Hörfunk und Internetradio
WIRTSCHAFT | TECHNOLOGIE (15.08.2005)
Von Tim Köhler | |
Hörfunk wird drahtlos durch elektromagnetische Wellen verbreitet und ist fast überall erreichbar. Internetradio gibt's am PC. Weitere Unterschiede gibt es in der Programmvielfalt. Grundsätzlich wird das deutsche Rundfunkprogramm von den Radioprogrammen der öffentlich-rechtlichen und den privaten Programmanbietern gestaltet. Die Öffentlich-Rechtlichen bedienen hierbei mehr den trockenen Informationsbereich während die privaten Anbieter mit Charts und Gewinnspielen um die Gunst der Hörer buhlen. Private Programmanbieter Hier lässt sich bei manchen Sendern etwas musikalische Abwechslung vernehmen, bei vielen bestimmt jedoch das aktuelle Chartlied das gesamte Tagesprogramm. Bei Guten-Morgen-Shows drängt sich dem noch schläfrigen Zuhörer die Frage auf, ob es bei den Mädchen und Jungs im Studio chemische Drogen gratis zum Kaffee gibt. Die Tracks werden mehrmals täglich wiederholt, bis auch der letzte Hörer die Musik nicht mehr hören kann. Der neueste Trend: Anhand eines Klingeltons erraten, welches Lied sich dahinter verbirgt. Zu gewinnen gibt es eine Kaffeetasse mit Senderlogo. Öffentlich-rechtliche Programmanbieter Sendungen dieser Programmanbieter bieten geballte Informationen, mehrstündige Diskussionen über eine aktuelle Thematik, sachlich und nüchtern. Bei der Musikwahl der Moderatoren werden alle Rand- und Kleingruppen bedient, kulturelle Vielfalt ist gegeben. Dies kann spannend für den Zuhörer sein, aber ein gewisser Einschlaffaktor lässt sich nicht leugnen. Insbesondere Klassikmitschnitte, deren Ansage bereits über eine Minute benötigt, können sich auf die Augenlider niederlegen. Internetradio Der kostenlose Player Winamp verfügt über eine Bibliothek, die einen Eintrag "Internet Radio" hat. Dahinter verbirgt sich eine Liste, die im Internet nachgeladen wird und alle aktuellen Streams anzeigt (momentan 500 Stück). Der Hörer kann sehen, welches Lied auf welchem Stream gespielt wird und nach der Mithöreranzahl sortieren. Eine Sortierung nach Genre ist ebenfalls möglich: Neben Rock, Pop und Charts gibt es Chillout, Downtempo oder C64 Remixes. Bei "Talk" ist der Name Programm. Schutzrechte der Künstler Internetradios wurden bisher oft von Privatleuten aus Enthusiasmus für wenige Dutzend Hörer betrieben, das Gebührenmodell der GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten) sah bis zum April 2005 eine experimentelle Lizenzierung vor. Laut dem neuen Lizenzmodell müssen nichtkommerzielle Webcaster 0,0005? pro Titel und Hörer berappen (oder alternativ 0,00015? pro Minute und Hörer). Die pauschale Mindestvergütung beträgt pro Jahr und Kanal 500?. Kommerzielle Angebote zahlen pauschal 1.500? pro Jahr und Kanal. Sie finanzieren sich oft durch Werbung auf der Internetseite, den Verkauf von Audio-CDs, Internetshops und Sponsoren. Internetradio aufnehmen Technisch gesehen können Streams auch mitgezeichnet werden. Ähnlich einer Kassette, die in ein Kassettenradio eingelegt wird und Hörfunk aufnimmt, können die gespielten Tracks im MP3-Format auf der Festplatte abgelegt werden, um sie so später noch einmal anzuhören. Als zusätzliches Feature wird der Künstlername und der Titel im Dateiname hinterlegt. Hierfür muss das Plugin Streamripper im Winamp integriert werden. Das Aufzeichnen ist nur für den privaten Gebrauch bestimmt. Vorsicht bei bestimmten DSL-Tarifen Bei bestimmten Gebührenmodellen der DSL-Provider (Volumentarif, Zeittarif) kann Internetradio zum teuren Spaß werden. In vier Stunden werden circa 300 MB übertragen. Wird das monatlich zur Verfügung stehende Freivolumen pro Monat überstiegen, kostet jedes weitere MB bis zu 1?. Spezielle Tools (auch kostenfrei erhältlich) überwachen den Traffic und geben Warnmeldungen bei Überschreitung eines bestimmten Volumens oder einer bestimmten Zeitspanne aus. Fazit Hörfunk ist die kostengünstigere Variante, während für Internetradio ein Computer und eine ständig bestehende Internetverbindung notwendig ist. Seit sich der graue Computer zum wohnzimmertauglichen Gerät wandelt, ist Internetradio eine denkbare Alternative die dem Hörfunk vielleicht bald als ernsthafter Konkurrent entgegensteht. Mit Winamp kann man übrigens auch im Internet fernsehen. |