Zur aktuellen Ausgabe    
   
 
   
Positive Nachrichten aus Montreal
UMWELT | LICHTBLICKE (15.12.2005)
Von Janita Tönnissen
Die 156 Mitgliedsstaaten der UN-Klimakonferenz einigten sich auf einen Ausbau des im Jahre 2012 auslaufenden Kyoto-Abkommens. Wer allerdings zukünftig wie stark zum Klimaschutz beitragen soll, bleibt offen. Dennoch,

... der Klimaschutz hat eine Zukunft bekommen. Nicht allein aufgrund der wachsenden Zahl an klimatisch bedingten Katastrophen. Viel wichtiger war wohl die langfristige Absicherung des Handels mit Kohlendioxid-Zertifikaten, in die viele Unternehmen investiert haben.

Weitere Lichtblicke im Umweltschutz

Gute Nachricht aus der Nordsee
In der Nordsee leben wieder mehr Wale und Delfine. Befragt wurden hierzu Fischer, die Wal- und Delfinarten sehr gut identifizieren können und schon jahrzehntelang zur See fahren. Nach diesen Angaben wurden 43% mehr Wale und Delfine gesichtet als noch vor zehn Jahren. 12% der gesichteten Tiere waren Rundkopfdelfine, die normalerweise im Mittelmeer leben. Ihr Auftreten hängt mit der Temperaturzunahme der Nordsee zusammen, aber auch mit der Zunahme von Tintenfischen, der Hauptnahrung der Rundkopfdelfine.

Hoffnung für den Bengalgeier
Die letzten Bengalgeier Indiens drohten durch die indirekte Aufnahme eines Medikamentes namens Diclofenac auszusterben. Diclofenac wird bei Rindern gegen Schmerzen und Entzündungen eingesetzt. Da sich die Geier oft an verendeten Tieren sattfressen, nehmen sie auch Rückstände dieses Medikaments auf. Bei den Bengalgeiern führt dies jedoch zu Nierenversagen. Nun hat die indische Regierung eingegriffen: Die Anwendung von Diclofenac ist nun per Gesetz verboten. Es wird allerdings ein paar Jahre dauern, bis das letzte mit Diclofenac verseuchte Rind verschwunden ist.

Das Peace-Park-Projekt
Als in Johannesburg 2002 die Weltkonferenz für nachhaltige Entwicklung stattfand, bewies der Gastgeber Südafrika, wie es gelingen kann, den Kampf gegen die Armut und den Schutz der Umwelt zu vereinen. Im Rahmen des Peace-Park-Projektes werden Schutzgebiete über Landesgrenzen hinweg errichtet. Das ermöglicht den Tieren erstmalig, auf ihren ursprünglichen Routen zu wandern. Vorraussetzung für solch einen länderübergreifenden Park ist Frieden mit dem Nachbarland. Der erste Peace-Park, der Kgalagadi Transfrontier Park in Botswana und Südafrika, wurde im Mai 2000 eröffnet.

Flugreisen ohne schlechtes Gewissen
Wer bei dem Projekt "Atmosfair" mitmacht, zahlt freiwillig für die von ihm verursachten Klimagase. Die Menge an Treibhausgasen, die den Emissionen des Fluges entspricht, wird dafür an anderer Stelle eingespart. Das Geld aus dem Projekt wird vorwiegend in Ländern des Südens investiert, wie z.B. in Rio de Janeiro. Dort wird nun aus Abfällen Strom erzeugt. In Indien wurden in Schulen, Krankenhäusern und Meditationszentren solarthermische Großküchen eingerichtet und damit jährlich 570 Tonnen CO2 eingespart.

Der Elfenbeinschnabelspecht lebt!
Dieser Specht stand Pate für DisneyŽs Woody Woodpecker, doch galt das Original seit 1944 als ausgestorben. Nun haben Vogelkundler den Elfenbeinschnabelspecht in den sumpfigen Wäldern von Arkansas beobachtet; auf dem Standbild eines Videos konnte er eindeutig identifiziert werden. Der Specht ist mit seiner armlangen Spannweite der größte Nordamerikas.

