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Augen auf für die Jugend
GESELLSCHAFT | WAS SCHULE MACHT (15.04.2006)
Von Tim Köhler
Die altbekannte Jamba - Werbung könnte bald erweitert werden: "Sei cleverer als dein Lehrer! Schicke 110 an 112 und hol dir den coolen Bildschirmhintergrund: Handy aus!".

Warum sollte jemand einen Bildschirmhintergrund bestellen, der einem Betrachter vorgaukelt, dass Handy wäre ausgeschaltet? Ganz einfach: Schüler nehmen Gewaltvideos mit ihren mobilen Telefonen auf oder verabreden sich per SMS zu Massenschlägereien. Um das zu verhindern, sollen Handys im Unterricht ausgeschaltet werden.

Rütli-Schule

Dass Lehrkräfte keinen einfachen Beruf haben, steht schon länger fest. Dass sie nun aber mit einem Handy in die Klasse gehen müssen, um schnell Hilfe holen zu können - dass ist ein neuer Aspekt. Eine Hauptschule in Berlin zieht momentan durch einen Offenen Brief an die Schulaufsicht (siehe Link am Ende der Seite) die Aufmerksamkeit auf sich.

In dem Brief ist unter anderem davon die Rede, dass die Schüler/innen vor allem damit beschäftigt sind, sich das neueste Handy zu organisieren und das Interesse am Lehrstoff vollkommen zum Erliegen gekommen ist.

Fotomontage aus versch. Fotos von photocase.com

Gewalt an deutschen Schule ist keine Seltenheit. Iley rät zu Handy-Kreativitäts-Kursen. (c) Fotomontage aus versch. Fotos von photocase.com

Damit wurde ein Presserummel losgetreten. Plötzlich bemerkt die ganze Welt, dass das mit den Handys in der Schnule komische Ausmaße annimmt. Kinder filmen sich, wenn sie andere Kinder verhauen. Auf dem kleinen Handy-Display kommt das ziemlich krass und realistisch rüber. Kannst du mir das mal schicken? Klar, haste Bluetooth? Logo, ist das neue Nokia 8.X1Hd8. Hab auch noch eine Speicherkarte dazu, da passen tausend MB drauf. Echt. Cool. Zeig mal her.

Technisch gesehen toppen die neuen Handys jede Baumarktdigitalkamera. Neben Aufzeichnen von Videoclips in anspruchsloser Qualität bis hin zur polyphonen Wiedergabe von MP3s bieten aktuelle Geräte viele Funktionen auf kleinstem Raum.

Die Handhabung unterscheidet sich mehr oder weniger je nach Hersteller. Ein Lehrer hätte niemals die Chance, die Handys von 30 Schülern zu überprüfen - sind sie nun wirklich alle aus? Halbherzige Lösungen, wie etwa die Verwendung eines Handys im Unterricht oder in der Schule zu verbieten, sind somit bereits von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Während sich die Volksvertreter im Bundestag gegenseitig beschuldigen, die Augen zu lange vor dem Problem verschlossen zu haben und sich dabei keinen Zentimeter von der Stelle bewegen, soll hier und jetzt Platz für einen anderen Ansatz sein.

Der Handy-Kreativitäts-Kurs

Der Handy-Kreativitäts-Kurs findet zweimal wöchentlich nach dem Unterricht in der Schule statt. Eine Teilnahmepflicht besteht nicht.

Im Kurs werden die Schüler auf einen Wettbewerb vorbereitet, in dem sie Regisseur eines Kurzfilms werden. In Teamarbeit verfassen sie ein Drehbuch, welches dann mit einem Fotohandy aufgenommen wird. Jede Schule erhält eine kleine Kamera zum Ausleihen für Schüler, die kein Fotohandy besitzen.

Begleitend zum Kurs erstellen Fachkräfte des Bundes Informationsseiten im Internet, auf denen sich die Schüler in Foren austauschen und Tricks veröffentlichen können.

Die besten Kurzfilme werden prämiert und in einer Veranstaltung, zu der auch die Eltern eingeladen werden, vorgestellt. Im Internet stehen die besten Filme aller Schulen auf einer Seite zum Download bereit. Die Besucher der Seite können die Kurzfilme bewerten und kommentieren.

Diese Idee löst sicher nicht alle Probleme vor die Schulen heute gestellt werden. Aber vielleicht könnte ein solches Projekt jungen Menschen wieder die Grundidee einer Schule näher bringen.

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