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15 Frauen und acht Ahnen
KULTUR | BULSALAND AKTUELL (15.11.2005)
Von Michael Billig
100 000 Bulsa leben im Gebiet zwischen den Flüssen Sisili, Tano und Kulpawa im Norden Ghanas. Sie glauben an einen allmächtigen Gott mit Namen Naawen. Er ist ihr Schöpfer. Die Geschicke des Alltags werden jedoch von den Ahnen beeinflusst.

Dr. Franz Kröger

Bei den Totenfeiern führen die Bulsa einen Kriegstanz auf. (c) Dr. Franz Kröger


Anamogsi Anyenangdu hat acht Ahnen. Sie gehören zur Familie wie auch seine fünfzehn Ehefrauen, Kinder und Enkelkinder. Nur wenn er den Ahnen mit Ehrfurcht begegnet und sie mit Opfergaben milde stimmt, so glaubt Anamogsi, wird er gesund bleiben und die Ernte ertragreich ausfallen. Wie ein jeder im Gehöft weiß auch er, von welchem Urahnen er abstammt, wie sich die Generationen verzweigen, welche Vorfahren sein Vater hat und welche Stellung er selbst in dieser Verwandtschaftsordnung einnimmt.

Anhand seines Beispiels erzählt die Ausstellung "15 Frauen und 8 Ahnen" vom Leben und Glauben der Bulsa. Die rund 500 gezeigten Objekte stammen aus der Sammlung des Ethnologen Dr. Franz Kröger, der seit über 30 Jahren in Ghana forscht und Anamogsi gut kennt. Dozenten und Studierende des Instituts für Ethnologie und der Fachhochschule Design in Münster haben das Thema, welches sich zunächst etwas antiquiert anhört, modern in Szene gesetzt. Mit Filmen, Farbfotografien, Grafiken, Modellen und Projektionen erleichtern sie den Zugang zu einer völlig anderen Kultur.

Eine besondere Stellung im Gesellschaftssystem der Bulsa nimmt der Wahrsager ein. Er, der auch eine Frau sein kann, sagt nicht die Zukunft voraus, sondern vermittelt zwischen den Menschen und ihren verstorbenen Vorfahren. Es bedarf aber einer außergwöhnlichen Begegnung, beispielsweise mit sich paarenden Chamäleons, um zum Medium zwischen der Welt der Lebenden und dem Reich der Toten berufen zu werden.

Zum Leben der Bulsa gehört auch der Glaube an das wen, etwas, was als eine Art Schutzengel Teil des Universums ist und zugleich seelenartig zum Individuum gehört. Das wen befindet sich im Himmel und kommt eines Tages mit den Sonnenstrahlen auf die Erde. Jeder Bulsa hat ein eigenes wen. Es ist verantwortlich für persönliches Glück und Unglück. Nach der Geburt eines Menschen kann es jedoch mehrere Monate oder sogar Jahre dauern, ehe sich sein wen herab begibt und es vom Wahrsager in Form eines Steines materialisiert wird. Er drückt ihn in eine feuchte Lehmkugel und fertigt somit einen Schrein. Nach dem Tode und zwei Totenfeiern reiht es sich schließlich bei den Ahnenschreinen ein.

Die Ausstellung dokumentiert über die Religion hinaus weitere Lebensbereiche der Bulsa. Bis zum 31. Dezember bleibt noch Zeit, um den hier gewonnenen Einblick im Naturkundemuseum in Münster zu vertiefen.

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