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Vuvuzela versus Hupkonzert
KULTUR | AUF DIE OHREN (16.06.2010)
Von Sascha Baier
Die Südafrikaner tröten unentwegt und unfassbar laut. Glaubt man den unterschiedlichen Angaben, ist der Krach aus einer Vuvuzela mit dem eines startenden Düsenjets vergleichbar und verursacht Hörschäden. Die Welt ist genervt. Aber Vuvuzelas sind keineswegs das größte Übel.

BerndBast/pixelio.de

Sind wir nicht alle ein bisschen vuvuzela... (c) BerndBast/pixelio.de

Die Vuvuzela ist allgegenwärtig. Inzwischen fast weniger bei den Fernsehübertragungen als vielmehr in allen Medien. Es wird gemeckert. Es wird über diverse Ausblend-Mechanismen (Gegenschall, Geräusch-Filter) diskutiert. Es wird sogar über ein Verbot dieser Plastiktröten nachgedacht. Doch welcher Fan möchte sich schon seine Fan-Utensilien verbieten lassen? Zu nah läge dann doch das Verbot von Trommeln (ebenfalls sehr laut), Fahnen (behindern die Sicht) und vielleicht sogar Händen (eignen sich zum Klatschen) und Stimmbändern (fabrizieren Schreie).

So unterschiedlich die Lösungsansätze auch sind, alle sind sich einig: Es muss etwas gegen diesen lästigen Hornissenschwarm getan werden, dessen Surren sich über unser Trommelfell gelegt hat. Kaum ein Spiel, oder besser Kommentator kam bisher ohne den überflüssigen Verweis auf die Vuvuzelas aus, was sich wie viele andere Plattitüden als fast ebenso lästig erweist wie das Tröten an sich.

Obwohl die Vuvuzela keine allzu lange Tradition besitzt, gehört sie inzwischen in südafrikanischen Stadien einfach dazu. Kritiker können nun darauf verweisen, dass es nur eine kleine Anzahl an Fans ist, die mit ihren Tröten diesen Lärm verursachen, aber offenbar scheinen sich die wenigsten südafrikanischen Fans tatsächlich an dem andauernden „Ööööööööööö“ zu stören. Man darf davon ausgehen, dass es sonst schon lange zu einem Verbot oder entsprechenden Reaktionen gekommen wäre. Pauschalisiert man ein wenig, darf man wohl sagen, dass „der südafrikanische Fußballfan an sich“ die Vuvuzelas gutheißt oder zumindest nicht verteufelt.

Erinnern wir uns an die WM 2006 in Deutschland. Nach kaum einem Spiel fehlten diejenigen Fußballfans, die stundenlang mit dem Auto herumkurvten und die Hand nicht von der Hupe lassen konnten. Kannte man diese Unart früher nur von eher südländischen Fußballfans, war spätestens 2006 der Bann gebrochen. Jetzt stieg auch der deutsche Fan in seine Karre, um bis tief in die Nacht hinein seine Freude in Form von Feinstaub und Schallwellen der Welt kundzutun. Trotz dieser Belästigung ist die FIFA hier nicht eingeschritten und hat weder ein Fahr- noch ein Hupverbot nach den Spielen erlassen.

Solange diejenigen Menschen, die sich vor Ort befinden und von dem Lärm tatsächlich eine Schädigung erwarten können, sich nicht gegen diese Tröten aussprechen, dürfen wir uns vor unseren Bildschirmen wahrlich nicht beschweren. Anders als bei der kaum zu unterbindenden Lärmbelästigung durch hupende Fußballfans besitzen wir doch am Bildschirm die unbestritten übermächtige Lösungsmöglichkeit der Stummschaltung. Und bei den deutschen Kommentatoren wäre das wahrlich keine große Informations- und Unterhaltungseinbuße.
   





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