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Zucker auf der Frühstücksbutter ...
KULTUR | LITERATUR-VERSUCHUNG (15.05.2005)
Von Heinz Kobald
Über sie und mich und unsere Zeit wollte ich damals ein Buch schreiben. Ich wollte schon viele Bücher schreiben..

( Ein un-möglicher Anfang: )

Er legte jeden Morgen eine süße Spur über das Tischtuch. Das war nicht weiter schlimm, aber es lag eben Zucker auf dem Tischtuch - und auf der Butter.
Daß er damit Ameisen auf den Tisch locken würde, die Gefahr bestand nun wirklich nicht. Ameisen waren auf dem Boden im Zimmer nicht zu erkennen. Doch die Zuckerkristalle glitzerten in der Morgensonne wie die Spitzen der kleinen Wellen auf dem See unter einer leichten Brise.
Doch auch am Ufer des Sees saß er nicht. Er saß mit ihr am Frühstückstisch und Zucker gehörte nunmal in die Kaffeetasse und nicht auf das Tischtuch - und nicht auf die Butter.
Das Tischtuch wurde durch das Bestreuen nicht süßer. Der Stoff nahm die Süße des Zuckers nicht in seine Fäden auf. Aber die Butter. Die Körnchen waren auch aus der Butter nicht so einfach zu entfernen. Einfach abwischen, das ging nicht, auch nicht Abschütteln. Abspülen wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber da wußte man nicht, ob sich die Zuckerwinzlinge nicht doch schon im Butterschmalz aufgelöst hatten. Also gab es doch wieder eine süße Butter.
Ganz schlimm war seine Ungeschicktheit, wenn da eine schon vorgesalzene irische Butter zum Frühstück bereit stand. Dann knirschte es wirklich im Geschmack.
Aber warum gelangte der Zucker immer wieder auf die Butter?
Weil die Butter immer auf dem Weg zwischen seiner Kaffeetasse und der Zuckerdose stand. Das war ihre Tischordnung.
Das ging so lange Zeit, bis er in seiner Wohnung die Butterdose auf die rechte Seite stellte. Das war ohnehin ergonomischer, denn links stand immer seine Kaffeetasse und die Kaffeekanne. Also stand links auch die Zuckerdose. Stand nun die Butter aufgedeckt auf der rechten Seite, dann stand sie nicht mehr in der süßen Spur zwischen Zuckerdose und Kaffeetasse. Eine ideale Anordnung. Aber - zu der Zeit der Neuordnung auf seinem Frühstückstisch war auch die gemeinsame Zeit mit Bara schon lange vorbei.
Doch den Zucker verschüttete er immer noch auf dem Luftweg zwischen Zuckerdose und Kaffeetasse - weil er immer noch einen voll aufgehäuften Zuckerlöffel aus der Zuckerdose heraushob, von dem der Zucker immer noch herab rieselte ...
Daran hatten sie beide nichts ändern können.
   



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