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Kein Fair-Play für Bewohner der Townships
SPORT | EINWURF SÜDAFRIKA (15.06.2008)
Von iley Redaktion
Die Welt wirft immer wieder verstohlene Blicke nach Südafrika - vor allem während jüngsten Gewaltmeldungen aus den illegalen Settlements und Townships rund um Städte wie Johannesburg, Durban und Kapstadt.

Innerhalb von wenigen Wochen haben unzählige Shacks gebrannt, sind Menschen umgekommen und rund 25.000 Flüchtlinge erneut unterwegs. Entweder gehen sie zurück in die Länder, aus denen sie geflüchtet sind, so etwa viele Mozambiquaner oder sie sammeln sich in Polizeirevieren, öffentlichen Einrichtungen und überall, wo sie aufgenommen werden. Von außen betrachtet ist eine Welle der Xenophobie und Gewalt über die Armenviertel der großen Provinzstädte geschwappt, deren Bezug zur anstehenden Weltmeisterschaft auf den ersten Blick so gar nicht offenkundig werden mag.

Hans Hendriksen

Khayelitsha ist eines der größten und ältesten Townships Kapstadts. (c) Hans Hendriksen

Und auf den zweiten?

Südafrika ist eines der wenigen Länder Afrikas, welches einen bis dato friedlichen Transformationsprozess durchläuft. Transformation von einem rassistischen Apartheidsregime hin zur demokratischen "Rainbow Nation", deren Verfassung die weltweit meisten Antidiskriminierungsparagraphen aufweist. Zudem wurde aus einem Land, von dem die Menschen flohen, ein Aufnahmeland für all die Flüchtlinge aus Zimbabwe, Mozambique, Zambia, Mali, Malawi.
Doch dort wo auch einige eurpäische Wohlstandsnationen kläglich versagen, nämlich in der Integration jener "Anderen", ist ein Land, das wie Südafrika noch so schwer an Apartheidsaltlasten, AIDS, Gewalt und Kriminalität trägt, gelinde gesagt herausgefordert.

Alles andere als Fair-Play

Wie bei Olympia in China stellt sich die Frage, welche Staatengemeinschaft, welcher Geist des sportlichen, ja fairen Wettstreits da beschworen werden soll, wenn es die Gastgeberländer nicht einmal schaffen, die Einhaltung und Wahrung der Menschenrechte und der Menschenwürde aller sich im Land befindlichen Menschen, einheimisch oder nicht, zu bewerkstelligen?
Schon vor den Ausschreitungen der vergangenen Wochen war die südafrikanische Regierung eifrig mit den Vorbereitungen auf das Riesenspektakel beschäftigt. So eifrig, dass mal wieder die Prioritäten verrutscht sind. Man ist darauf bedacht, den erwarteten Gästen aus aller Welt, live und am Fernseher ein Vorzeige-Südafrika zu bieten. Nicht nur um die Sportbegeisterten zu befriedigen, sondern natürlich auch, um kurz-, mittel- und bitte auch langfristig die Kassen klingeln zu lassen. Schön und gut - wenn an dem Aufschwung denn auch alle beteiligt würden.
Jedoch wird das nicht der Fall sein. Nicht in einem Land, in welchem diejenigen Slums, die in das Bild, das man der Welt von sich zeigen will, nicht hineinpassen, weg- und zwangsumsiedelt werden. Nein, natürlich nicht einfach so. Unter Anschmiss der Betroffenheitsmaschinerie wird den Menschen etwa in Kapstadt erzählt, es würden nun endlich ihre Rechte auf anständigen Wohnraum erfüllt. Sie müssen sich nur bereit erklären, ihre Behausungen für die Dauer des Häuserbaus in Richtung Cape Flats zu verlassen. Interessant ist die Lage des betroffenen Slums und die Besonderheit der Cape Flats.

Der Joe Slovo Park ist innerhalb der letzten 15 Jahre entlang des Freeways N2, welcher die Provinzhaupstädte miteinander verbindet, entstanden. Für die kommende Weltmeisterschaft ist die N2 logistisch unerlässlich und soll deshalb möglichst nicht den Anblick, den sie jetzt mit angewachsenen Slums liefert, bieten. Ein, von Beginn an fragliches, Häuserbauprojekt wurde in Gang gesetzt und wird nun gegen den Widerstand von Menschenrechtsanwälten und Anti Eviction Campaigns durchzusetzen versucht. Es gibt Klagen und Kampagnen. Den Versprechungen der Regierung wird kein Glauben geschenkt und das vorgesehene Ausweichgebiet ist ein notorisch von Gangkriegen heimgesuchtes.

Was bleibt?

Nun ja, es bliebe zu wünschen, dass nicht nur die südafrikanische Regierung, bevor ihre VertreteInnen welt- und wortgewandt den Geist der Fairness beschwören, es endlich ernst meinen würde, mit den Versprechungen, die die Verfassung und deren VertreterInnen und Beauftragte den Menschen machen.
   





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