Den Menschen die Sterne zeigen
UMWELT | IM INTERVIEW (02.01.2009)
Von Michael Billig | |
Das Internationale Jahr der Astronomie hat begonnen. Wir haben vorab mit dem Bundeskoordinator, Dr. Michael Geffert, gesprochen - über das Berufsbild des Astronomen, den Stand der Forschung, Hobby-Sternkundler und über das, was uns Erdenbewohner im Astro-Jahr erwartet. Dr. Michael Geffert ist am Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn tätig. (c) privat Geffert: Der, der Nacht für Nacht den Himmel beobachtet - dieses falsche Bild vom Astronom haben viele Menschen im Kopf. Tatsächlich beobachtet ein Wissenschaftler fünf Nächte im Jahr und hat dann eine riesige Menge an Daten. Sie auszuwerten, nimmt die meiste Zeit in Anspruch. Außerdem gibt es unter Astronomen nicht nur Beobachter, sondern auch Theoretiker. Bei Ihnen ist es beruflich, andere schauen in ihrer Freizeit zu den Sternen. Wie viele Hobbyastronomen gibt es in Deutschland? Geffert: Insgesamt sind es rund 50000. Etwa 5000 Amateur-Astronomen leisten gehobene Arbeit. Mit anderen Worten: Sie beobachten regelmäßig und tauschen sich untereinander aus. Die Vereinigung der Sternfreunde hat allein 4000 Mitglieder. Die Allgemeinheit aber scheint das Universum kaum wahrzunehmen, die Astronomie führt ein Schattendasein. Geffert: Das stimmt und wundert mich immer wieder. Zumal - ich mache in der Grundschule Astronomie und ich habe dort das Gefühl, dass die Begeisterung hundertprozentig ist. Dieses Jahr ist eine große Chance, die Astronomie in den Brennpunkt zu holen und möglichst vielen Menschen den Sternhimmel zu zeigen. Dazu arbeiten Wissenschaftler und Amateur-Astronomen zusammen. Welche Bedeutung hat die Astronomie für uns Erdenbewohner? Geffert: Man kann der Astronomie keine Bedeutung im wirtschaftlichen Sinne zuordnen. Aber sie ist eine Disziplin, wo man direkt etwas sehen kann - am Himmel. Sie stellt außerdem die Frage, wie sich der Mensch im Gesamtbild des Kosmos einordnet. Und wie ordnet sich der Mensch ein? Geffert: Der Mensch ist nur ein winziger Teil des Universums, die von uns als einzigartig empfundene Sonne ist nur ein normaler Stern unter vielen gleichartigen. Andere Sterne haben auch Planeten. Aber die Dimensionen des Alls sind schon in unserer Milchstraße so gewaltig, dass Botschaften an mögliche außerirdische Lebewesen Jahrtausende brauchen. Warum ist ausgerechnet dieses Jahr das “International Year of Astronomy“? Geffert: Es ist ein Jubiläum. Vor 400 Jahren hat Galileo Galilei erstmals sein Teleskop in den Himmel gerichtet. Italienische Astronomen haben die Internationalen Astronomen (IAU) motiviert, daraus etwas zu machen. Für uns gibt es noch ein weiteres Jubiläum: Denn 1609 hat Johannes Keppler Gesetzmäßigkeiten aufgestellt, die die Sonne unwiderruflich in den Kernpunkt unseres Planetensystems stellen. Wie steht die astronomische Forschung in Deutschland heute im internationalen Vergleich da? Geffert: Die deutsche Astronomie arbeitet im europäischen Kontext. Dank der Europäischen Südsternwarte sind wir neben Frankreich, England, den USA und Russland mit an der Spitze. Was dürfen wir vom Jahr der Astronomie erwarten? Geffert: Dass die Astronomie stärker sichtbar wird als bisher. Und für mich auch hörbarer. Beispielsweise wird Marcus Schmickler elektronische Musik aus astronomischen Daten komponieren. Oder in der kirchenmusikalischen Literatur gibt es viele Bezüge zur Astronomie. So werde ich ein Crossover mit einem Organisten machen, er spielt, ich halte astronomische Vorträge. Ein richtiger Höhepunkt wird zum Beispiel die Weltall-Ausstellung im Gasometer in Oberhausen sein. Spielt sich 2009 auch ein spektakuläres Himmelsereignis über uns ab? Geffert: Nein, etwas richtig spektakuläres gibt es bisher nicht. Das wäre der Clou! Man darf aber immer hoffen, dass noch ein ganz heller Komet daher kommt. Vielen Dank für das Gespräch! 2. Januar 2009 . |