Ein teurer Glücksfall
KULTUR | BEMERKT (15.05.2008)
Von Doris Fuchs | |
Die ganze Spielecke hielt inne und begleitete die schier rasend steigenden credit-Angaben oben in der Mitte sowie die nicht enden wollende Gewinnermusik. Einige scharten sich um das Glücksgerät, andere schauten von ihren Plätzen aus zu. (c) photocase.com, Benutzer quicksilber Wie unbekümmert sie sich freute. Ein ganz liebenswertes Geschöpf. Ihre Wangen röteten sich zusehends. Die wasserblauen Augen sprühten, als wollten sie den Jubel über den ganzen Bodensee blinken lassen. (Auszug aus dem Buch "Glücksfalle") Jedem Erstbesucher eines Casinos oder einer Spielhalle sollte man von ganzem Herzen einen hohen Verlust wünschen. Wenn die Vernunft obsiegt, wird er das nicht noch einmal riskieren. Falls jedoch das kleine Teufelchen Spielsucht (in Wirklichkeit ein böser Satan) auf seiner linken Schulter Platz nimmt und ihm unentwegt einflüstert, er solle sich doch das Geld wieder holen, schnappt die Falle zu. Da kann sein aufgeregter Schutzengel noch so viel herumflattern und sich auf der anderen Seite platzieren, er wird keine Chance haben gegen den charismatischen, glitzernden Verführer. Ein pathologischer Spieler leidet mit Sicherheit an Realitätsverlust. Das ist ein Thema mit breit gefächerten Aspekten. Was Banales als Beispiel: So hemmungslos er einen Schein nach dem anderen in den Automatenschlitz schiebt, so wichtig sind ihm im Alltag draußen ein paar Cents Ersparnis an Milch beim Discounter drei Blocks weiter. Natürlich gibt es gute Beratungsstellen und stationäre Therapien. Etwas sarkastisch: Eine 100 Prozent-wirksame Kur ist die anhaltende Verarmung. |