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Futurologen - doch nicht alles Spinner?
GESELLSCHAFT | WISSENSCHAFT (15.12.2005)
Von Daniel Clemens
Die Futurologie geht auf den russischstämmigen Politologen Ossip K. Flechtheim zurück. Mit seiner Familie siedelte er im Alter von 5 Jahren nach Deutschland um und emigrierte in den 30ern in die USA, wo er unter anderem Bekanntschaft mit Isaac Asimov, SciFi Autor und Visionär, machte.

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Futurologen erforschen, wie die Welt in Zukunft aussieht. (c) photocase.com

Inwieweit diese Bekanntschaft den späteren Werdegang Flechtheims beeinflusste, ist schwer zu überschauen. Mitte der 40ger veröffentlichte er dann einen Artikel im Journal of higher education mit dem Titel "Teaching the future" und prägte in diesem den Begriff der Futurologie. Dabei unterteilte er den von ihm propagierten Fachbereich in drei Hauptsegmente: Prognostik, Planungstheorie und Zukunftsphilosophie. Später hatte er einen Lehrstuhl in Politik an der Uni in Berlin inne mit dem Schwerpunkt Zukunftsforschung. 1972 formulierte er sechs Postulate der Futurologie:

1. Die Welt ist dynamisch, sie ändert sich in ihren Grundstrukturen, sie produziert Neues.

2. Gewisse Grundstrukturen des Wandels sind zumindest teilweise erkennbar.

3. Richtung und Tempo der Änderungen können hier und da in groben Zügen vorhergesehen werden.

4. Auch antithetische Prognosen und Projektionen haben ihren Wert - sie können zur Klarlegung von Problemen und Krisen beitragen und sogar teilweise richtig sein.

5. Innerhalb des Rahmens besteht Freiheit der Wahl und der Gestaltungsmöglichkeit.

6. Durch das Erkennen des Notwendigen, Möglichen und Gewollten wird die Zukunft mitgestaltet.

Allgemein kann die Futurologie als eine interdisziplinäre Wissenschaft betrachtet werden. Sie liefert Konzepte und Denkstrukturen, die für die Analyse von Fragestellungen in anderen Disziplinen herangezogen werden können, ohne im herkömmlichen Fall als eigene Fachdisziplin zu gelten.

In den 70ern unterteilt sich, vor allem hier in Deutschland, die Zukunftsforschung in drei Strömungen, in eine sozialkritische Zukunftsforschung, in eine kybernetisch-systemtechnische Zukunftsforschung und eine wirtschaftliche Zukunftsforschung.

Als eine deutsche futurologische Einrichtung dieser Tage wäre die SZF (Sekretariat für Zukunftsforschung) ansässig in Dortmund und Berlin zu nennen. Das Sekretariat für Zukunftsforschung wurde 1990 auf Initiative des damaligen Ministers für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gegründet. Das Motto dieses Instituts geht einher mit dem Credo der Futurologen: "Zukunft gestalten". Dabei arbeiten Wissenschaftler aus Teilen der Naturwissenschaften und der Gesellschaftswissenschaften zusammen, um ihr Einzelwissen gebündelt als Gestaltungsgrundlage für Schwerpunktthemen wie Stadt- und Regionalentwicklung, Informations- und Kommunikationstechnologien, Mobilität sowie Stadtkultur und Bürgergesellschaft zur Verfügung zu stellen.

Kernthemen der Zukunftsforschung sind meist Themen die unter den Nägeln brennen. Allen voran ist die Globalisierung zu nennen, einhergehend mit der Bevölkerungsexplosion. Gerade in diesen Bereichen gibt es sehr viele Visionen von fatal bis irrational. Eine methodisch klare, nachvollziehbare Zukunftsforschung kann vorbereitend und planungsunterstützend wirken. Je detaillierter man Prozesse in der Zukunft vorhersehen kann, desto adäquater kann man auf unerwünschte Entwicklungen frühzeitig reagieren.

Die Methoden der Futurologie basieren grundlegend auf Methoden anderer Disziplinen. Dazu gehören etwa ökonometrische Modelle, Zeitreihenanalysen und demoskopische Hochrechnungen. Aber auch innovative Herangehensweisen wie etwa Brainstorming, Kreativbefragung und Szenariotechniken. Alle diese Methoden werden untereinander kombiniert und ergeben ein vollständigeres Bild von etwas, was eigentlich nicht zu extrapolieren ist, der Zukunft.

Weiterführende Links
http://www.sfz.de/Sekretariat für Zukunftsforschung
   

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