Zur aktuellen Ausgabe    
   
 
   
Ein Wiedersehen mit Gitarren
KULTUR | FINGERSPITZENGEFÜHL (15.05.2006)
Von Tania Pentcheva
100 Meter vom Neusiedler See entfernt fand in Rust (Österreich) das 8. Internationale Gitarrenfestival statt.

Rust am Neusiedler See ist die kleinste Stadt Österreichs und es ist die "Stadt der Störche und des edlen Weines". Seine Bürgerhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zählen zu den schönsten des Landes. 1975 wurde Rust neben Krems und Salzburg zu einer "Modelstadt der Denkmalpflege" gekürt Vom 9. bis 13. April war es zum achtenmal Veranstaltungsort des Internationalen Gitarrenfestivals.

Tania Pentcheva

Festivalsatmosphäre in Rust. (c) Tania Pentcheva

Es ist immer eine besondere Freude, viele Freunde und Kollegen aus verschiedenen Länder und Kontinenten (ganz Europa, Venezuela, USA, Japan) wiederzusehen. Bei diesem Festival fühlt man sich wie bei einem großen Familientreffen. Einige kennen sich schon von anderen Festivals und wir erinnern uns gern daran. In Rust waren auch neue Gesichter, Berühmtheiten: Maria-Isabel Siewers (Argentinien), Professorin am Mozarteum in Innsbruck, Giovanni Antonioni (Italien), Organisator des 27-jährigen Gitarrenwettbewerbs "Mauro Giuliani" in Bari. Das Eröffnungskonzert begann mit Duo Gabriel Guillen, Gitarre (künstlerischer Leiter des Festivals), und seinem neunjährigen Sohn Daniel, Violine. Sie verfügten über eine außergewöhnliche Ausdrucksweise. Die beiden waren als Künstler des Jahres 2005 in Italien ausgezeichnet worden (Musikzeitung Chitarra). Duo Guillen spielte unter anderem "Home and Abroad" von Jovan Pesec - ein für das Duo komponiertes Werk. Applaus erntete auch das Gitarrenduo Stoyanova. Es hat sich hier schon des öfteren großer Beliebtheit erfreut. Die Zwillingsschwestern begeisterten das Publikum mit der Uraufführung einer Bearbeitung für Gitarre von Jovan Pesec: der "Ungarischen Rhapsodie 2" von Franz Liszt, die ursprünglich für Klavier komponiert wurde.

Der internationale Gitarrenwettbewerb "John Duarte" fand an drei Tagen statt. Die Bewertung der Teilnehmenden erfolgte durch eine zehnköpfige Jury, gebildet durch anerkannte Künstler und
Persönlichkeiten aus sieben Nationen. Das Programm der Wettbewerbsteilnehmer musste Werke aus
drei verschiedenen Epochen (Renaissance, Barock, Klassik, Romantik oder Moderne) und eine
Komposition von J. Duarte enthalten. John Duarte (1919-2004) - Komponist, Kritiker und Lehrer -
schrieb mehr als 200 originelle Werke und Arrangements. Seine Musik ist in mehr als 20 Ländern aufgenommen worden von Stars wie Andres Segovia und John Williams. Mister Duarte schrieb für internationale Gitarrenzeitschriften und Musikpublikationen, z.B. New Grove Dictionary of Music and Musicians sowie Gramophone magazine. Er bekam den Grammy Award für seinen Kommentar über Segovia's erste Aufnahmen, die Silver Medal von dem Tschechischen Botschafter für seinen Beitrag zu den Anglo-Tschechischen und -Slowakischen kulturellen Beziehungen, den Award for Lifetime Achievement von der Guitar Foundation of America sowie den Preis "Chitarra d'Oro" von dem internationalen Festival Alessandria (Italien).

Am ersten Abend spielte Massimo Delle Cese aus Rom in seinem Konzert Werke von dem traditionellem Repertoire, aber auch neue Kompositionen. Von dem jüngeren italienischen Komponisten Simone Iannarelli hörten wir Prelude und Tribute to Keith Jarret (Delle Cese gewidmet) und nachher drei Stücke von Dale Kavanagh, der talentierten Kanadierin. Das war erfrischende Musik, voll neuer Ideen, modern und nicht zu letzt äußerst elegant und virtuos gespielt! Die Meisterkurse wurden von Maria Isabel Siewers, Bernard Hebb (Musikakademie Bremen) und Heinz Irmler (Universität Graz) geleitet. Armin Egger (Gitarre) und das Ensemble Musica Laetitia haben am zweiten Abend das Publikum mit raffiniertem Ton und gefühlvoller Musikalität erfreut! Complimenti!

Zum ersten Mal in Rust gab es einen Workshop für Gitarrenorchester. Der Dirigent Hans-Peter Gatterer übergab die Leitung dem Gastdirigenten aus Bremen: Hans Kaufmann. Beim abendlichen Konzert brachte das Orchester exotische Klänge mit "Taj Mahal" von Lius Molina und rhythmischen Reichtum in "Ciele de Paraquai" zum Ausdruck. Bezaubernd auch die technische Vielseitigkeit der Gitarre in Concerto für Gitarre und Orchester von Vivaldi (arr. J. Pesec, Solist - G. Guillen). Eine verblüffende Geschichte mit viel Herzklopfen präsentierte Neil Smith aus seinem Buch "Have Guitar Will Travel". Es ist 2001 bei Carnmor Print erschienen. Neil erzählte von seinen Erlebnissen mit der Gitarre weltweit. Eins davon war damals in Russland. Leute vom KGB haben sein Konzert unterbrochen, verlangten seinen Pass und meinten, dass er kein Visum vom KGB hatte. Außerdem sprachen sie nur Russisch.

