10. Big Brother Award für größte Datensammler der Nation
GESELLSCHAFT | IM RAMPENLICHT (15.10.2009)
Von Michael Billig | |
Im Kampf für Bürgerrechte greift der Verein FoeBuD zu ungewöhnlichen Mitteln. Er hat einen Preis ausgelobt für die größten Datensammler der Nation. Einer der ersten Gewinner dieses so genannten Big Brother Awards war Hartmut Mehdorn. Die Videoüberwachung an Bahnhöfen hatte dem Ex-DB-Chef diese wenig schmeichelhafte Ehrung eingebracht. Am 16. Oktober wird der Award zum zehnten Mal verliehen. Auf der Liste der bisherigen Preisträger stehen noch andere klangvolle Namen. Politiker kommen beispielsweise jährlich für einen Big Brother Award in Frage. Otto Schily und Brigitte Zypries haben ihn schon einmal abgeräumt. Schily unter anderem für die Einführung des biometrischen Reisepasses, Zypries für den Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung. Der aktuelle Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ist bislang ohne Award. Das macht ihn aber für die diesjährige Verleihung am Freitagabend in Bielefeld zu einem ganz heißen Kandidaten. Unternehmen und Behörden preisverdächtig Doch die mehrköpfige Jury - bestehend aus Mitgliedern verschiedener Organisatonen wie der Humanistischen Union oder dem Chaos Computer Club - hat nicht nur in der Kategorie "Politik" über Gewinner zu entscheiden. "Arbeitswelt", "Verbraucher", "Technik" und "Kommunikation" heißen weitere Sparten, in denen auch Unternehmen und Behörden einen Award einheimsen können. Besonders erfolgreich im Sammeln von Daten der eigenen Mitarbeiter tat sich Lidl hervor und wurde dafür 2004 mit einem Preis gewürdigt. Das war noch bevor die breite Öffentlichkeit von den Überwachungsmethoden des Lebensmittel-Discounters Kenntnis nahm. Für den Award für Lidl gab es der Jury zufolge eine Vielzahl von Gründen: "Besonders auszeichnungswürdig erschien der Jury die heimliche Videoüberwachung in einigen der deutschen Filialen und, dass menstruierende Mitarbeiterinnen in Filialen in Tschechien zum Tragen eines Stirnbandes verpflicht worden sind, damit sie die Toilette auch außerhalb der Pausen aufsuchen durften." Doch für den Menschen mit dem Künstlernamen padeluun, einem der Initiatoren des Big Brother Awards, sind die großen Skandale nicht einmal das Schlimmste. "Viel schlimmer ist, wie beiläufig und selbstverständlich heutzutage Daten gesammelt werden", sagt er auf Nachfrage von iley. Den Preis haben er und seine Mitstreiter 2000 ins Lebens gerufen. In Anlehnung an den Roman "1984" von George Orwell, in dem der Autor die negative Utopie eines Überwachungsstaates zeichnet, haben sie ihn Big Brother Award getauft. Wer dieses Jahr zu den Preisträgern gehört, wird iley noch am Freitagabend verraten. |