Image-Pflege für die Bologna-Reform
POLITIK | NATIONALE KONFERENZ (17.05.2010)
Von Michael Billig | |
Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat nach dem "Bildungsstreik" eine "Nationale Bologna-Konferenz" ausgerufen. Am Monag, 17. Mai war es soweit: Kultusminister, Hochschulrektoren, Studierendenvertreter und "Bildungsstreiker" trafen hinter verschlossenen Türen aufeinander. iley hat direkt davor gehockt und den Livestream geguckt. Was wird diese Tagung bringen? (c) Michael Billig Den Bachelor aufpolieren 13 Uhr: Nach einer Kaffeepause steht das Thema Arbeitsmarkt an. Der Bachelor ist berufsqualifizierend, werden die Teilnehmer nicht müde zu betonen. "Nach zehn Tagen im Unternehmen spricht niemand mehr darüber, welchen Abschluss Sie haben", sagt Thomas Sattelberger von der Deutschen Telekom AG. Berufsbegleitendes Studium ermöglichen - das sei die große Herausforderung. An der Hochschule gehe es nicht nur darum, für den Arbeitsmarkt auszubilden, sondern die Hochschüler auch zu einer kritischen Distanz zur Gesellschaft zu befähigen, sagt ein Gewerkschaftler. 12 Uhr: Einige Konferenzteilnehmer kritisieren das Verhalten der Bildungsstreikenden. "Frau Schavan, ich möchte Sie bitten, die Bildungsstreikenden nicht als Vertreter der Studierenden zu betrachten. Wir vertreten die, die wegen des Studiums keine Zeit für Proteste haben.", sagt ein Mitglied der Liberalen Hochschulgruppe. Sie wolle Verbesserungen in Bachelor und Master, aber keine Revolution. 11.55 Uhr: Das Thema "Mobilität" ist quasi zum Erliegen gekommen. Einzig die Forderung, einen Masterzugang für alle zu schaffen, steht noch im Raum. Spaenle wird davon nicht begeistert sein. Kleiner Eklat zwischen 10.45 und 11.15 Uhr: Junge Menschen in gelben T-Shirts pirschen durch den Raum, sie verteilen Flyer und einer drängt sich ans Mikro - um die Konferenz zu kritisieren. Die Vertreter des Bildungsstreiks seien in die Vorbereitung nicht einbezogen worden, sagt er. Ihre Themen seien nicht auf der Tagesordnung. Einer der ihren, Ben Stotz, sitzt aber neben Ludwig Spaenle, dem Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, auf dem Podium. Nein, jetzt steht er und geht - aus Protest. Hier werde nicht auf Augenhöhe diskutiert. Schavan kann das nicht auf sich sitzen lassen. "Ich nehme Sie ernst. Aber ich erwarte auch, dass Sie uns ernt nehmen", reagiert sie zunächst aufgebracht. Der Ablauf der Konferenz ist durcheinander. Die Bundesbildungsministerin ist wieder nach vorn getreten und setzt zu einem Vortrag an. Sie verteidigt die Konferenz - und ihre Politik. Das hat eine Viertelstunde gedauert. Jetzt darf wieder eine Diskussion in Gang kommen. Ohne die Bildungsstreikenden. Anwesenheitspflicht vor Abschaffung 11 Uhr: Die generelle Anwesenheitspflicht, Regelstudienzeit von sechs Semestern für einen Bachelor und die Kapazitätsverordnung stehen in der Kritik. Vor allem Studierende melden sich zu Wort. Klare Ansagen von Seiten der Kultusministerkonferenz, der Hochschulrektorenkonferenz sind bislang Fehlanzeige. Zum Vorschlag, die generelle Anwesenheitspflicht abzuschaffen, gibt es aber auch auf direkte Nachfrage durch den Moderator keinen Widerspruch. 10.15 Uhr: Die Diskussion darf beginnen. Journalist Armin Himmelrath übernimmt die Moderation. Studierbarkeit, Mobilität und Arbeitsmarkt sind die Themen. Margregt Wintermantel, Vorsitzende der Hoschulrektorenkonferenz, macht den Anfang. iley macht Pause und empfiehlt der Debatte via Livestream zu folgen Notiz am Rande: Ab 14 Uhr gibt es im Audimax der HU Berlin einen "Gegen-Gipfel" - auch mit Livestream (Link siehe unten). Mehr Wertschätzung (mehr Geld) für die Lehre 10 Uhr: Werden die Bologna-Ziele dem Lissabon-Vertrag, einer wirtschaftsorientierten Agenda, untergeordnet? fragt Blättler. Sie verspüre diese Angst. 9.53 Uhr: Andrea Blättler spricht jetzt und holt weit aus: Sie muss erstmal sich und die European Students' Union (ESU) vorstellen. 9.45 Uhr: Schavan fordert mehr Wertschätzung für die Lehre. Sie kündigt mehr Geld für die Lehre an und hofft, dass Bundeskanzlerin Merkel beim Bildungsgipfel am 10. Juni dem zustimmt. Von zwei Milliarden Euro über zehn Jahre ist die Rede. Schavans Bologna-Konferenz 9.30 Uhr: Der Live-Stream ist jetzt auf Startseite des Bundesbildungsministeriums erreichbar. Rund 100 Konferenzteilnehmer sind da, unter ihnen auch Vertreter der Wirtschaft. Bei ihnen gehe es darum, für mehr Akzeptanz der Abschlüsse Bachelor und Master zu werben, sagt Annette Schavan. Sie hält die Begrüßungsrede. 9.13 Uhr: "Ist mehr so eine Glanzveranstaltung", sagt ein Herr hinter mir. Der Live-Stream jedenfalls funzt noch nicht. Aber iley hat nachgehakt. Die IT-Männer wollen sich kümmern. Die Internetseite des Ministeriums ist wohl noch nicht soweit. 9 Uhr: Die Öffentlichkeit der Veranstaltung ist dennoch hergestellt. "Ausgewählte Medienvertreter" dürfen drinnen sitzen, das Bundesbildungsministerium überträgt die Show per Live-Stream und um 13.30 Uhr gibt es eine Pressekonferenz. iley berichtet aus dem dbb-Forum in Berlin, wo die Konferenz um 9.30 Uhr beginnt. |