Ware Liebe
GESELLSCHAFT | BEGEGNUNG IN LAOS (15.03.2005)
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400 000 deutsche Sextouristen soll es geben. Ihr bevorzugtes Ziel war schon immer Südostasien. Manche bleiben gleich für mehrere Jahre. In Bremen kam er auf die Welt. Dort ging er zur Schule und absolvierte seine Ausbildung als Stahlbauschlosser und Schweißer. Die Rede ist von Bruno A., der in 46 Ländern gelebt und gearbeitet hat. Vor sechs Jahren ist er nahe Khonkaen im Nordosten Thailands sesshaft geworden. Der Grund dafür, könnte seine Frau sein, die er damals heiratete. Wegen einer anderen Frau ist der 52-jährige für ein Wochenende in die laotische Hauptstadt Vientiane gekommen. Bruno A. hat sich keineswegs neu verliebt. Die andere Frau ist ihm gar noch fremd. An die Liebe glaubt er außerdem eh nicht, zumindest nicht an die zwischen einem Deutschen und einer Thailänderin. "Sie liebt nicht mich, sondern mein Geld", schätzt er beispielsweise seine thailändische Ehefrau ein. "Die sind alle so", behauptet er, der auch ein Jahr in Pattaya verbrachte, wo der Sextourismus boomt. Dort hat er für Thailänderinnen Briefe nach Deutschland geschrieben. "Sie meinten, ich solle unbedingt etwas von Geld erwähnen. Ich sagte ihnen aber, besser ist, wenn wir schreiben, dass es euch schlecht geht." Und das führte seiner Erfahrung nach zum Erfolg. Viele thailändische Frauen pflegen mehrere Kontakte auf diese Weise. "Wenn jede nur zehn bis 20 Euro pro Monat geschickt bekommt, ist ihnen sehr geholfen." Recht hat er damit. Bruno A. sucht in Vientiane aber auch nicht die Liebe einer Laotin. Er sucht käuflichen Sex. A. zahlt dafür zehn bis 15 US-Dollar. Das ist der Preis für eine ganze Nacht, was in Thailand einem Wochenlohn für Arbeit auf dem Reisfeld entspricht. In Laos kommt es eher einem durchschnittlichen Monatsgehalt gleich. "Vorhin brachte mir der Tuk-Tuk-Fahrer eine an, die war zu klein und schon 35", berichtet A.. Sie kam für ihn scheinbar nicht in Frage. "Ich leide doch nicht unter Geschmacksverirrung", bestätigt er diese Vermutung. "Sind wir doch mal ehrlich, in Deutschland könnte ich keinen Sex mit einer haben, die jünger als 25 ist." Damit hat er nicht ganz Recht. Er könnte ihn ebenso kaufen, nur würde es mehr kosten. Aber A. ist sowieso kaum noch in der Heimat. Ganze zwei Wochen im Jahr, um seine Mutter und seine Schwester zu besuchen. Es gab Zeiten, da blieb er drei Monate in Deutschland und arbeitete schwarz. Inzwischen hat er sich von seinen Ersparnissen, einer monatlichen Zuwendung unseres Sozialstaates und ein paar kleinen Geschäften Land gekauft und zwei Häuser darauf gesetzt. In einem logiert er, im anderen seine Frau. Sie putzt seine 160 Quadratmeter Wohnraum. Dafür wäscht er ihre Kleidung. "Bei mir steht die Waschmaschine." Er lacht. Dabei dürfte ihm gar nicht zum Lachen sein, denn er ist in einer verzwickten Situation. Seine Frau darf über seine Wochenendausflüge nicht zu viel wissen. Ihr gehören schließlich Land und Häuser. Das ist thailändisches Gesetz. A. weiß von vielen Ausländern zu berichten, die "ausgenommen" und anschließend von ihren Frauen vor die Tür gesetzt wurden. "90 Prozent aller, die es in Thailand versucht haben, sind unglücklich", betont er. Die Frage, ob er dazu gehört, geht in seinen Ausführungen über einen Mann, der kein Geld mehr für ein Rückflugticket hat, unter. |