Es war nicht so, dass er gerade Langeweile hatte, aber seine Begeisterung, seine Ideen weiter umzusetzen, hielt sich in Grenzen. Da kam ihm die allgemein herrschende Stimmung, nichts weiter zu tun, als auf das folgende Mittagshoch zu warten, ganz gelegen. Er setzte sich also etwas abseits und betrachtete die etwa vier Meter hohen Eumyceten, hochgewachsene massige Pilze, die jetzt das Pumpen ebenfalls eingestellt hatten und wie erstarrt waren. Dass die Erde sich erhob sah man nicht. Man spürte es nur allerorten. Sie hatten bereits herausfinden können, dass es zum Mittagshoch fast 50 Meter Höhenunterschied waren, die der Boden mit allem, was darauf wuchs und lebte, in den nächsten drei Stunden gut machte,
um sich dann wieder langsam zu senken. Er wusste, dass es ihm jetzt absolut nicht weiterhalf, darüber nachzudenken, die Untersuchungen daran waren erst einmal abgeschlossen. Er wollte eigentlich etwas neues denken, aber das kam nicht.

Und obwohl es ihm absolut schwer fiel sinnvoll zu denken, versuchte er es weiter. In Gedanken immer noch bei der Aufwärtsbewegung der Welt, die alles andere schwerfällig machte, sah er einer Ameise zu, die durch den Pflanzenwald am Boden kletterte. Ihn interessierte auch diese Ameise nicht. Es gab hier Tausende davon und sie waren noch nicht einmal sonderlich bemerkenswert anders gegenüber denen auf der Erde. Ok, er hatte noch nie
einer von ihnen so direkt einfach nur zugeschaut, wie sie so da rumkletterte. Er wusste wie Ameisen sich bewegten. Dass sich Ameisen kilometerweit über den Waldboden quälten, nur um irgendetwas Verwertbares zu finden. Sie lief erst einen kleinen Ast hinauf, dieser endete abrupt und sie streckte ihre Fühler einige Augenblicke in die Leere. Dann drehte sie urplötzlich wieder um und lief den Ast zurück, dabei dreimal spiralförmig drum herum, um schließlich auf einen Moosfarn treffend, wieder eine andere Richtung einzuschlagen, die um 90 Grad versetzt war zu der Richtung, aus der sie kam. Das machte ihr offenbar nichts weiter aus. Der Farn gab ihr ein gutes Stück weit die Richtung vor, der sie folgen musste, obwohl sie
offensichtlich versuchte links oder rechts abzuweichen. Doch dort wartete wiederum nur Abgrund auf sie. Den Sturz dort hinunter würde sie wohl überleben, aber dann hätte sie erst recht keine Ahnung mehr, wo sie hingehen sollte und ob sie dass wirklich wusste, stand auf einem anderen Blatt. Nein, plötzlich schien es ihr wohl zu gefallen, und sie folgte dem Farn ohne großen Widerspruch. Jetzt war sie schon fast 20 cm Luftlinie weit gekommen,
für die sie mindestens einen Meter Weg zurückgelegt hatte. Das schien ihr aber nichts weiter auszumachen. Diese Ameise hier hatte etwas besonderes. Sie war sehr zielstrebig in der Art, wie sie immer weiter voranzog.
Wahrscheinlich gab es Millionen andere von ihnen, die jetzt in diesem Augenblick nur dastanden und nicht so recht wussten, was sie tun sollten, diese Ameise hier war sich dessen sehr sicher und wieder machte sie einige Zentimer über humusartigen Boden gut. Wenn man genau hinsah, hatte sie sogar diesen zielstrebigen Blick, immer nach vorne, immer das nächste Ziel vor Augen. Stück für Stück durch eine Welt, die sie vorher noch nicht gesehen hatte.
Vor den Blicken anderer Tierarten verschlossen, hinterließ sie eine Spur, an der sie zurückfinden und der weitere Ameisen folgen würden. Aber das interessierte diese Ameise hier gerade gar nicht. Sie wollte einfach nur vorankommen und das gelang ihr ohne Frage, vielleicht sogar noch viele Meter bis der Tag heute vorüberging. Nicht nur vielleicht, sondern sogar ziemlich sicher, denn diese Ameise hatte etwas besonderes an sich. Selbst er spürte
das und das sollte schon etwas bedeuten. Sein Kopf war jetzt deutlich entspannter. Die letzten Minuten hatte er nur noch zugeschaut und von dem aufgenommen, was er sah. Er hatte überhaupt nicht weiter nachgedacht, wie er meinte. Jetzt setzte sein Kopf langsam wieder ein und der sagte, dass ihm diese Ameise auch nichts weiter brachte.