Schlittenhunde-WM im Thüringer Wald
SPORT | NICHT OLYMPISCH (15.02.2006)
Von Tim Köhler | |
Um Schlittenhunde in Aktion zu sehen, muss man nicht in die Antarktis gehen oder nach Kanada reisen, eine Fahrt nach Frauenwald, ein kleines beschauliches Dörfchen mitten auf dem Rennsteig, reicht vollkommen aus. Joel Duchateau aus Belgien erreichte bei der Schlittenhunde-WM 2006 in Frauenwald den dritten Platz in der Klasse "O" (über 8 Hunde im Gespann). Den 58,8 km langen Trail bewältigte er in knapp 2 1/2 Stunden. (c) Tim Köhler In Frauenwald waren zwischen dem 10. und 12. Februar sprichwörtlich die Hunde los. Und die gaben dabei so richtig Gas, denn ein Hundeschlittengespann kann eine Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h erreichen. Zu der ersten WM im Sprint auf deutschem Boden waren 14 verschiedene Nationen vertreten. Der Veranstalter konnte 15 000 Besucher verbuchen, die beim Kampf um die Weltmeisterschaft in den elf verschiedenen Hundeklassen mitfieberten. Eine Hundeklasse richtet sich nach dem Geschlecht der Musher (Gespannfahrer), der Anzahl der Hunde vor dem Gespann und der Hunderasse. Bei Verwendung eines einzelnen Hundes als Zugtier ist der Musher mit Skier ausgestattet, während beispielsweise bei einem Gespann mit zwölf Hunden spezielle Schlitten verwendet werden. Verletzt sich ein Hund während der Fahrt, kann er auf dem Schlitten weiter transportiert werden. Je mehr Hunde eingesetzt sind, desto länger ist auch die zu bewältigende Rennstrecke, der sogenannte Trail. In Frauenwald war der Trail zwischen 15,6 km und 58,5 km lang. Die Geschichte der Schlittenhunde besagt nicht eindeutig, wo und wann Hunde erstmals als Zugtiere vor einem Schlitten gespannt wurden. Es wird angenommen, dass die Idee aus Sibirien stammt, wo die Menschen lange Reisen durch den Schnee bewältigen müssen. Ein Schlittenhund muss ausdauernd und unempfindlich gegen Kälte sein. Heutzutage sind Hunde als Zugtiere nicht mehr das optimale Transportmittel, da Schneemobile um einiges praktischer sind. Darüber hinaus ist die Verwendung von Schlittenhundegespannen in der Antarktis und am Südpol seit 1994 sogar verboten, weil die vom Aussterben bedrohten Robben als Nahrungsmittel für die Hunde gelten. In ganz Frauenwald war das Jaulen der Hunde zu hören, die darauf warteten endlich an den Start zu gehen. Schlittenhunde wären keine Schlittenhunde, wenn sie nicht einen unbedingten Laufwillen an den Tag legen würden. Doch ein unkontrollierter Laufwille würde im Chaos enden, darum werden am Anfang des Gespanns Hunde mit einer besonderen Veranlagung eingesetzt, sogenannte Leithunde. Sie stehen in der Hierarchie direkt unter dem Musher und geben den Ton für das restliche Team an. Immer wenn ein Gespann vorbeirauschte und die Zuschauer am Trail den Musher anfeuerten, bekam man bei ungünstigen Wind den aufgewirbelten Schnee ins Gesicht. Doch es brauchte schon mehr, um die Fotografen unter den Besuchern davon abzuhalten, begeistert das Geschehen in Bildern festzuhalten. Schlittenhunderennen ist ein sehr rasanter Sport, doch die Ruhe der Dorfbewohner in Frauenwald fing die Hektik an der Rennstrecke auf. Der Schnee, der ganze Häuseretagen und Autos unter sich bedeckte, schärfte nur das Bild der Besucher, diese Ruhe und Gelassenheit mit auf den Heimweg zu nehmen. |