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In memoria unserer „politischen Elite“
KULTUR | BAYERN-STADL (20.12.2008)
Von Ronald Hild und Torsten Wieland
Ganz Bayern ist von den Sozis besetzt. Ganz Bayern? Nein. Ein kleines Häuflein Aufrechter leistet der roten Übermacht Widerstand. Ihr Geheimnis? Ein untergäriger Zaubertrank nimmt die Angst und löst die Zunge.

Günther Beckstein (sitzt zusammengesunken auf seiner Bierzeltgarnitur, vor ihm drei leere Maß): Seufz, Jo, mei, die bleeden Saupreißen. Depperten Sozis. Es is a Schmarrn...
Erwin Huber (tritt hinzu, reicht Beckstein eine Brezel): Geh, komm, Günther, lass gut soan. An uns hat es nicht gelegen, da hatte der Teufel seine Finger im Spiel.

Stimme aus dem off: Ja, ich sag mal... Bahnhof... äh, München, Flugplatz äh, quasi beginnt die Reise direkt .... also.
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Beckstein (blickt müde auf): Der Erwin Teufel? Was hat der damit zu schicke?
Huber (verdreht die Augen): Bist du deppert! Ich moan den Rhetorik Ede! Unser intrigantes Silberlöckchen.
Beckstein: Ach was, dafür hat der doch in Brüssel gar keine Zeit mehr. Die Wähler haben uns verraten! Und Du...aber lassen wir das!
Huber: Na woas, woas is mit mir?
Beckstein: Erstens kannst du nicht vernünftig sprechen und zweitens hast Du keine Ahnung von Finanzen. Wer hat Dich eigentlich zum Finanzminister gemacht? Ach Mist, dass war ja ich.
Huber: Na, i hab vielleicht keine Ahnung von Finanzen. Aber dafür von Wahlkampf.
Beckstein:D as hat der Schröder auch gesagt. Und was is?
Huber: Ach geh, der hat einen Job bei den Russen. Bei uns ist Ruß mit dem Job. Du kannst ja noch Taxifahrer werden, so als Pauschalpendler. Und was mach i?

Eine kleine vermummte Gestalt schleicht sich ins Zelt
Kleine vermummte Gestalt: „Und ich sage: die Rente sind sischer!!“
Beckstein:: „Ach schau der Norbi, der geht mit seinem Running-Gag immer noch auf jedes Volksfest. (ruft ihm zu) Norbi, lass doch endlich den Blödsinn!
Kleine vermummte Gestalt: „Pah, bald bin ich Vizebundespräsident. Sodann, ich
kommeeeeeeeee.“ (Und ab...)

Beckstein (schüttelt den Kopf und bestellt zwei Maß): Ich muss ja noch fahren...

Lässig nähert sich eine Kellnerin im Latexdirndl. „Hier die zwei Pauli-Aner.“

Huber (stößt Beckstein in die Seite, so dass dieser rückwärts von der Bank fällt):

Die kenn i...

Beckstein liegt noch hilflos auf dem Rücken als sich eine Lichtgestalt über ihn beugt, ihm sanft über das Gesicht fährt und ihn anspricht.
Lichtgestalt: Günther, wach auf, Günther! Alles wird gut.
Beckstein: Franz Joseph?
- Naa, nix Franz Joseph. Der Horst.
Beckstein wird ohnmächtig. Auch Huber kann seine Freude nur schwer zeigen.