Die nächste Präsentation war von Roberto Fabbri. Er spielte seine Werke für Gitarre, die er im vergangenen Jahr komponiert hatte. Sie sind vor kurzem bei Carisch in Mailand erschienen. Das war Musik, die die Seele berührt, lebendige Klangfarben, die in enigmatische Dimensionen führten - ein Zauber! Vladislav Blaha's Konzertprogramm beinhaltete seinen älteren Kollegen Nikita Koschkin ihm gewidmete Kompositionen sowie Werke von J.Duarte. Suita "Americana" von Duarte zitierte einige traditionelle Themen wie "The Arkansas Traveler". Blues- und Swingelemente waren deutlich zu erkennen. Der zweite Satz "Work Song and Blues": die Hämmer der Arbeiter waren tatsächtlich zu hören; einfach Bild und Musik in einem!

Große Aufregung am letzten Abend zur Preisverleihung:
-der I. Preis an Boris Tesitsch (Bosnien)
-der II. Preis an Giuseppe Feola (Italien; Student von Massimo Delle Cese)
-der III. Preis ging an Jozsef Botosch (Ungarn)
-der Sonderpreis "Meisterkurs" wurde verliehen an Sanja Plohl (Slowenien)
-der Sonderpreis John Duarte (für die Beste Interpretation eines seiner Werke) bekam Christian Heimel (Österreich)

Leider war es nicht möglich, alle und alles zu erwähnen. Jedoch freuen wir uns auf ein Wiedersehen im April 2007. In der Zwischenzeit träumen wir von Kaiserschmarren und dem Klappern der Störche, die das Bild der Stadt prägen.

Weiterführende Links
http://www.rust.atdie Stadt Rust
   






Unsere Texte nach Ressorts
GESELLSCHAFTPOLITIKKULTURREISEUMWELTWIRTSCHAFTSPORT
Ein sächsisches Dorf kann auch andersNewtons zweiter SiegWo Nachbarn zur Familie gehörenNur kein zweites KreuzviertelLiebe über den Tod hinausJede Fahrt eine DrogenfahrtEine Million Euro für die Cannabis-LobbyArmutszuwanderung? Eine Untergrunddebatte!Mails verschlüsseln leicht gemachtVerschlüsseln - eine Notlösung Soziale Demokratie geht auch ohne SPDBedingt verhandlungsbereitDas vergessene Massaker von AndischanDas Ende von Lüge und SelbstbetrugGeteiltes Volk einig im Kampf gegen IS-TerrorDie Urkatastrophe und wirDas Ende rückt immer näherNeue Regierung, neue Krisen, neue FehlerMerkels neues WirHausfotograf der deutschen Sozialdemokratie Liebeserklärung eines Linksträgers. Oder...Mit der Lizenz zum AusrastenDer beste Mann für Afghanistan"Weil sie auch nur Opfer sind"Gestatten, Gronausaurus!Missratenes PashtunenporträtDie Band LilabungalowWo Leibniz und Wagner die Schulbank drücktenHitler in der Pizza-SchachtelDie Freiheit des Radfahrens In der Wildnis vergessenStau in der FahrradhochburgMitfahrer lenken selbstÜber Wroclaw nach Lwiw - eine verrückte TourIm Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 2Im Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 1Sounds of KenyaDie 41-Euro-SündeRive Gauche vs. Rive DroiteOranje im Freudentaumel Drei Naturerlebnisse in einemDas Gegenteil von KollapsDas Gift von KöllikenDas große Pottwal-PuzzleBio bis in die letzte FaserDer WonnemonatKlimakiller sattDer Monsun - vom Quell des Lebens zum katastrophalen NaturphänomenR136a1 - Schwerer und heller als die SonneDie Rückkehr zur Wildnis Wie die Hausverwaltung GMRE ihre Mieter abzocktWachstum und BeschäftigungSo schmeckt der SommerMakler der LuxusklasseGeburtshelferinnen vom Aussterben bedrohtVersenkte Milliarden und eine verseuchte BuchtWohnungen als WareAufstieg, Krise und Fall der AtomwirtschaftDie längste Brücke Deutschlands entstehtDie Geschichte der 'Alternativlosigkeit' - Teil 2 Fußballtempel MaracanãGlanz und Niedergang der Fanclubsiley.de drückt Maschine Münster die DaumenUnsere Veranstaltungsreihe im Web TVFrankreich ist ein heißer Kandidat fürs FinaleSpanien wird den Titel verteidigenFür Deutschland ist im Halbfinale SchlussPolen hat das Zeug für eine ÜberraschungForscher, Fans und PolizeiFußball im Würgegriff der Mafia
 
Ja, auch diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz