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Die Welt zu Gast bei Freunden
GESELLSCHAFT | DENKANSTOSS (15.05.2006)
Von Ronald Hild
"Die Welt zu Gast bei Freunden", unter diesem schönen Motto steht die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Die Sicherheitsbedenken und logistischen Probleme lassen bei den Gastgeber aber nicht nur Freude auf die vielen Freunde aus aller Welt aufkommen.

Auch wenn es für den Normalbürger nahezu unmöglich war, ein Ticket für ein Spiel der WM zu bekommen, so werden die Stadien doch (hoffentlich) voll besetzt sein. Neben den Kontingenten von Sponsoren oder Firmen haben natürlich auch ausländische Fans Karten bekommen. Es sind ja nicht nur die Fußballmannschaften zu Gast in Deutschland, sondern auch deren Anhänger.

SICHERHEIT ganz groß geschrieben

Gerade aus den Nachbarländern werden mehr WM-Reisende erwartet, als Karten vergeben wurden. Für das Spiel Niederlande gegen Serbien und Montenegro in Leipzig werden bis zu 17.000 niederländische Fans erwartet, von denen nur etwa ein Drittel das Spiel im Zentralstadion sehen wird. Der Rest wird sich in der Innenstadt oder in Parks versammeln, um das Spiel auf Leinwänden zu verfolgen.
Dabei steht der Sicherheitsaspekt im Stadion gar nicht unbedingt an erster Stelle. Auch wenn Zwischenfälle nie komplett auszuschließen sind, so sind die Sicherheitsmaßnahmen im Vorfeld doch enorm. Alle Tickets sind personalisiert, die Daten der Besitzer werden mehrfach geprüft. Die Stadien sind zum Großteil komplett neu oder modernisiert und mit unzähligen Kameras ausgestattet, das Sicherheitspersonal wird schon seit langem auf die Einsätze vorbereitet, so dass ein hohes Maß an Sicherheit gewährleistet werden kann. Einige Schwierigkeiten mehr könnten da das Auffangen der Nicht-Stadionbesucher bringen. Aber nicht nur für Polizei und andere Einsatzkräfte stellt die WM ungeahnte Anforderungen.

Logistische Meisterleistung gefragt

photocase.com

Straßenbahn (c) photocase.com

Diese große Zahl an Fans schafft zwangsläufig einige logistische Probleme. Der Transport der Fans zu den Stadien stellt ein zentrales Problem für den öffentlichen Nahverkehr dar. In Leipzig haben die Leipziger Verkehrsbetriebe durch den Confederations-Cup schon einige Erfahrungen sammeln können. Mit Inbetriebnahme neuer, größerer Straßenbahnmodelle auf den wichtigen Linien, welche auch Umbauarbeiten am Schienennetz notwendig machten, soll die Flut der Fußballfans bewältigt werden.
Anstrengend wird die WM ebenfalls für die Stadtreinigung und die Ordnungsämter der WM-Städte. Auch ohne bewusst destruktives Handeln der Fans, wird die Verschmutzung in der Stadt ansteigen, werden Grünanlagen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Und: Irgendwo müssen die zahlreichen, vor allem ausländischen Fans ja übernachten. Ist das Zentralstadion ausverkauft, finden 45.000 Menschen Platz. Leipzig verfügt über 11.500 Hotelbetten, durch private Vermietung von Schlafgelegenheiten kann ein weiterer Teil der WM-Reisenden abgefangen werden, wohl aber nicht alle.
In anderen WM-Städten gestalten sich die Bedingungen sicherlich ähnlich. Was liegt also näher, als riesige Camping-Lager in der Nähe der Stadien zu organisieren, wo die Fans bei Bier und Wurst die Spiele auf Leinwand verfolgen und nachts ihre Zelte aufstellen können? Einige Firmen, wie "Popkick.06" oder "Fanprojekt 2006" haben sich regelrecht auf die Organisation dieser Unterkünfte spezialisiert.

Die Welt zu Gast bei Freunden?

Nur leider hat die deutsche Bevölkerung ihre Rolle als Gastgeber noch nicht richtig verinnerlicht, trotz der drei Millionen Euro teuren "Nationalen Service- und Freundlichkeitskampagne" der Bundesregierung. Vielerorts macht sich Widerstand gegen die geplanten Fanlager bemerkbar. Anwohner der Lager fürchten den Verlust ihrer Ruhe, mehr noch aber die möglichen Zerstörungen durch die Fußballfans, die nach wie vor einen schlechten Ruf genießen.
Besonders die Medienberichte über gewaltbereite polnische Hooligans haben nicht dazu beigetragen, die Vorfreude auf die ausländischen Fans zu erhöhen.

So gibt es wenige Tage vor der WM vielerorts Bedenken, welche eine Begeisterung für das Fußballfest nur schwer aufkommen lassen. Ein gesundes Problembewusstsein ist sinnvoll, um nicht hilflos den Dingen, die da kommen, entgegenzustehen.

Wir Deutschen sollten aber trotz potentieller Probleme nicht aus dem Auge verlieren, welche Chance die WM für unser Land bietet. Zu bedenken sind nicht nur die kurzfristigen, finanziellen Gewinne, sondern vor allem auch der langfristige Imagegewinn, wenn man sich positiv an diese WM zurück erinnert. Wir wollen den Fußballfans aus aller Welt zeigen, dass wir uns auf sie freuen und gerne hier begrüßen, so dass Deutschland gewinnt, auch wenn wir nicht Weltmeister werden sollten.
   





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