Auf den Hallenböden und an den Sandstränden Europas
SPORT | MIT SPIELWITZ (15.06.2008)
Von Denis de Haas | |
Fängt ein Kind mit Fußball an, hat es große Träume: Gegen einen Star wie Diego spielen. Auch produziert das Kopf-Kino junger Kicker Szenen, in denen sie auf der ganzen Welt auf Torejagd gehen. In den meisten Fällen zerplatzen die Träume wie Seifenblasen. Für Constantino Ruggio, Julian Offermann und Tomasz Luzar sind sie jedoch wahr geworden - in der Halle und auf Sand. Der 26-jährige Luzar war in der Jugend ein talentierten Torwart. Als er ins Seniorenalter kam verlor er aber die Lust am Fußball auf großem Feld. 2003 nahm er in Münster das Studium der Landschaftsökologie auf. In der neuen Heimat suchte er auch eine neue Sportart und wurde fündig. Über den Hochschulsport kam er zum Futsal. Nach wenigen Monaten war seine große Leidenschaft für diese Hallenfußball-Variante geboren. Mit Futsal auf Europatournee Luzar heuerte beim UFC Münster an und daraus entwickelte sich eine regelrechte Erfolgsstory. Auch durch die Anmeldung talentierter Spieler wie Ruggio und Offermann, die ebenfalls fürs Studium nach Münster kamen, wurde der UFC zu einer Hausnummer. Der Club um Spielertrainer Georg von Coelln feierte viele nationale Titel und vertrat die Universität der Stadt bereits auf internationalen Turnieren in Serbien, Zypern und Portugal. Im April dieses Jahres gewann der UFC zum zweiten Mal den DFB-Futsal-Cup. Beim Finale in Mülheim an der Ruhr waren die Münsteraner das Maß der Dinge. Sie sicherten sich damit das Ticket für ein weiteres internationales Turnier. "Es ist schon toll, so viele Reisen zu unternehmen und dabei seinem Hobby frönen zu können", gesteht Luzar, der dafür auch drei Trainingseinheiten pro Woche gern in Kauf nimmt. Futsal hat seinen Ursprung in Südamerika. Der Name kommt von dem portugiesischen Ausdruck "futebol de salao" (Hallenfußball). Erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts schwappte die Futsal-Welle nach Deutschland über. Durch TV-Übertragungen stieg das Interesse an der Sportart, deren Kennzeichen die fehlende Bande und der sprungreduzierte Ball ist. Diesen versuchen die vier Feldspieler im Handballtor zu versenken. Hungrige Spieler statt Mill und Bein Mittlerweile zelebriert man in Europa auch noch einen anderen Ableger des klassischen Fußballspielens: Beachsoccer. Die deutsche Auswahl hinkte den Spitzenmannschaften lange hinterher, das Konzept, auf Altinternationale zu bauen, trug keine Früchte. Ex-Bundesligaspieler wie Frank Mill und Uwe Bein erhalten jetzt keine Einladung mehr. "Wir bauen auf hungrige Spieler", sagt Eddie Löwen. Der Spielertrainer der DFB-Beachsoccer-Nationalmannschaft sichtet deswegen auch in der Halle. Beim DFB-Futsal-Cup fielen ihm das Trio aus Münster auf. Ruggio, Offermann und Luzar flatterte prompt eine Einladung zum Trainingslager ins Haus. Dort wussten sie Löwen zu überzeugen, Julian Offermann flog zwei Wochen später sogar mit dem Nationalteam nach Alicante. An der spanischen Mittelmeerküste versuchte sich die DFB-Auswahl, für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Eine unglückliche Achtelfinale-Niederlage gegen Griechenland durchkreuzte Offermanns Pläne. "Das Ausscheiden war schon bitter", gab sich der Blondschopf später bedrückt. Elegante Lupfer und wunderschöne Fallrückzieher Nach dem Rückflug in die Heimat wartete aber ein Trostpflaster auf Offermann. Am Essener Baldeneysee trat das Nationalteam zu einem Charity-Spiel an. Die gegnerische Mannschaft formierte sich um keinen geringeren als Diego von Werder Bremen. Dieser hatte seine Teamkollegen Naldo und Patrick Owomoyela von der Weser mitgebracht. Auch der Schalker Rafinha und Dortmunds Dede folgten Diegos Einladung. Beim Charity-Spiel in Essen trifft Julian mit der deutschen Beachsoccer-Auswahl auf Diego (10). (c) werder.de Am Ende setzten sich Diego und seine Freunde mit 4:2 durch, obwohl sie bis kurz vor Abpfiff noch 1:2 zurücklagen. "Die waren zum Schluss einfach cleverer", gab Offermann zu, der sich dennoch freute, mit diesen Stars auf dem Platz gestanden zu haben. |