Der Rhythmus aus der Pizzaschachtel
KULTUR | KULTURSTADT (15.07.2005)
Von Marcus Häußler † | |
Merkwürdig sah es schon aus und irgendwie klingt diese Szene auch gar nicht, als trüge sie sich im beschaulichen Weimar zu. Ein buntes Straßenfest mit dem Motto 'Wir machen blau' magnetisierte viele hundert Besucher am Abend des 13. Juli. Händler und Anwohner der im unmittelbaren Zentrum gelegenen Windischenstraße organisierten einen Sommernachtsabend mit Tanz, Theater und hausgemachter Musik. Eine Bühne wurde nahe dem Markt aufgebaut. Was dort gespielt wurde, ist mir schleierhaft. Schon gegen 22 Uhr umringten eine Scharr Menschen das Podest, die die Zufahrt unpassierbar und leider auch undurchschaubar machten. Um den Block herum, dem zweiten Eingang zur Straße entgegen, bot sich mir ein ähnliches Bild. Inmitten eines Kreises begeisterter Zuschauern klangen dort Kontrabass, Gitarre und Gesang herüber. Musik von Pink Floyd erfüllte den gesamten Platz vor dem französischen Straßencafé. Alle Tische mit Gästen belegt, sitzen andere auf der Straße, gehen, stehen und tänzeln um das Geschehen. Das Trio musizierte auch noch nach Mitternacht als Interessierte aus dem Publikum zaghaft hinzustießen und mit Tamborin und Pizzaschachtel intuitiv in den Rhythmus der Combo einstimmten. Ein Feuergaukler tritt in den Kreis und zündet zwei Fackeln an. Der Akrobat dreht die feuerspeienden Stangen zur höchsten Verwunderung der Gäste. Der progressive Takt beschleunigt sich, die Fackeln drehen schneller, Hände klatschen im Takt. Ekstatisch windet der Tänzers die Flammen bis sie erlischen und tosender Beifall ertönt. Später, wenn sich der Schleier der Nacht über die Kulturstadt legt, wird es still. Die Asphaltadern der Stadt schweigen. Auf den Plätzen herrscht eine unheimliche Leere. Sogar die Taxis haben ihre Standorte verlassen. Doch nicht alle schlafen in Thüringens Provinzhauptstadt. Wer jetzt noch ins nahegelegene Jena oder Erfurt chauffiert werden will, hat Dank des neuen RiWa33 Partybusses gute Karten anzukommen. Überwiegend wochenends pendelt das fast 25 jahre alte Gefährt zwischen angesagten Lokationen in und um Erfurt, Weimar und Jena. Eine Bar, jede Menge Sitzgelegenheiten und dem Anlass entsprechende Musik sorgen für eine kurzweilige Tour. Die Betreiber des nachtfahrenden Feierbusses bieten auch Ausflüge zum nächstgelegenen IKEA an. Aktuelle Zubringerdienste und regionale Partytermine finden sich auf der Internetpräsentation von RiWa33. |