Zur aktuellen Ausgabe    
   
 
   
WDR will nicht informieren - Journalist klagt
WIRTSCHAFT | MENSCHEN MACHEN MEDIEN (16.02.2009)
Von Michael Billig
David gegen Goliath, Marvin Oppong gegen den Westdeutschen Rundfunk (WDR). Der Jura-Student und freie Journalist hat die größte öffentlich-rechtliche Sendeanstalt verklagt. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich Mitglieder des WDR-Rundfunkrates in die eigene Tasche wirtschaften, sagte der 26-Jährige im Gespräch mit iley.


Seit zweieinhalb Jahren verweigert der WDR dem jungen Journalisten jegliche Auskünfte. Oppong will Informationen über gewerbliche Aufträge, die der Sender an Dritte vergeben hat. Er hat eine lange Liste mit Namen von Firmen, von denen er weiß, dass Rundfunkratsmitglieder für sie tätig oder gar Eigentümer sind. „Es sind auch einige Kölner Firmen darunter, die in der Vergangenheit mit Korruptionsskandalen in Erscheinung getreten sind“, so Oppong.
Bis heute will ihm der Sender aber nicht sagen, ob er diesen Unternehmen Aufträge zugeschanzt hat. Fakt ist: Das WDR-Gesetz verbietet es, dass Rundfunkräte Geschäfte mit dem Sender machen. „Das wäre ein Verstoß, die Mitgliedschaft in dem Gremium würde automatisch erlöschen“, sagt Oppong.

Gesetzesverstoß

Antworten zu bekommen sei sein gutes Recht. So sieht es Bettina Sokol und stärkt damit Oppong den Rücken. Die Landesdatenschutzbeauftragte hat dem WDR vorgeworfen, gegen das Informationsfreiheitsgesetz zu verstoßen. Dieses noch recht junge Gesetz erlaubt es Bürgern, Anfragen an alle deutschen Behörden und öffentliche Stellen zu richten.
Der WDR ist zwar öffentlich-rechtlich, sieht sich aber offenbar ausgenommen von dieser Regelung. Der Sender beruft sich dabei auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse. Ein wirtschaftlicher Schaden drohe. Konkreter wollte sich der WDR aber auch nicht gegenüber Sokol äußern. Bedenken, dass Redaktionsgeheimnisse in Gefahr seien, räumt Oppong aus dem Weg: „Mein Anfrage betrifft nur Aufträge im nicht-redaktionellen Bereich, beispielsweise Handwerks- oder Lieferverträge.“

Beim WDR herrscht in Sachen Oppong Funkstille. Der sonst so informative Sender kommuniziert nur noch über Anwälte. Spätestens vor dem Verwaltungsgericht Köln wird sich klären, ob er auskunftspflichtig ist. Und erst dann, ob er etwas zu verbergen hat.


Drei Fragen an Marvin Oppong:

K.-U. Heinrich / TAGESSPIEGEL

Marvin Oppong (c) K.-U. Heinrich / TAGESSPIEGEL

Stimmt es, dass Ihnen Kollegen vom WDR inzwischen bewusst aus dem Weg gehen?

Oppong: Ich war auf dem Journalistentag NRW in Bochum und da ist mir berichtet worden, dass WDR-Journalisten im Voraus den Organisatoren mitteilten, dass sie nicht kommen würden, wenn ich dort als Referent auftrete.

Haben Sie eine Erklärung für das Verhalten des WDR?

Oppong: Ich denke, dass man es beim WDR nicht gewohnt ist, selbst Gegenstand kritischer Berichterstattung zu sein. Der WDR stand als staatlicher Sender bisher weniger in der Kritik als der eine oder andere private. Er hat wie auch andere öffentlich-rechtliche Sender den Schein des Unantastbaren. Aber auch dort ist man nicht gefeit davor, Fehler zu machen.


Ein Prozess könnte kostspielig werden und Sie am Ende als Verlierer dastehen. Haben Sie keine Angst davor?

Oppong: Ich wäre kein schlechter Verlierer, das ist nun mal so in einem Rechtsstaat. Auf der anderen Seite schätze ich die Erfolgsaussichten meiner Klage als sehr hoch ein.


Das komplette Gespräch mit Marvin Oppong gibt es hier im pdf-Format
zum Nachlesen.

Weiterführende Links
http://mmm.verdi.de/recht-politik/02-2012/sender-muss-auskunft-gebenInformationsfreiheitsgesetz gilt auch für öffentlich-rechtlichen WDR (2/2012)
   



Unsere Texte nach Ressorts
GESELLSCHAFTPOLITIKKULTURREISEUMWELTWIRTSCHAFTSPORT
Ein sächsisches Dorf kann auch andersNewtons zweiter SiegWo Nachbarn zur Familie gehörenNur kein zweites KreuzviertelLiebe über den Tod hinausJede Fahrt eine DrogenfahrtEine Million Euro für die Cannabis-LobbyArmutszuwanderung? Eine Untergrunddebatte!Mails verschlüsseln leicht gemachtVerschlüsseln - eine Notlösung Soziale Demokratie geht auch ohne SPDBedingt verhandlungsbereitDas vergessene Massaker von AndischanDas Ende von Lüge und SelbstbetrugGeteiltes Volk einig im Kampf gegen IS-TerrorDie Urkatastrophe und wirDas Ende rückt immer näherNeue Regierung, neue Krisen, neue FehlerMerkels neues WirHausfotograf der deutschen Sozialdemokratie Liebeserklärung eines Linksträgers. Oder...Mit der Lizenz zum AusrastenDer beste Mann für Afghanistan"Weil sie auch nur Opfer sind"Gestatten, Gronausaurus!Missratenes PashtunenporträtDie Band LilabungalowWo Leibniz und Wagner die Schulbank drücktenHitler in der Pizza-SchachtelDie Freiheit des Radfahrens In der Wildnis vergessenStau in der FahrradhochburgMitfahrer lenken selbstÜber Wroclaw nach Lwiw - eine verrückte TourIm Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 2Im Frühjahr durch den Norden Polens - Teil 1Sounds of KenyaDie 41-Euro-SündeRive Gauche vs. Rive DroiteOranje im Freudentaumel Drei Naturerlebnisse in einemDas Gegenteil von KollapsDas Gift von KöllikenDas große Pottwal-PuzzleBio bis in die letzte FaserDer WonnemonatKlimakiller sattDer Monsun - vom Quell des Lebens zum katastrophalen NaturphänomenR136a1 - Schwerer und heller als die SonneDie Rückkehr zur Wildnis Wie die Hausverwaltung GMRE ihre Mieter abzocktWachstum und BeschäftigungSo schmeckt der SommerMakler der LuxusklasseGeburtshelferinnen vom Aussterben bedrohtVersenkte Milliarden und eine verseuchte BuchtWohnungen als WareAufstieg, Krise und Fall der AtomwirtschaftDie längste Brücke Deutschlands entstehtDie Geschichte der 'Alternativlosigkeit' - Teil 2 Fußballtempel MaracanãGlanz und Niedergang der Fanclubsiley.de drückt Maschine Münster die DaumenUnsere Veranstaltungsreihe im Web TVFrankreich ist ein heißer Kandidat fürs FinaleSpanien wird den Titel verteidigenFür Deutschland ist im Halbfinale SchlussPolen hat das Zeug für eine ÜberraschungForscher, Fans und PolizeiFußball im Würgegriff der Mafia
 
Ja, auch diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz