Schillernde Zeiten
KULTUR | KULTURSTADT (15.05.2005)
Von Marcus Häußler † | |
Wohin man geht, es schillert dieser Tage im thüringischen Weimar. Anlass gibt der 200. Todestag des Dichters und als ob dies ein Grund zum Feiern ist, säumen Bierzelte und Imbissstände schon einmal die Alleen der Kulturstadt. In diesem Jahr finden die Gedenktage des Festivals noch bis zum 19. Mai statt. An drei Punkten der Schillerstraße sind Bühnen errichtet, auf denen Schüler der Stadt ihren Beitrag zum diesjährigen Schillerjahr leisten. Ein Chor aus zwei Dutzend Mädchen und Burschen trällert Variationen zu Schillers "Ode an die Freude". 100 Meter weiter direkt vor dem gelben Wohnhaus des Dramatikers rappen zwei Jungs zur Musik aus den dröhnenden Boxen. Einige Leute sind um sie gescharrt und lauschen dem Liedtext: "Wir brauchen keinen be*** Polizeistaat, jeder weiß das, jeder weiß das ...", säuselt es in die Ohren. Das Publikum wiegt sich im Rhythmus der Musik. Nebenan steht ein Streifenwagen und wacht über das Getümmel. Gegen 19 Uhr löst sich die Ansammlung von Menschen auf der Promenade. Die Musikanlagen werden von fleißigen Roadies abgebaut. Eine Stunde später werden die Bürgersteige eingefahren und hochgeklappt. In der Stadt herrscht eine gähnende Leere. Unversierte Touristen, die sich dennoch nächtens in der Innenstadt aufhalten, riskieren, die Orientierung zu verlieren und in düstere Spelunken verschleppt zu werden. "Räuber und Gendarmen" sind nicht nur beim Schillerfestival '05 willkommen. In der Museumsnacht am 22. Mai stehen den Besuchern mehr als 50 Galerien, Kirchen und Museen der Stadt zum Einheitspreis von 5 ? offen. Selbstverständlich ist auch das Schiller-Nationalmuseum für Gäste zu besichtigen. Tags zuvor, am 21. Mai, öffnen Ausstellungen in Erfurt und Jena ihre Tore für Kunstliebhaber und Interessierte. |