'Heißer Herbst' an Schulen und Hochschulen
GESELLSCHAFT | BILDUNGSSTREIK TEIL II (07.10.2009)
Von Michael Billig | |
Der Bildungsstreik geht in die zweite Runde. Bundesweit rufen Aktivisten vom 17. November bis 10. Dezember zu einem "heißen Herbst" auf. Studierende an der FH Hannover geben zum Semesterstart einen Vorgeschmack auf die Proteste. Sie halten ihren Campus besetzt. Vier Tage lang blockieren die Protestler in Niedersachsen den regulären Unterricht. Vorträge zu gesellschaftspolitischen Themen und Workshops wie Transparente malen bieten sie als alternatives Programm. "Mit dieser Besetzung zeigen wir, dass wir die katastrophale und ausgrenzende Bildungspolitik der niedersächsischen Landesregierung auch weiterhin nicht tolerieren", heißt es auf der Internetseite einer Gruppe, die sich "B-Team" nennt. Das "B-Team" fordert die Abschaffung von Studiengebühren. In Niedersachsen müssen Studierende seit dem Jahr 2006 semesterweise eine Campus-Maut in Höhe von 500 Euro berappen. Bildungsstreik in Leipzig. (c) T. Wieland Gebührenfreiheit haben sich auch die Teilnehmer und Organisatoren des bundesweiten Bildungsstreiks auf die Fahnen geschrieben: Im Juni dieses Jahres waren in ganz Deutschland rund 250.000 junge Menschen auf die Straße gegangen, um für ein besseres Bildungssystem zu demonstrieren. Erstaunlich daran war der Schulterschluss von Schülerinnen und Schülern mit Studierenden. Vom Erreichen ihrer Ziele sind sie aber genauso weit entfernt wie vor dem Bildungsstreik. Deshalb haben die Organisatoren ihre Forderungen an die Politik erneuert: - selbstbestimmtes Lernen und Leben statt starrem Zeitrahmen, Leistungs- und Konkurrenzdruck - freier Bildungszugang und Abschaffung von sämtlichen Bildungsgebühren wie Studien-, Ausbildungs- und Kitagebühren - öffentliche Finanzierung des Bildungssystems ohne Einflussnahme der Wirtschaft u.a. auf Lehrinhalte, Studienstrukturen und Stellenvergabe - Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen Wer streikt mit? Fraglich ist, ob es den Organisatoren ein zweites Mal in diesem Jahr gelingt, so viele Schülerinnen, Schüler und Studierende zu mobilisieren. Oder ob nicht Streikmüdigkeit die Oberhand gewonnen hat. Zwar treffen sich Aktivisten wieder auf lokaler und auf bundesweiter Ebene, um konzertierte Aktionen zu planen. Doch die Beteiligung ist bislang deutlich geringer als zur Vorbereitung der ersten Streikrunde. Bestand hat seit Juni auch die Frage, warum sich viellerorts kaum Auszubildende, Haupt- und Realschüler am Bildungsstreik beteiligen. Die Botschaften des Bildungsstreiks kommen bei ihnen entweder nicht gut oder gar nicht erst an. Das sei eine Folge des mehrgliedrigen Schulssystems, lautet eine oft gehörte Antwort aus Organisatorenkreisen. |