Huber: So, der Horst. Und du willst jetzt alles besser machen?
Seehofer: Na, als ehemaliger Landwirtschaftsminister kenne ich mich mit Ochsen bestens aus.
Hinter Seehofer tritt eine zweite Gestalt ins Zelt, Gelbe Hose, gelber Pullover.
Huber: Günther, ich glaub du hast Post. Wahrscheinlich Luftpost, Züge fahren ja nicht, bin ich „geneigt“ zu sagen.
Neuankömmling 1: Heh, heh, heh. Schwarz-Gelb regiert die Welt.
Seehofer: Mach mal nicht so eine Wester-Welle! Als Juniorpartner hast du hier eh nix zu melden. Sei froh, dass ihr nach 14 Jahren mal wieder in Bayern im Parlament seid.
Westerwelle: Ach was, heute regieren wir Bayern und bei der nächsten Bundestagswahl bekommen wir 18+X! Und was weißt Du denn vom bayrischen Landtag, da bist Du doch gar nicht drin!
Seehofer: Ach Guido. Lass doch bitte die höhere Mathematik! Das ist nicht deins und in Bayern hat diese Rechnerei auch nicht funktioniert.

Eine Gruppe Österreicher vollführt eine Polonäse durchs Zelt und grölt bierselig:
Fröhlich trinken wir hier weiter, immer lustig, immer Haider!

Huber: Die spinnen die Ösis! Aber wenigstens hat schwarz da noch Konjunktur.
Seehofer: Na, nicht nur dort. Auch in den USA!
Huber: Ja der Bagdad hat ja mächtig Aufwind im Moment.
Westerwelle: Du meinst doch sicher den Barack?!
Huber: Ja genau den Saupreiß mein i!

Günther Beckstein hat wieder eine Vision: Barak Obama steht in bayowarischer Trachtenklufft vor der Berliner Siegessäule und ruft Beckstein zu „We can do it!“

Beckstein (springt mit stierem Blick auf): Ich bin ein Berliner!
Seehofer: Aufpassen, nicht jedes Nürnberger Würstchen ist zum Berliner geeignet.. Aber von mir aus, geh nach Berlin! Is gerade eine Stelle frei geworden.
Westerwelle: Die Stelle bei deiner Geliebten? Ich dachte, die ist schon seit einiger Zeit vakant! Hä, Hä....
Seehofer nimmt Westerwelle in den Schwitzkasten und rangelnd verlassen sie das Bierzelt.
Beckstein (noch etwas benommen): Was war das denn jetzt?
Huber: Ach Günther, mal wieder nix mitbekommen! Das war unser neuer Chef mit
seiner neuen Geliebten - FDP!

Die lustige österreichische Polonäsegruppe zieht wieder vorbei:
Deutsches Bier hat seinen Reiz, doch steuern spar’n wir in der Schweiz!

Huber: Die Schweiz gehört ja jetzt zur Achse des Bösen, sagt der Steinbrück.
Beckstein: Ach schmarrn! Nur weil die uns nicht leiden mögen und uns vor zu viel Steuerzahlungen bewahren, sind die doch keine Terroristen!
Huber: Stimmt Günther! Die wahren Terroristen sind doch die Bolschewiken von der Linkpartei!
Beckstein: Na obwohl, der Sozialismus ist ja jetzt wieder stark im Kommen, von wegen Bankenverstaatlichung und so.
Huber: Als ob das was bringen würde, hähä, die Bayern-LB war schon vor der Krise pleite.
Beckstein: Na Erwin, da hast Du wohl auch kräftig dazu beigetragen. Was musstet Ihr auch auf faule amerikanische Immobilienkredite setzen? Es gibt doch genügend Ostdeutsche mit geringer Bonität!
Huber: Dos is Globalisierung, Günther. Die Amis wollten uns halt am Wohlstand teilhaben lassen.
Beckstein: Wohl eher am Wohlstands-Risiko, Du Depp!
Seehofer (kommt etwas zerzaust wieder ins Zelt zurück. Draußen wird Westerwelle von zwei Polizisten abgeführt):
Tja, der Guido, macht jetzt doch Koalitionsverhandlungen mit den Grünen. Wenigstens weiß er jetzt, wer König von Bayern ist.
Seehofer gibt der Kellnerin im Latex-Dirndl einen Klaps auf den Hintern.
Na, heute Abend schon was vor?
Huber: Du Horst, das würd ich lassen, die hat komische Folgen für Ministerpräsidenten.
Stimme aus dem OFF.
Ja, ähh, dieser Problembär, da muss man konsequent ähh, Bayärn und Grenze.
Seehofer verlässt das Zelt, mit der Kellnerin im Arm, Huber und Beckstein bleiben zurück.
Beckstein: Was für ein Tag. Jetzt kann uns nichts mehr erschüttern. Pfff...

