis an der Freien Universität. Anschließend besetzten sie zeitweise das FU-Präsidium. Auch das Otto-Suhr-Institut (Politikwissenschaft) der FU und Teile eines Seminargebäudes der Humboldt-Universität am Hegelplatz sind besetzt. Bonn: Camper im Hofgarten und Universität gingen auf Konfrontationskurs. "Wir bekommen aktuell starken Druck durch die Uni-Verwaltung. Da wir weder bereit sind, dieses Camp zu räumen, noch einen Verantwortlichen zu nennen, der seinen Namen hergibt, um für eventuelle Schäden gerade zu stehen, droht man uns mit Räumung", berichtete das Streikkomitee. Trotz anhaltenden Regens haben in der Nacht von Montag auf Dienstag mehr als 60 Menschen im Protestcamp übernachtet, heißt es weiter. Das Camp liegt offenbar auf Uni-Gelände. Die Lage in Bonn ist besonders brisant. Zum Einen stellt sich der RCDS-geführte AStA der Uni gegen die Streikenden. Zum Anderen muss das Verwaltungsgericht Köln über die morgige Demo-Route entscheiden. Streikbündnis, Polizei und Stadt haben da unterschiedliche Befindlichkeiten. Gießen: 700 Studierende und Schüler zogen demonstrierend durch die Stadt. Nach der Demo besetzten sie eine Straße. Die Polizei sah sich gezwungen, zu räumen. Hannover: Der Landtag hat das Abi in zwölf Jahren an Gesamtschulen beschlossen. Heidelberg: Das Philosophische und das Romanische Seminar sind seit gestern besetzt. Münster: Der Tag wurde von früh bis spät dem alternativen Vorlesungen gewidmet, u.a. ein Vortrag über Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff, gegen den inzwischen die Staatsanwaltschaft ermittelt. Middelhoff sitzt im Hochschulrat der Uni Münster. Der AStA fordert nicht nur seinen Rücktritt, sondern die Abschaffung des Rates. "Undemokratisch" lautet die Begründung. Weingarten: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verwöhnte die Studierenden mit Cocktails wie „PH-Libre“ oder „Bloody Bildungssystem“. Das war der Mittwoch: Großer Demotag 250.000 Schülerinnen, Schüler und Studierende gehen bundesweit auf die Barrikaden Das war der Donnerstag Bielefeld, Heidelberg, Halle, Dortmund, Würzburg, Marburg, Jena, Konstanz, Dresden - im ganzen Land setzen Schüler und Studierende ihre Blockaden und Besetzungen fort. Frankfurt, Hamburg und Berlin - in allen drei Städten machen sie die angedrohten Banküberfälle wahr, stehen mit vorgehaltener Wasserpistole vor Bankmitarbeitern und fordern diese auf, Rettungspakete für Bildung zu unterschreiben. Das war der Freitag Besetzungen, kleinere Demos und Belagerungen dauerten an. Der Samstag in Heidelberg wird das besetzte Rektorat von der Polizei geräumt Die Ankündigung von Schülern und Studenten, auch über die Streikwoche hinaus das Rektorat der Uni Heidelberg besetzt zu halten, wird sich nicht erfüllen. Genauso wenig wie vermutlich ihre Forderung nach mehr studentischer Mitsprache an der Hochschule. Denn der Rektor habe keine Bereitschaft für ein Gespräch gezeigt, heißt es auf der Internetseite der Besetzer. Nach ihren Angaben sind sie 150 Personen. Viel Arbeit also für die Polizei, die in den frühen Morgenstunden mit der Räumung begonnen hat. |