Kampf der Menschheit mit den Tormaschinen
GESELLSCHAFT | BLICK IN DIE ZUKUNFT (15.06.2008)
Von Michael Billig | |
Das Duell Mensch gegen Maschine geht in eine neue Runde. Am Schachbrett haben wir bereits verloren. Blüht uns nun auch bald die Schlappe auf dem Fußball-Platz? Wissenschaftler tüfteln akribisch an einer Tormaschine, einem Stürmer, der jeden Ball im Netz unterbringt. Unser Glück ist, dass die Roboter sich bisher kaum auf zwei Beinen halten können. „Sie fallen noch viel zu oft beim kleinsten Rempler um“, weiß Stefan Czarnetzki von der Technischen Universität Dortmund. „Wir haben da einen recht vielversprechenden Ansatz, aber der muss sich erst noch in der Praxis behaupten“, macht er um Technik und Taktik ein Geheimnis. Wie weit Czarnetzki und seine Kollegen aus Deutschland, den USA, der Niederlande und Japan mit ihrer Roboterforschung Sieht zumindest schon mal sportlich aus: Nao, das neue Robotor-Modell. (c) BreDoBrothers Das selbe Spielermaterial Die BreDoBrothers, so heißt Czarnetzkis Team, laufen in der Zweibeiner-Liga auf. Hier steht allen Mannschaften exakt die gleiche Hardware zur Verfügung, nämlich das Robotermodell Nao der Firma Aldebaran-Robotics. Das ist so, als würden sämtliche Nationalmannschaften dieser Welt nur aus Michael Ballacks bestehen. Gleiche physische Vorausssetzungen für alle Teams. Sie würden sich vermutlich gegenseitig neutralisieren, wären da nicht die Trainer, die den Ballackklonen sehr unterschiedliche taktische Anweisungen geben könnten. Trainer in der Zweibeiner-Liga der Roboter sind die Programmierer. Ihre Fähigkeiten entscheiden über Sieg und Niederlage. „Hauptsächlich bauen wir auf den Erfahrungen der letzten Jahre auf. Wir sind momentan dabei, die Software auf die neue Hardware anzupassen“, so Stefan Czarnetzki zu den Vorbereitungen der BreDoBrothers. In der Vergangenheit spielten er und seine Mitstreiter mit Erfolg noch in der Vierbeiner-Liga. Die Plattform hier waren die Roboterhunde AIBO von der Firma Sony. Die Humanoiden Andere sind in der Entwicklung schon einen Schritt weiter. Darmstadt Dribblers, FUmanoid (Berlin), NimbRO (Freiburg) und B-Human (Bremen) heißen die Mannschaften aus Deutschland, die menschlichen Kickern bisher am nächsten kommen. Sie treten in der Humanoid-Liga gegeneinander an. Wie Nao haben sie Arme, Beine und einen Kopf, sind kaum größer als 80 Zentimeter. „Für das Seh- und Nervensystem sowie das Gehirn ist eine Webcam mit einer selbstgebastelten Linse aus einem Türspion an einen Gumstix-Rechner mit 600 MHz in der Leibesmitte angeschlossen. Die Energie kommt von einem 12V-Lithium-Polymer-Akku im gut gepolsterten Alu-Rucksack“, verrät Gisela Qasim über ihre Schützlinge, die Brainstormers Twobots aus Osnabrück, die zum ersten Mal in dieser wohl anspruchsvollsten Klasse dabei sind. Von der Hard- bis zur Software haben die Teams sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen. Der fehlende Gleichgewichtssinn bleibt abgesehen von der unmöglichen Liebe zum Spielgerät aber auch unter den humanoiden Robotern das allergrößte Manko. Strafstoßtor mit Hackentrick Menschlich klingen häufig ihre Namen. Bruno (2. Bild links) wird der Roboter genannt, der bereits in die noch junge Fußball-Historie der Maschinen eingegangen ist. Er war im Jahr 2006 derjenige gewesen, der als erster einen Strafstoß per Hackentrick verwandelt habe, rühmen sich die Verantwortlichen seines Teams, der Darmstadt Dribblers. So etwas ist noch keinem menschlichen Wesen gelungen, zumindest ist es nicht überliefert. Doch an dieser Stelle sei gesagt, dass die gesamte Spielfläche in der humanoiden Roboter-Liga kaum größer ist als unser Fünfmeterraum. Wenn wir auf fremden Platz zum Strafstoß gegen einen Roboter antreten müssten, würden wir den wahrscheinlich mit dem Kopf ´reinmachen können. Also keine Sorge: Die Maschinen sind noch weit davon entfernt, die Herrschaft über die Fußball-Welt zu übernehmen. |