Der Einfluss des Islam an der Uni Münster
GESELLSCHAFT | RELIGION UND UNIVERSITÄT (02.01.2013)
Von Gero Ambrosius | |
Die Hochschulen Münster/Osnabrück, Tübingen, Frankfurt/Gießen und Nürnberg-Erlangen bilden nun Lehrer für den islamischen Religionsunterricht aus. Vor allen in Münster gefährden religiöse Dogmen die Freiheit der Wissenschaft. Die Uni plant nun gar, eine Moschee zu errichten. Die Universität Münster hat ein Zentrum für Islamische Theologie gegründet und ruft nun zu Spenden für einen Moscheebau auf. (c) Internetseite ZIT Da es im Islam keine den Kirchen vergleichbare verfasste Institution gibt, musste unter den verschiedenen islamischen Verbänden und Zusammenschlüssen ein religiöser Partner für dieses Vorhaben ausgewählt werden. Die Wahl fiel auf den Koordinierungsrat der Muslime (KRM), der sich selbst als repräsentativ für die Muslime in Deutschland bezeichnet. Nach einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge fühlen sich allerdings weniger als ein Viertel (der ohnehin nur knapp 10 Prozent Muslime, denen der KRM überhaupt bekannt ist) tatsächlich von diesem vertreten. Islamische Strömungen wie die Aleviten oder die Ahmadiyyas sind zudem ebenso wenig wie liberale islamische Vereine im KRM vertreten. Konservative Muslime im Beirat Als zentrales Element zur Steuerung des ZIT wurde ein Beirat gegründet, der mit weitreichenden Befugnissen von Entscheidungen über die inhaltliche Ausrichtung von Studiengängen bis hin zu Personalentscheidungen ausgestattet ist. Diesen Beirat, und damit in entscheidenden Fragen das gesamte ZIT, beherrscht der KRM: Der Beirat wird zur Hälfte direkt vom KRM besetzt, über die Besetzung der anderen Hälfte entscheidet der KRM gleichberechtigt mit der Uni. Zu den Mitgliedern des KRM gehören als gemäßigt geltende Organisationen wie die DITIB - ein Ableger der türkischen, staatlichen Religionsbehörde - aber auch über den Islamrat die islamistische Milli Görüs oder über den Zentralrat der Muslime die Islamische Gemeinschaft in Deutschland, eine Organisation der Muslimbruderschaft. Von liberalen Muslimen wird kritisiert, dass der KRM ein nicht repräsentativer Verband konservativer bis teilweise islamistischer Vereine sei. Bereits im Jahr 2008 hatte der KRM in Münster gegenüber Universität und Öffentlichkeit gezeigt, dass er auch an einer Hochschule eine klare Autorität von Glaubensdogmen gegenüber der Freiheit der Wissenschaft fordert. Damals hatte die Landesregierung den Leiter des Centrums für religiöse Studien, Sven Muhammad Kalisch, auf Druck des KRM aus seinem Amt entlassen. Kalisch hatte gewagt, die historisch-kritische Methode auf islamische Texte anzuwenden und ergebnisoffen grundsätzliche Fragen zu stellen - wie die nach der Entstehung des Korans oder der historischen Existenz Mohammeds - so wie es von einem Wissenschaftler erwartet werden kann. Eine Uni-Moschee und zwielichtige Partner Über die Religionslehrerausbildung hinaus planen ZIT und Universität nun die Errichtung einer Uni-Moschee. Die Finanzierung dieses Vorhabens soll möglichst ausschließlich durch Spenden getragen werden. In der Diskussion sind hierfür große Stiftungen aus islamischen Ländern wie Indonesien oder Katar. Welche Institutionen oder Gruppen hinter solchen Stiftungen stehen - dies zu überprüfen, will die Universität laut einem Interview vertrauensvoll dem Leiter des ZIT, Mouhanad Khorchide, überlassen. Auf