Erdwärme als große Chance
Erdwärme (Geothermie) birgt ein riesiges Potential: um Strom zu erzeugen, ist nur heißes Wasser nötig. In der Erdkruste gibt es heiße Wasservorkommen mit Temperaturen über 100°C, doch meist liegen diese Vorkommen zu tief. In Deutschland gibt es zwei Regionen, die sich besonders gut für eine geothermische Nutzung eignen, denn hier befindet sich das Wasser nur in 2 000 bis 4 000 Metern Tiefe: der Oberrheingraben und das Alpenvorland. Die größten Pilotprojekte werden derzeit in Unterhaching (3,9 Megawatt) und Offenbach in der Pfalz verwirklicht (5 Megawatt).

China als Klimagröße
China beheimatet ca. 1,5 Milliarden Menschen, und schon heute ist das Land der weltweit größte Emittent an Schwefeldioxid und nach den USA der zweitgrößte CO2-Produzent. In den letzten 15 Jahren wuchs Chinas Wirtschaft um 200%, bis 2020 wahrscheinlich auf 300%. Dieser Boom braucht Energie. Das Land setzt zwar auf Solarstrom, Biogas, Wind- und Wasserkraft, doch solange diese Pläne nur gute Absichten bleiben, stellt China eine der größten Gefahren für das Klima dar. Solange die USA beim Thema Klimaschutz außen vor bleiben, werden auch die chinesischen Verhandlungsführer nicht bereit sein, rechtlich verbindliche Reduktionsziele zu akzeptieren. China ist also das Zünglein an der Waage.

Bio-Glühbirne
In 15 Jahren könnte es organische Glühbirnen geben, die bei größerer Leuchtkraft und geringerem Energieverbrauch ein Vielfaches länger halten als herkömmlich Glühlampen. In dem Forschungsprojekt OLLA arbeiten Experten von 20 europäischen Firmen und Instituten an der Entwicklung einer organischen Leuchtdiode. Das Prinzip stammt aus der Natur: Tiere mit Leuchtorganen besitzen Substanzen mit Halbleitereigenschaften, die die sogenannte Biolumineszenz erzeugen. Aus solchen Stoffen sollen 100 Nanometer dünne Schichten entstehen, die durch anliegende Elektroden zum Leuchten gebracht werden.

Solarlichter statt Petroleum
Zwei Milliarden Menschen weltweit haben keinen Strom. Allein in Afrika sorgen daher 50 Millionen Petroleumlampen für Licht. Jede benötigt rund 35 Liter Petroleum pro Jahr, und jeder Liter kostet 1 Euro. Eine bayrische Berufsschule sorgt mit ihrem Know-how für eine Alternative: Lehrer, Schüler und Elektroingineure haben das Solarprojekt-Freilassing gegründet. In diesen Werkstätten bauen die Helfer ehrenamtlich Solarlampen und -kocher und geben diese zum Selbstkostenpreis als Bausätze in Entwicklungsländer. In Tansania konnte nun eine Werkstatt gegründet werden, in der Afrikaner in der Fertigung der Geräte ausgebildet werden. In über 20 Ländern sind bereits 4 000 Lampen im Einsatz.

Kuba - Biolandbau als letzte Hoffnung
Jahrzehntelang wurde auf Kubas Äckern hauptsächlich Zuckerrohr angebaut, gesponsort durch billige Düngemittel und Pestizide aus der Sowjetunion. Nur wenige Nahrungsmittel wurden im Land selbst angebaut, das meiste eingekauft. Doch mit dem Zusammenbruch der roten Weltmacht fielen die preiswerten Importe weg, die Einnahmen aus dem Zuckerrohr-Export wurden immer geringer, eine Hungersnot drohte. Aus Mangel an Alternativen gab die kubanische Regierung den Weg frei für Öko-Landbau. Statt auf industrielle Anbaumethoden setzt man nun auf kleinräumige, personalintensive Agrarkultur - mit sagenhaften Produktionssteigerungen. Aus der Not wurde eine Tugend.

Gleiche Rechte für alle!
Das Kyoto-Protokoll regelt den Emissionshandel zwischen Staaten. Arme Länder mit geringer Wirtschaftskraft aber hoher Bevölkerungszahl könnten ihre Emissionsrechte an Länder wie Japan, Deutschland, China oder den USA verkaufen, und damit zu einer neuen Einnahmequelle kommen. Obwohl beispielsweise auf dem indischen Subkontinent ein Sechstel der Weltbevölkerung lebt, verbrauchen diese Menschen nur 4% der weltweiten Energie. Wenn festgelegt wird, dass dieses Geld zweckgebunden für alternative Energieprojekte ausgegeben werden muss, könnte das Geld aus dem Westen nicht nur dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu senken, sondern auch Entwicklungsländern helfen, von Ölimporten unabhängig zu werden.