Ein leichter Windhauch zieht durchs Zelt und macht die beiden frösteln. Die Zeltplane schlägt auf und zwei Gestalten treten ein, eine kleine und eine sehr, sehr kleine.
Neuankömmling 2:„Mensch Oskar... „

Illustration von Ansgar Lorenz


Neuankömmling 3: „Andrea, jetzt fang nicht wieder damit an! Nein, wir nehmen eure Abweichler nicht bei uns auf. Wir sind schließlich eine sozialistische Einigkeitspartei!
Lafontaine: Guten Tag die Herren Bayern! Ich diskutiere gerade mit der Andrea über hessisches Schmierentheater und den unwiderstehlichen Drang zur Macht.
Beckstein: Bei diesen Dingen kennen wir uns aus.
Ypsilanti: Was heißt hier Schmierentheater?! Der Koch muss weg, der führt sich ja auf wie ein bayrischer Ministerpräsident. Man muss es ja wenigstens versuchen und wenn’s beim ersten mal nicht klappt, dann halt wieder und wieder und …...
Huber: Aber Andrea, Du musst doch auch an Deine Wähler denken! Du hast schließlich was versprochen!
Lafontaine: Ach was, die Wähler wollen doch leere Versprechungen sonst würden sie uns, die Linke doch nicht wählen.
Huber: Naja, eigentlich haben wir genau das im Wahlkampf gemacht. Leere Versprechungen ohne Konzept, dazu ein paar Peinlichkeiten. Bei den Amis klappt das immer, nur bei uns hat’s nicht hingehauen! Vielleicht sollten wir die Strategie wechseln.
Beckstein: Hmm, wie machen Sie das Herr Oskar von und zu Links?
Lafontaine: Meine Herren, ich bin charismatisch und außerdem rekrutiert sich unser Potential vor allem aus Ossis, da fällt der Wahlkampf leicht. Wir versprechen denen einfach alles so zu machen wie früher. Große Losungen, aber keine Lösungen!
Huber: Klingt vernünftig…
Lafontaine: Aber darf ich Ihnen einen Vorschlag machen? Kommt doch zur Linkspartei, wir sind offen für Versager und Leute, die sich mit ihren Parteien – sagen wir mal - überworfen haben.
Huber: Ich weiß nicht, selbst ich hab eine Moral.

Illustration von Ansgar Lorenz


Beckstein: Ach was, Erwin. Ist die Macht erst generiert lebt sichs gänzlich ungeniert.
Ypsilanti: Stimmt. Ich habe ja unseren Parteiabweichlern sogar angeboten, dass ich Vater und Mutter verkaufe, um an die Macht zu gelangen, aber selbst das wollten die nicht, diese Ignoranten. Naja, da haben die Gesetze der Marktwirtschaft wohl dazwischengefunkt: nur eine Mutter, ein Vater – aber 4 Abweichler…
Huber: Da musst Du härter durchgreifen Andrea! So machen wir das hier in Bayern. Von wegen Gewissensfreiheit, paah. Disziplin und Unterordnung!
Beckstein: Wir leben schließlich in einer Parteiendemokratie, da kann nicht jeder machen was er will!

Lafontaine: Genau! Der kleine Parteisoldat hat gefälligst das zu tun, was wir Ihm sagen.

Einstimmig: Genau!!!!!!!!! Darauf Prosit...........

Schwefeldunst steigt auf und verdunkelt die Szene………………………………..und Ende



Chef-Dramatürk: Torsten "Becki" Wieland
Creatief Director: Ronald "Erwin" Hild
   

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