Am hellichten Tag - 'Versetzt' polizeilich geräumt
GESELLSCHAFT | AUS MÜNSTER (26.03.2009)
Von Jörg Rostek | |
Am 26. März 2009 gegen 13 Uhr war es soweit: die Polizei sperrte die Grevener Straße in Münster komplett ab, brachte sich in Stellung und fuhr schließlich mit einem eigens dafür aufgetriebenen Bagger in die Fensterfront des seit vergangenen Silvester besetzten soziokulturellen Zentrums "Versetzt". Die BesetzerInnen wurden eiskalt erwischt. Räumung am hellichten Tag. Damit hatte niemand gerechnet. Versetzt in Trümmern (c) Jörg Rostek Zwei Jugendliche, so der Pressesprecher der Polizei, wurden vor Ort in Gewahrsam genommen. In den beiden angrenzenden, ebenfalls besetzten Häusern, befanden sich angeblich keine weiteren Personen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sahen Bauarbeiter zu, wie PolizistInnen Fenster einschlugen und Barrikaden entfernten. Nach etwa 45 Minuten war die Räumung abgeschlossen und die Bauarbeiter begannen damit, die Häuser unbewohnbar zu machen. Eine Anwohnerin regt sich auf: "Als ich die vielen Polizisten sah, dachte ich, hier wären irgendwo Terroristen. Dabei geht es nur um ein besetztes Haus." Stein für Stein Kurz nachdem die ersten Möbel aus dem Fenster flogen, versammelten sich einige Meter von den Häusern entfernt Freundinnen und Freunde der BesetzerInnen. Als sie zu skandieren beginnen: "Wir wollen die Grevener Straße zurück. Stein für Stein. Als ganzes Stück" werden sie von Polizeikräften von der Straße auf den Gehweg gedrängt. Die Polizei drängt und stößt die zwanzig Personen, die sich zu dieser kleinen Versammlung zusammengetan haben. Einige Beamte lachen. Es ist damit zu rechnen, das die städtische Baugesellschaft erst einmal einen Sicherheitsdienst damit beauftragen wird, die Ruinen zu bewachen und letztlich die betroffenen Häuser zeitnah abreißen wird, damit das Thema 'Grevener Straße' bei der kommenden Kommunalwahl keine Rolle mehr spielen kann. |