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Schwarz, Rot, Gelb im Weizenglas
WIRTSCHAFT | VERKAUFSSCHLAGER (22.06.2010)
Von Caterina Metje
Dass Trikots, Fernseher, Bier und Grillgut sich vor und während einer Fußball-Weltmeisterschaft gut verkaufen lassen, leuchtet unmittelbar ein. Doch auch die Schaufenster von Läden, deren Produktangebot nichts mit Fußball zu tun hat, sind flächendeckend mit WM-Devotionalien verziert. Bringt das was? Wir haben nachgefragt – in einer Kinderbuchhandlung, im Gummibärchenfachgeschäft und in einem Teeladen.

Metje

Die WM spiegelt sich in den Schaufenstern der Geschäfte wieder. (c) Metje

Peter Seiler vom Kinderbuchladen „Schatzinsel“ in Münster bejaht das heftig. Sowohl belletristische als auch wahre Geschichten und Sachbücher rund um den Fußball verkauft er zurzeit besonders häufig, an Kinder und an Erwachsene. „Wir können natürlich auch beraten“, bietet Seiler denen an, die sich noch nicht entscheiden können, „die guten Bücher haben wir natürlich auch alle selbst gelesen.“ Da gibt es zum Beispiel „Zuckerpass und Blutgrätsche“, wahre Geschichten rund um den Fußball, ein Buch, das sich für Fußballfans aller Altersstufen empfehle.

Kinder fürs Lesen ködern

Für Leseanfänger eigne sich „Teufelskicker“ – geschrieben von einer Grundschullehrerin in sehr einfacher Sprache. Die moderne Geschichte „Mandela und Nelson“ verbindet sogar die Themen Fußball und Südafrika: Der Junge Nelson und das Mädchen Mandela sind ein fußballbegeistertes Zwillingspärchen aus dem Gastgeberland der aktuellen WM, geboren an dem Tag, als Nelson Mandela Präsident wurde. Die Geschichte gibt es auch als Hörbuch, gelesen von Münsters Tatort-Kommissar Axel Prahl.
Ein Klassiker der Landeskunde – in diesem Fall ohne Fußball – sei „Wir leben in Südafrika“. Das Buch gibt es seit Jahren, ebenso wie den „Was ist was?“-Band zum Thema Fußball, der in diesem Jahr in einer aktualisierten Auflage erschienen ist. Das Thema Fußball, resümiert Seiler, sei in jedem Fall sehr gut geeignet, um auch Kinder für das Lesen zu ködern, die bisher nicht die ausgesprochenen Bücherwürmer gewesen seien.

Fruchtgummi, um schlank zu bleiben

„Bei uns ist es noch extremer“, behauptet Ralf Wiemeyer gutgelaunt. Der Verkäufer vom „Bärentreff“ bietet derzeit Weizenbiergläser an, gefüllt mit Fruchtgummi in den Farben schwarz, rot und gelb – ein beliebtes Mitbringsel zum gemeinsamen Fußballgucken bei Freunden. Die Farbkombination der deutschen Nationalflagge wandere auch in kleineren Tütchen regelmäßig über den Ladentheke.
Nun stehen Großereignisse des Sports ja oft im Verdacht, nur ihre Protagonisten körperlich zu stählen, während die Zuschauer es sich auf dem Fernsehsofa mit Kartoffelchips und Bier gemütlich machen. Wiemeyer wendet ein: „Wer schlank bleiben will, sollte auf Fruchtgummi umsteigen. Wir haben fettfreie und farbstofffreie Sorten, auch ganz ohne Konservierungsstoffe.“ Ganz ersetzt das die Bewegung aber wohl doch nicht....

Rotbuschtee aus Südafrika

Ebenfalls die WM im Schaufenster hat Tee Gschwendner. Allerdings erklären die Verkäufer, dass ein Großteil der Dekoration bundesweit in allein Filialen gleich sei: Es handelt sich um ein Franchise-Unternehmen. Eine Anknüpfung an Südafrika hat der Teespezialist schon länger: Seit zwei Jahren verkauft er Rotbuschtee mit Ananas und Passionsfrucht aus Bio-Anbau mit Fair-Trade-Siegel – und von jeder verkauften Packung gehen einige Cent an ein Hilfsprojekt in Südafrika.
Da der Chef der münsterschen Filiale zudem Fußballfan ist, verlost er auf eigene Faust ein Exemplar des Original-WM-Balles, zudem ein kleines Tee-Service für zwei Personen mit der Aufschrift „Münster“ und einige Gutscheine. Den Verkäufern zufolge soll das Tee-Service, also der zweite Preis, unter den Teilnehmern begehrter sein als der Ball, der eigentlich der Hauptgewinn ist. Sport als mediales Großereignis hat womöglich für Teeliebhaber keinen überdurchschnittlichen Stellenwert, was nicht heißen muss, dass sie selbst unsportlich sind: „Unsere Kunden sind in der Regel gesundheitsbewusster als Leute, die woanders einkaufen“, sagt ein Verkäufer, „das hat aber nichts mit der WM zu tun; der Trend ist immer da.“
   





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