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In Sinn-Haft
KULTUR | SOCKS POPULI (16.03.2010)
Von Denis Mohr
Was ist der Sinn des Lebens? Nun, spontan geantwortet: Eine gewaltige Glasphiole voll Erdbeersirup, aufgebahrt auf einem wolkenumkränzten Berggipfel an einem Tag, an dem die Bahn mal wieder zu spät kommt.

Oder kürzer: Keine Ahnung. Woher auch? In knappen zweitausendvierhundert Jahren westlicher Kulturgeschichte, von Diogenes in der Tonne bis zu Gottschalk auf dem Wettsofa, haben sich Denker und Henker die Neuronen wundgegrübelt, um eine zufriedenstellende und allgemein akzeptierte Antwort auf diese Frage servieren zu können. Ergebnis: Nichts Verbindliches! Möglicherweise ist die Frage einfach falsch gestellt. Was soll auch schon der Sinn sein? Was ist überhaupt Sinn? Wer kann da helfen? Religion? Philosophie? Biologie? Ökonomie?

Vielleicht gibt es wirklich keinen Sinn von gar nichts, wie einge verbitterte schwarzsehende Franzosen im frühen 20. Jahrhundert meinten. Diese These lässt sich nur durch Beobachten und Sammeln untermauern. Daher nun eine kleine, nicht streng wissenschaftlich durchgeführte Demonstration. Dinge, die sinnlos sind, sind: Plastikschuhlöffel in der Form eines Schnabeltiers, Wadenkrämpfe, Zeckenbisse, Gedichte über Tischtennisbälle, Tischtennisbälle, Dadaismus, Kriegstreiberei, eine neue Welttournee der Rolling Stones, nicht wiederverschließbare Milchbeutel, tropfende Wasserhähne, essbare Unterwäsche, Kaffeesatzlesen, Botoxbehandlungen, Haare auf den Fußzehen, Tatowierungen, die tatsächlich den Schriftzug "Mutter" enthalten, Dokusoaps über ledige Landwirte im Privatfernsehen, Ufosekten, die Debatte über den besten James-Bond-Darsteller aller Zeiten, die Farbe Zinnoberrot, Schlankheitswahn, Taktstöcke, Schinken, der nach Käse schmeckt, Käse, der nach Schinken schmeckt, perlmuttbesetzte Langhaarbürsten, Bienenwachskerzen, Nahost-Friedenskonferenzen, Graupelschauer und nahezu alle Lieder von Modern Talking.

Irgendwie ist jetzt der rote Faden verloren gegangen. Leider sind wir durch diese Aufzählung der Frage nach dem Sinn des Lebens keinen Schritt näher gekommen. Aber mal ehrlich, das war auch nicht zu erwarten und wäre wahrscheinlich etwas viel verlangt, oder? Übrig bleibt die Feststellung, dass jeder sich diesem Problem für sich selbst stellen muss, dass es keine pauschalen Antworten gibt, dass nach dem Spiel immer vor dem Spiel ist, vor allem bei diesem Spiel, und dass perlmuttbesetzte Langhaarbüsten eigentlich doch gar nicht so sinnlos sind. Die schillern so schön.
   





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