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Eine bittersüße Kombination
WIRTSCHAFT | GESCHMACKSSACHE (15.06.2006)
Von Ulrike Marx
Die Käseplatte ist serviert, das Baguette in Canapés geschnitten, der Wein entkorkt. Fehlt nur noch...

...der Apéritif!

Nahe des Atlantiks, in den Pays de la Loire, liegt die französische Stadt Angers. Eine stattliche Burg, eine Hand voll restaurierter Fachwerkhäuser, verziert mit gusseisernen Blumenkästen, und alle paar Meter eine Boulangerie, aus der die Baguettes in Papierbögen gehüllt unter dem Arm hinaus getragen werden. Nichts Außergewöhnliches für diese Gegend. Doch in einer Sache ist Angers einzigartig, denn gleich um die Ecke, in Saint Barthémély d'Anjou, entsteht ein ganz besonderer Tropfen.

Ulrike Marx

Einblick in die Distillerie: Das Rezept bleibt aber geheim. (c) Ulrike Marx

Harte Schale weichgekocht

Als die beiden Brüder Edouard-Jean und Adolphe Cointreau im Jahre 1849 ihre erste Destillerie, die "Cointreau Frères", gründeten, ahnten sie wohl nicht, dass Edouard-Jean's Sohn Edouard nur 26 Jahre später eine neue, ganz außergewöhnliche Spirituose kreieren würde. Schon bald rannen die ersten Tropfen fruchtigherb und aromatisch aus den Kupfertrichtern und man taufte die Neuentdeckung COINTREAU.

"Mein Streben galt der Vereinigung einer kristallklaren Reinheit mit der Feinheit von Geschmacksnoten, die aus der vollkommenen Mischung von süßen und bitteren Orangenschalen stammen."(Edouard Cointreau)

Eine Zitrusfrucht geht um die Welt

Seit 1875 wird der COINTREAU in der charakteristischen, bernsteinfarbenen Flasche abgefüllt. Das Design setzte sich immer wieder souverän gegen vage Innovationsversuche durch und macht den COINTREAU selbst optisch so unverwechselbar. Klobig, quaderförmig, die Ecken abgerundet, das Etikett klassisch schlicht. 15 Millionen Stück verlassen pro Jahr die Destillerie und finden sich in über 200 verschiedenen Ländern der Welt wieder.
Zwischen 1920 und 1950 führten Edouards Söhne André und Louis das Geschäft weiter und COINTREAU erfuhr einen großen Aufschwung. Dank des ausgeprägten Geschäftssinnes der beiden Brüder wurden neben der ersten Filiale in Belgien noch viele weitere in ganz Europa und Lateinamerika gegründet. 1941 konnte sich COINTREAU schließlich auch in Nordamerika etablieren.

Nur drei Jahre nach der ersten Lichtaufführung der Brüder Lumière flimmerte die erste Kinowerbung über die Leinwand. An den Litfasssäulen priesen Schauspieler oder der Pierrot, die 1898 von dem italienischen Plakatgestalter Nicolas Tarnago gezeichnete Symbolfigur, höchstpersönlich den fruchtigen Trunk an und schon bald gehörte der COINTREAU zur Grundausstattung einer jeden Cocktailbar. Noch heute entstammt jede einzelne Flasche des traditionsreichen Likörs einzig und allein der "Destillerie Cointreau Frères".

Das Geheimnis des Geschmacks und das genaue Rezept sind streng gehütet und seit jeher unverändert. Die perfektionierten Besonderheiten während der Destillation bleiben verborgen und werden bereits in der vierten Generation weitergegeben.

Ungeahnte Einsatzmöglichkeiten

Pur auf Eis oder bereichernd in Cocktails, als Saucen- und Dessertverfeinerer, wahlweise auch als dekorativer Kerzenständer in der Not, ist der zungenschmeichlerische Franzose jedoch grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen! Stellt sich die Frage, den klaren Schluck vor dem Essen als Apéritif oder danach als Digéstif zu reichen, sollte die Wahl eher zögerlich auf eine doppelte Bejahung fallen. Im Gegensatz zu anderen Likören seiner Kategorie enthält dieser ganze 40 %, statt den üblichen 23 % Alkohol.

Diese Tatsache wird schon während einer Besichtigung der Destillerie deutlich, wenn der zarte Zitrusduft in die Nase steigt, in den hauseigenen Souvenirshop lockt und Kamerablitz- Verbotsschilder die Gänge säumen.
Achtung Entzündungsgefahr!
   



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