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Ein Urlaubstag in der laotischen Hauptstadt
REISE | REISETAGEBUCH (15.08.2007)
Von Anke Timman
Okay, okay, Vientiane ist mit seinen 250.000 Einwohnern keine Weltmetropole und wer Bangkok, Jakarta oder Manila sonst für seine Einkaufsbummel nutzt, muss sich umstellen. Aber Vientiane bietet etwas, das sonst in keiner asiatischen Großstadt zu finden ist: kurze Wege.

Anke Timman

Der Morgenmarkt in Vientiane. (c) Anke Timman

Um Freunde zu treffen, braucht man sich keine zwei Autostunden über verstopfte Highways zu quälen. In maximal 30 Minuten erreicht man hier selbst die 12 Kilometer außerhalb liegende Universität. Stress ist für viele ein Fremdwort. Innerhalb der Stadt findet man viele Grünflächen und inzwischen immer mehr Annehmlichkeiten, die einem den Tag versüßen.

Begonnen bei der Scandinavian Bakery. Hier bekommt man ein leckeres westliches, nicht ganz günstiges Frühstück mit Schwarzbrot, Croissants, Marmelade, Cinamon Rolls und Kaffee „free refill“. Beim Essen kann man an der Wand eingerahmt den ersten selbstverdienten Kip des schwedischen Besitzers bewundern. Alternativ ist schräg über die Straße die Jooma, die zweitälteste Bäckerei der Stadt. Die beiden thailändischen Hauptstadtzeitungen Bangkok Post und The Nation liegen hier schon druckfrisch aus. Der frisch gepresste Orangensaft vermittelt das Gefühl eines gesunden Starts in den Tag.

Die Verdauungszeit lässt sich wunderbar nutzen, um sich so richtig strecken und durchkneten zu lassen. Eine Massage im chinesischen Viertel eignet sich hervorragend dafür. Hochgerechnet sind zwei Stunden immer günstiger als eine.

Im schön gestalteten Monument Bookstore gibt es eine gute Auswahl an ausländischen Neuerscheinungen. Eventuell ist im Obergeschoss auch eine schöne Ausstellung, die sich lohnt.

Als wir wieder herauskommen, brennt die laotische Sonne unbarmherzig. Das Sengdara Fitness Gym hat doch so einen schönen Pool und um diese Zeit ist da überhaupt nichts los. Die meisten Leute sind bei der Arbeit, höchstens ein paar planschende Kinder sind zu hören. Um den Pool sitzen die Angestellten des Gyms und schauen den wenigen Gästen beim Schwimmen zu. Ab und an kommt ein Grüppchen Businessleute zum geruhsamen Lunch am Pool.

Den Lunch nehmen wir lieber im Sun Phasa Falang ein – dem französischen Zentrum. Der ruhige begrünte Innenhof mit der Open Air Bar ist eine phantastische Oase, um sich von der Hitze zur Mittagszeit zu Erholen.

Morgenmarkt bis in die Abendstunden

Frisch gestärkt wird der Urlaubstag genutzt, um die Einkaufsliste abzushoppen. Wir beginnen im Morgenmarkt, der trotz seines Namens bis abends geöffnet hat. Von der Geldwechselstube über Gemüse, Kleidung, Schmuck, Technik und Schulbücher gibt es hier einfach alles, was das Herz begehrt. Man muss nur wissen in welcher Ecke man es findet und wie viel man dafür bezahlt. Handeln ist angesagt, auch für den kleinen Snack zwischendurch. Diesen findet man in Form von kleinen Fleischspießen, gegrillten Hühnchenschenkeln, Suppe, Obst und anderen Leckereien überall zwischen den Ständen. Die laotischen Freundinnen helfen beim Handeln und dabei, den Weg zwischen all den Waren nicht zu verlieren.
Frauen dürfen die buddhistischen Mönche nicht berühren, passiert es doch, müssen sich die Mönche komplizierten Säuberungsritualen unterziehen. Also machen wir in den engen Gängen des Marktes Platz für sie, die wenn sie hier ab und an durchschlendern.

Wie schnell die Zeit doch beim Bummeln vergeht. Beim Verlassen des Morgenmarktes ist schon Büroschluss. Rush Hour, wir kämpfen uns durch das Gewirr von Bussen, Autos, Motorrädern und Menschen, die Karren über die Straße schieben. Chai Yen Yen, chai yen yen - ruhig bleiben, wir sind doch im Urlaub. Gemäß dem laotischen Lebensmotto Het Bun – dai Bun [Tue Gutes und dir wird Gutes widerfahren] lassen wir alle passieren, die den Eindruck erwecken, dass sie es eilig haben.

Wir machen uns auf in Richtung des kleinen Parks am laotischen l’Arc de Triomphe. Patuxay heißt wörtlich übersetzt so viel wie „Siegestür“. Farbige Wasserlichtspiele in dem neu angelegten Brunnen in Kombination mit Musik zaubern fast schon eine romantische Atmosphäre. Laotische Liebespaare und Familien flanieren in dem kleinen Park umher, bestaunen die Lichter – inzwischen ist es dämmrig geworden – und machen Fotos ohne Ende.

Sonnenuntergang am Mekong

Dann schnell aufs Moped schwingen und hinunter an den Mekong gesaust. Die dirt road bis ans Ende durchgebrettert, vorbei an anderen Mopeds ohne Licht, Kellnern, die das Essen über die Straße tragen und umherirrenden Hühnern ausgewichen, erreichen wir gerade noch rechzeitig die Sunsetbar, das letzte der langen Reihe von Restaurants am Mekongufer. Ein eiskaltes Beer Lao gezischt, das tut gut. Von hier aus ist der Sonnenuntergang fantastisch zu beobachten. Die letzten Sonnenstrahlen spiegeln sich im Mekong, und mittendrin im Sonnenuntergang wir - auf einer Holzterrasse über dem Mekong.

Als Abendaktivität steht ein Zirkusbesuch auf dem Programm. Wir reißen uns vom Sonnenuntergang los, der Mekong liegt jetzt auch schon im Dunkeln, nur die Lichter aus Thailand, das auf der anderen Uferseite liegt flirren bunt herüber. Am Zirkus ist viel los. Die Artisten jonglieren mit Tellern, Hunde treten auf und zwei Clowns im Stil von Dick und Doof machen Scherze. Kinderlachen halt durch die Manege. Wie einfach Kinder doch glücklich zu machen sind. Man wird zurückversetzt in die eigene Kindheit.

Als krönenden Abschluss des Kurzurlaubs genehmigen wir uns noch einen Absacker in der Cocktailbar Jazzy Brick. Der Name ist Programm, die Wände sind aus Ziegelsteinen. Hier braucht man eine Jacke, weil die Air-Con auf „Freezing“ eingestellt ist. Dafür stimmt die Atmosphäre, es gibt nette Musik und die Bedienungen mixen so ziemlich jeden gewünschten Cocktail.

Gut erholt und zufrieden nach einem ereignisreichen und doch erholsamen Stadttag geht’s zurück nach Hause, ein Weg von kaum zehn Minuten.

Wie was, Laos hat keinen Zugang zum Meer? Das macht eigentlich gar nichts.
   







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