Warum ich rauche
KULTUR | IM ZWIEGESRPÄCH (04.05.2010)
Von Katharina Nocun | |
„Hast du eigentlich nie mit dem Rauchen aufgehört?“ „Schon oft. Du etwa nicht?“ „Ja, aber ich meine für länger. So ein Jahr oder so.“ „Hmm... Irgendwie hat sich das nie ergeben.“ Eine kurze Denkpause, in der sie mir Feuer gibt. Der Tabak knistert wohltuend in der heißen gelben Glut. Ich atme ein und puste kurzlebige Wolken in die Dämmerung. „Ich scheitere immer an der Nachdenkzigarette.“ „Was ist eine Nachdenkzigarette?“ „Na das ist die Zigarette, die man raucht, wenn man nach Hause kommt und den Tag noch einmal zurück spult. Dann, wenn unbedeutende Gesten zu kritischen Aussagen werden. Wenn man endlich Zeit und Raum für eigene Meinungen findet. Man starrt dann aus dem Fenster und atmet ein und Rauch aus. Wie sollte man eine solche Zigarette auch sonst nennen?“ „Und darum schaffst du es nicht aufzuhören?“ Die Zigarette kratzt wohltuend auf der Zunge. Sie zündet sich eine an und zusammen schlendern wir weiter. Eine Denkpause setzt ein, bevor ich antworten kann. „Nein. Ich meine nicht nur. Aufzuhören fällt nicht zuletzt so schwer wegen der vielen Entscheidungen.“ „Welche Entscheidungen?“ „Na, die wichtigen. Klar, man hört periodisch auf zu rauchen und dann geht das auch meistens für einige Zeit gut, bis dann eben eine wichtige Entscheidung ansteht. Diese kritischen Situationen machen dann alle Vorsätze zu nichte. Ich meine, man denkt sich dann doch oft: 'Was habe ich eigentlich sonst immer in solchen Situationen gemacht? Wie bin ich damals nur klargekommen?- Klar, rauchend.' Und dann kommt einem immer beim Rauchen die Erleuchtung, wie sie einem schon so oft gekommen ist und drei Minuten reichen mit einem Mal so vollkommen dafür aus. Alle Entscheidungen kann man im Grunde in drei Minuten abhandeln, erst recht die komplizierten. Und man raucht eine und dann merkt man, dass es so viele kritische Momente gibt, ja dass sie quasi nie aufhören. Und dann raucht man halt wieder.“ „Das stimmt.“ „Hast du nochmal Feuer?“ |