Ein Wiedersehen mit Gitarren
KULTUR | FINGERSPITZENGEFÜHL (15.05.2006)
Von Tania Pentcheva | |
100 Meter vom Neusiedler See entfernt fand in Rust (Österreich) das 8. Internationale Gitarrenfestival statt. Rust am Neusiedler See ist die kleinste Stadt Österreichs und es ist die "Stadt der Störche und des edlen Weines". Seine Bürgerhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zählen zu den schönsten des Landes. 1975 wurde Rust neben Krems und Salzburg zu einer "Modelstadt der Denkmalpflege" gekürt Vom 9. bis 13. April war es zum achtenmal Veranstaltungsort des Internationalen Gitarrenfestivals. Festivalsatmosphäre in Rust. (c) Tania Pentcheva Der internationale Gitarrenwettbewerb "John Duarte" fand an drei Tagen statt. Die Bewertung der Teilnehmenden erfolgte durch eine zehnköpfige Jury, gebildet durch anerkannte Künstler und Persönlichkeiten aus sieben Nationen. Das Programm der Wettbewerbsteilnehmer musste Werke aus drei verschiedenen Epochen (Renaissance, Barock, Klassik, Romantik oder Moderne) und eine Komposition von J. Duarte enthalten. John Duarte (1919-2004) - Komponist, Kritiker und Lehrer - schrieb mehr als 200 originelle Werke und Arrangements. Seine Musik ist in mehr als 20 Ländern aufgenommen worden von Stars wie Andres Segovia und John Williams. Mister Duarte schrieb für internationale Gitarrenzeitschriften und Musikpublikationen, z.B. New Grove Dictionary of Music and Musicians sowie Gramophone magazine. Er bekam den Grammy Award für seinen Kommentar über Segovia's erste Aufnahmen, die Silver Medal von dem Tschechischen Botschafter für seinen Beitrag zu den Anglo-Tschechischen und -Slowakischen kulturellen Beziehungen, den Award for Lifetime Achievement von der Guitar Foundation of America sowie den Preis "Chitarra d'Oro" von dem internationalen Festival Alessandria (Italien). Am ersten Abend spielte Massimo Delle Cese aus Rom in seinem Konzert Werke von dem traditionellem Repertoire, aber auch neue Kompositionen. Von dem jüngeren italienischen Komponisten Simone Iannarelli hörten wir Prelude und Tribute to Keith Jarret (Delle Cese gewidmet) und nachher drei Stücke von Dale Kavanagh, der talentierten Kanadierin. Das war erfrischende Musik, voll neuer Ideen, modern und nicht zu letzt äußerst elegant und virtuos gespielt! Die Meisterkurse wurden von Maria Isabel Siewers, Bernard Hebb (Musikakademie Bremen) und Heinz Irmler (Universität Graz) geleitet. Armin Egger (Gitarre) und das Ensemble Musica Laetitia haben am zweiten Abend das Publikum mit raffiniertem Ton und gefühlvoller Musikalität erfreut! Complimenti! Zum ersten Mal in Rust gab es einen Workshop für Gitarrenorchester. Der Dirigent Hans-Peter Gatterer übergab die Leitung dem Gastdirigenten aus Bremen: Hans Kaufmann. Beim abendlichen Konzert brachte das Orchester exotische Klänge mit "Taj Mahal" von Lius Molina und rhythmischen Reichtum in "Ciele de Paraquai" zum Ausdruck. Bezaubernd auch die technische Vielseitigkeit der Gitarre in Concerto für Gitarre und Orchester von Vivaldi (arr. J. Pesec, Solist - G. Guillen). Eine verblüffende Geschichte mit viel Herzklopfen präsentierte Neil Smith aus seinem Buch "Have Guitar Will Travel". Es ist 2001 bei Carnmor Print erschienen. Neil erzählte von seinen Erlebnissen mit der Gitarre weltweit. Eins davon war damals in Russland. Leute vom KGB haben sein Konzert unterbrochen, verlangten seinen Pass und meinten, dass er kein Visum vom KGB hatte. Außerdem sprachen sie nur Russisch. Die nächste Präsentation war von Roberto Fabbri. Er spielte seine Werke für Gitarre, die er im vergangenen Jahr komponiert hatte. Sie sind vor kurzem bei Carisch in Mailand erschienen. Das war Musik, die die Seele berührt, lebendige Klangfarben, die in enigmatische Dimensionen führten - ein Zauber! Vladislav Blaha's Konzertprogramm beinhaltete seinen älteren Kollegen Nikita Koschkin ihm gewidmete Kompositionen sowie Werke von J.Duarte. Suita "Americana" von Duarte zitierte einige traditionelle Themen wie "The Arkansas Traveler". Blues- und Swingelemente waren deutlich zu erkennen. Der zweite Satz "Work Song and Blues": die Hämmer der Arbeiter waren tatsächtlich zu hören; einfach Bild und Musik in einem! Große Aufregung am letzten Abend zur Preisverleihung: -der I. Preis an Boris Tesitsch (Bosnien) -der II. Preis an Giuseppe Feola (Italien; Student von Massimo Delle Cese) -der III. Preis ging an Jozsef Botosch (Ungarn) -der Sonderpreis "Meisterkurs" wurde verliehen an Sanja Plohl (Slowenien) -der Sonderpreis John Duarte (für die Beste Interpretation eines seiner Werke) bekam Christian Heimel (Österreich) Leider war es nicht möglich, alle und alles zu erwähnen. Jedoch freuen wir uns auf ein Wiedersehen im April 2007. In der Zwischenzeit träumen wir von Kaiserschmarren und dem Klappern der Störche, die das Bild der Stadt prägen. |