Jakob von Uexküll: Das Nobelkomitee ist naiv
UMWELT | UNTER VIER AUGEN (20.12.2008)
Von Sarah Khalil | |
Ursprünglich war Jakob von Uexküll, 64, Mitglied des Nobelkomitees. Aufgrund größerer und zunehmender Umweltprobleme schlug er vor, zwei neue Preise für den Bereich Ökologie einzuführen. Dies wurde abgelehnt. Also nahm er die Sache selbst in die Hand und gründete den inzwischen renommierten Right Livelihood Award. Drei Fragen an ihn: J. von Uexküll (c) rightlivelihood.org Uexküll: Nicht direkt, aber er ist eine Alternative. Wenn das Nobelkommitee so naiv ist und wie im vergangenen Jahr, einen Gentechniker auszeichnet, dann ist das nicht fortschrittlich. Auch die diesjährige Vergabe des Friedensnobelpreises an den ehemaligen finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari ist nicht besonders fortschrittlich. Herr Ahtisaari ist ein ehrenwerter Mann, aber er versucht die Konflikte durch die gleichen patriarchalen Strukturen zu lösen, die hinter diesen Konflikten stehen. Da muss er sich fragen lassen, warum er die Frauen in den Ländern, in denen er vermittelt, nicht mit in den Friedensprozess einbezieht und warum sie nicht die gleichen Rechte haben sollen wie in dem Land, aus dem er kommt. 2. Auch in diesem Jahr werden wieder überwiegend Frauen mit dem Preis geehrt. Ist Frauenförderung ein Ziel des Preises? Uexküll:Wir geben uns Mühe, jedes Jahr mindestens eine Frau zu ehren, auch als Signal an die Jurys anderer Preise, die die Arbeit ignorieren, die Frauen leisten. Vor allen Dingen wollen wir uns aber nicht in eine kulturelle Zwangsjacke stecken lassen. Es wäre zum Beispiel unvorstellbar, dass ein Vertreter der Akupunktur den Nobelpreis für Medizin bekommt, obwohl diese ja schon seit Jahrhunderten hilft und finanzierbar ist. Das spricht nicht gegen den Medizin-Nobelpreis. Aber wir verstehen uns auf diesem Gebiet als Ergänzung. 3. Der Right Livelihood Award will auch Konzepte für eine bessere Zukunft ehren. Welche Forschungs- und Arbeitsgebiete haben ihrer Meinung nach künftig große Bedeutung? Uexküll:Der Klimawandel wird das beherrschende Thema sein. Wir haben schon 2002 den Solarforscher Martin Green ausgezeichnet. Er hat jedoch zum Beispiel nicht den Nobelpreis für Physik bekommen, obwohl er auf diesem Gebiet forscht. |