Überdurchschnittlich oder einfach nur verfressen?
WIRTSCHAFT | GEPRÜFT (15.11.2006)
Von Ronald Hild | |
Wie schreibt doch der Spiegel so schön in der Ausgabe Nr. 44: "Lebensmittel sind billig in Deutschland... Und dennoch geben die Menschen immer weniger für ihr Essen aus, im Durchschnitt nur 11,7 Prozent ihrer Konsumausgaben." Das erscheint mir etwas wenig. Zeit also für einen kleinen Selbstversuch. Okay, zugegeben, ich sollte vielleicht voraus schicken, dass ich nicht unbedingt ein für einen Studenten typisches Essverhalten habe. Vor allem die Menge, als sportbegeisterter Mensch und als Thüringer isst man ja ohnehin etwas mehr, übersteigt wohl den Durchschnitt um einiges. Aber trotzdem fand ich es interessant in Erfahrung zu bringen, wie viel ich im Monat so für Nahrungsmittel ausgebe. (c) 11,7 Prozent der Konsumausgaben gibt der Durchschnittsdeutsche laut Spiegel für Essen aus. Nehmen wir mal an, dass das Nettoeinkommen komplett für Konsumausgaben zur Verfügung steht. Um dann diesen Durchschnittswert zu erfüllen, müsste ich, vorrausgesetzt, ich behalte meine Essgewohnheiten bei, ein monatliches Nettoeinkommen von 1539 Euro erreichen. Nun hab ich zwei Möglichkeiten. Entweder ich freue mich, dass ich, wenn ich ein Durchschnittsdeutscher sein möchte und dem Spiegel glaube, sogar als Student der Geisteswissenschaften einen gut bezahlten Nebenjob bekomme. Oder ich wähle die realistische Alternative und überlege, wie ich die Ausgaben drücken kann, um mit BaFög und meinem Gehalt die 11,7 Prozent zu erreichen. Dann stünden mir monatlich 70 Euro zur Verfügung, oder 17,50 Euro pro Woche. Gut, die Getränke kann man sparen, da ich ohnehin fast nur Leitungswasser trinke. Kekse? Da fällt sparen echt schwer, aber okay, was sein muss, muss sein, weg damit. Außerdem könnte man noch etwas Brot und Käse und Wurst sparen, von Yoghurt wird man eh nicht satt, auch weg. In der Mensa könnte ich jeden Tag das billigste Gericht für 1,50 Euro nehmen. Mal überschlagen, so würde ich dann auf wöchentliche Kosten von 25 Euro kommen. Damit ist der Soll-Wert immer noch deutlich überschritten und obendrein knurrt der Magen. Naja, was bleibt, ist die Erkenntnis, dass es bei Durchschnittswerten immer Leute gibt, die darüber oder darunter liegen. Ich lieg halt darüber. Und irgendwie ist es auch ein schönes Gefühl, nicht Durchschnitt zu sein. Und weil mich die ganze Schreiberei hungrig gemacht hat, werde ich jetzt erst mal eine Pizza bestellen. |