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Nie wieder chinesische Küche
REISE | UNTER VIER AUGEN (09.03.2009)
Von Michael Billig
Dieses Restaurant ist einmalig. „Luang Prabang – der Laote“. Das Logo einer bekannten deutschen Altbier-Marke – wir sind in Düsseldorf – prangt am Eingang. Drinnen stehen Beerlao und exotische Spezialitäten auf der Karte. An einem Tisch sitzt der Chef des Hauses: Sisagouane Vongsay (45).

Intro (16 sec.)



Was riecht denn hier so gut?

Vongsay: Die Gäste haben Massamann bestellt. Das ist rotes Curry, den wir selber kreieren. Nicht wie in Thailand, sondern mit Erdnusspaste- und stücken und Gemüse.

Kommen auch viele Laoten zu Ihnen?

Vongsay (lacht): Die Leute, die hier arbeiten, sind fast alle Laoten. Es ist ja auch ein Familienbetrieb. Aber unter den Gästen sind selten Laoten. Wir Laoten sind in Deutschland ja nur knapp über 4.000.

M. Billig

Sisagouane Vongsay führt seit zwei Jahren ein laotisches Restaurant in Düsseldorf. Im Alter von 16 ist Vongsay nach Deutschland gekommen, arbeitete als examinierter Krankenpfleger, ehe er sich als Gastronom selbständig machte. (c) M. Billig

Wie viele laotische Speisen haben Sie auf der Karte?

Vongsay: Eine Seite voll, so etwa zehn Gerichte.

Ihr Restaurant heißt „Luang Prabang“. Warum haben Sie es nicht nach der laotischen Hauptstadt Vientiane benannt?

Vongsay:Vientiane ist nicht so bekannt wie das Weltkulturerbe Luang Prabang. Als ich vor acht Jahren, das erst mal vorhatte, ein laotisches Restaurant aufzumachen, hat meine Frau gelacht. Es gibt Hemmungen, dass die laotische Küche ganz unbekannt ist und keine Gäste kommen. Deswegen heißen von Laoten geführte Restaurants oft auch Thai-Lao oder Lao-Thai.

Was verbindet laotische und thailändische Küche?

Vongsay: Die Gerichte mit rotem und grünen Curry, wie sie früher nur im königlichen Palast serviert wurden, gibt es in Laos auch, aber nur ein- oder zweimal im Jahr. Das laotische Nationalgericht ist Laab und das gibt es auch bei uns im Restaurant.

Laab, was ist das?

Vongsay: Laab heißt Glück. Das gibt es zu jedem Anlass, der Glück bringt. Laab ist Klebreis mit Fleisch. Ich stamme aus Südlaos und wir mögen es am liebsten mit dünngeschnittenen Pansen, Kuhmagen. Der wird in bestimmten Kräutern gekocht, damit er seinen intensiven Geruch verliert.

Servieren Sie Pansen auch hier?

Vongsay: Hier nicht. Hier gibt es Laab auf eine andere Art und Weise. Aber der Geschmack ist original. Das Wichtigste beim Laab ist der geröstete Klebreis. Ansonsten ist es kein Laab. In den laotischen Reisplantagen wird zu 60, 70 Prozent Klebreis angepflanzt.

Haben Sie als Gastronom gleich mit laotischer Küche angefangen?

Vongsay: Nein, ich habe in meinem ersten Restaurant chinesische Küche angeboten, und die kann ich überhaupt nicht. Das hat mich extrem gestört.

Versuchen viele Asiaten hierzulande mit einem chinesischen Restaurant ihr Glück, obwohl sie keine Chinesen sind?

Vongsay: Ziemlich viele, der größte Teil sind Vietnamesen. Ihre Küche ist sehr ähnlich. Mein Stolz sagt mir, dass ich nie wieder chinesische Küche machen werde. Lieber gehe ich mit laotischer Küche unter. Oder mit Thai. Thailändische Küche habe ich auch gemacht, weil sie bekannter ist - und weil ich die Sprache spreche.

Nach Thailand fahren die Deutschen in den Urlaub.

Vongsay: Ja. Sie fahren zehnmal nach Thailand, aber nicht nach Laos. Warum? Weil es nicht am Meer liegt.

Aber in der laotischen Tempelstadt Luang Prabang tummeln sich viele Touristen. Zumindest so viele, dass das nicht jeder begrüßt. Kritiker sagen, Luang Prabang verliere durch Hotels, Restaurants und Touristen seine religiöse Identität. Teilen Sie diese Einschätzung?

Vongsay: Da stellt sich die Frage: Möchten wir dieses Weltkulturerbe mit einem Ballon umhüllen? Klar, dass die Touristen von der Äußerlichkeit her stören. Aber ich denke, dass die Mönche, die dort leben und sich dort bewegen, sich nicht von fotografierenden Touristen stören lassen. Ihre Stärke ist der Glaube. Die Touristen bringen Wissen, bringen Entwicklung. Die Bewohner müssen lernen, damit umzugehen. Die Hoteliers müssen ihre Nachbarn an der Entwicklung teilhaben lassen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weiterführende Links
http://www.luang-prabang.net/Restaurant Luang Prabang - der Laote
   







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