seiner Internetseite wirbt das ZIT derweil mit einer Kooperation mit der ägyptischen Al-Azhar-Universität und zeigt Khorchide gemeinsam mit dem neuen Al-Azhar-Großscheich Ahmad Mohammad Al-Tayyeb, der etwa Belästigungen von Frauen auf unanständige Kleidung zurückführt oder einräumt, dass nach islamischem Recht Diebstahl mit der Amputation einer Hand und Ehebruch mit der Todesstrafe geahndet werden müssen. Sein verstorbener Vorgänger al-Tantawi hatte noch palästinensische Selbstmordattentate gutgeheißen und die "Protokolle der Weisen von Zion" als authentische jüdische Quelle bezeichnet, wie es neben Islamisten nur Neonazis tun. Die Al-Azhar-Universität, die solchen Aussagen zum Trotz bislang als liberale geistliche Hochschule gehandelt wird, wird gegenwärtig im Zuge des "Arabischen Frühlings" zunehmend von der Muslimbruderschaft unterwandert. "Free Minds" äußern Kritik Die Einrichtung und Übergabe eines Institutes der Uni Münster an zweifelhafte islamische Verbände und die Zusammenarbeit mit problematischen Einrichtungen wird weitgehend hingenommen. Trotz des Auftrags, Religionslehrer auszubilden, und damit weltanschauliche Sichtweisen über die Schulen zu verbreiten, findet in der Öffentlichkeit kaum eine kritische Auseinandersetzung statt. Von studentischer Seite kommt Protest nur von einer einzelnen Gruppe, den "Free Minds", einem Kreis (ex-)muslimischer Frauen. Sie argumentieren auf der Grundlage von Aufklärung und Menschenrechten und wenden sich gegen die Dominanz orthodoxer, konservativer und antiliberaler Lehren und Traditionen im Islam und die unreflektierte Unterstützung entsprechender Organisationen durch die deutsche Gesellschaft. Ihre Kritik am ZIT wird von Uni zunächst ignoriert und schließlich mit dem Vorwurf der Polemik "selbst ernannter Freigeister" beantwortet, ohne inhaltlich auf die Kritikpunkte einzugehen. Aufgrund persönlicher Betroffenheit von der Problematik - auch in Form von Morddrohungen aufgrund zu freier Lebensführung - müssen die Frauen anonym auftreten. Im Verlauf des Konfliktes entsteht bei der studentischen Gruppe "Free Minds" jedoch mehrfach der Verdacht, dass die Uni Münster Namen und Kontaktdaten der Frauen weitergibt - angesichts der Morddrohungen eine Gewissenlosigkeit. Studentische Öffentlichkeit schweigt Der AStA bringt zu der ganzen Thematik lediglich eine einzige Pressemitteilung, in der er vertrauensselig davon ausgeht, dass es beim Moscheebau schon keinen Versuch einer Einflussnahme durch Geldgeber geben werde und die Uni ohnehin unbestechlich sei. Gleichzeitig veröffentlicht er einen Reader, in dem er verschiedenen Islam-Vereinen eine Plattform bietet und in dem ansonsten Muslime über vermeintlich Muslimspezifisches informiert werden, z.B. wo Frauen unbehelligt von Männern Sport machen können, worauf man achten muss um Spurenelemente von unreinem Ungläubigen-Essen zu vermeiden oder wo sich die lokale Hisbollah-Szene trifft. Ansonsten kümmert sich der AStA nicht weiter um die Thematik. Ebenfalls ignoriert wird die Kritik von den studentischen Listen, die im November zur StuPa-Wahl angetreten waren. Andere Gruppen aus der Studierendenschaft halten sich gleichfalls öffentlich bedeckt. Solidarisch mit den "Free Minds" und kritisch gegenüber der Universität äußern sich bislang nur Einzelpersonen wie der Linken-Politiker Rüdiger Sagel oder der Publizist Henryk M. Broder. |