Car Sharing
Da durch Car Sharing das Autofahren auf seinen sinnvollsten Zweck beschränkt wird - nämlich auf eine flexible Option, wenn es keine bessere Alternative gibt - trägt es zur Gesundung der Städte bei. Pro geteiltem Wagen können vier Privatwagen von den verstopften Straßen verschwinden. Weltweit liegt die Teilnehmerzahl erst bei etwa 200 000, doch es werden immer mehr. Ausgerechnet Bill Ford, Aufsichtsradvorsitzender der Ford Motor Company, erklärte einer britischen Zeitung gegenüber, dass der Tag kommen werde, an dem die Vorstellung vom eigenen Auto antiquiert sei. Wenn man in einer Stadt lebe, dann müsse man kein eigenes Auto besitzen.

Recycling-Vorbild Xerox
Immer mehr Elektrogeräte- und Automobilhersteller in Europa achten bei der Fertigung der Produkte darauf, dass sie leicht zerlegbar sind, und kennzeichnen die chemische bzw. metallische Zusammensetzung der einzelnen Bauteile. Im Jahr 2001 konnte Xerox 95% der zuvor zurückgeschickten Geräte entweder recyceln oder wieder verwenden. Ein solches "Demontage-Design" spart bei Wiederverwendung einzelner Teile nicht nur Produktionskosten, sondern ist für eine nachhaltige Wirtschaft von zentraler Bedeutung.
   




Unsere Texte nach Ressorts
GESELLSCHAFTPOLITIKKULTURREISEUMWELTWIRTSCHAFTSPORT
Ein sächsisches Dorf kann auch andersNewtons zweiter SiegWo Nachbarn zur Familie gehörenNur kein zweites KreuzviertelLiebe über den Tod hinausJede Fahrt eine DrogenfahrtEine Million Euro für die Cannabis-LobbyArmutszuwanderung? Eine Untergrunddebatte!Mails verschlüsseln leicht gemachtVerschlüsseln - eine Notlösung Soziale Demokratie geht auch ohne SPDBedingt verhandlungsbereitDas vergessene Massaker von AndischanDas Ende von Lüge und SelbstbetrugGeteiltes Volk einig im Kampf gegen IS-TerrorDie Urkatastrophe und wirDas Ende rückt immer näherNeue Regierung, neue Krisen, neue FehlerMerkels neues WirHausfotograf der deutschen Sozialdemokratie Liebeserklärung eines Linksträgers. Oder...Mit der Lizenz zum AusrastenDer beste Mann für Afghanistan"Weil sie auch nur Opfer sind"Gestatten, Gronausaurus!Missratenes PashtunenporträtDie Band LilabungalowWo Leibniz und Wagner die Schulbank drücktenHitler in der Pizza-SchachtelDie Freiheit des Radfahrens In der Wildnis vergessenStau in der FahrradhochburgMitfahrer lenken selbstÜber Wroclaw nach Lwiw - eine verrückte TourIm Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 2Im Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 1Sounds of KenyaDie 41-Euro-SündeRive Gauche vs. Rive DroiteOranje im Freudentaumel Drei Naturerlebnisse in einemDas Gegenteil von KollapsDas Gift von KöllikenDas große Pottwal-PuzzleBio bis in die letzte FaserDer WonnemonatKlimakiller sattDer Monsun - vom Quell des Lebens zum katastrophalen NaturphänomenR136a1 - Schwerer und heller als die SonneDie Rückkehr zur Wildnis Wie die Hausverwaltung GMRE ihre Mieter abzocktWachstum und BeschäftigungSo schmeckt der SommerMakler der LuxusklasseGeburtshelferinnen vom Aussterben bedrohtVersenkte Milliarden und eine verseuchte BuchtWohnungen als WareAufstieg, Krise und Fall der AtomwirtschaftDie längste Brücke Deutschlands entstehtDie Geschichte der 'Alternativlosigkeit' - Teil 2 Fußballtempel MaracanãGlanz und Niedergang der Fanclubsiley.de drückt Maschine Münster die DaumenUnsere Veranstaltungsreihe im Web TVFrankreich ist ein heißer Kandidat fürs FinaleSpanien wird den Titel verteidigenFür Deutschland ist im Halbfinale SchlussPolen hat das Zeug für eine ÜberraschungForscher, Fans und PolizeiFußball im Würgegriff der Mafia
 
Ja, auch diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz