Spektakulärer Fund: Vergoldeter Pferdekopf aus der Römerzeit
KULTUR | ARCHÄOLOGIE (01.09.2009)
Von iley Redaktion | |
Bei Ausgrabungen entdeckten Archäologen Mitte August einen lebensgroßen Pferdekopf einer vergoldeten römischen Reiterstatue. Die Bronzeskulptur gehört zu den besten Stücken, die jemals auf dem Gebiet des ehemaligen Römischen Reichs gefunden wurden. Das Fundstück. (c) Jürgen Bahlo, Römisch-Germanische Kommission Im August 2009 entdeckten die Archäologen bei der Freilegung eines der beiden bisher nachgewiesenen Holzbrunnen nun den fast vollständigen Pferdekopf des Standbilds. Er lag in elf Metern Tiefe auf der Brunnensohle. Das Zaumzeug des Pferds ist mit sechs Zierscheiben reich geschmückt. Auf der Stirn befindet sich eine Platte mit der Darstellung des Kriegsgottes Mars, an den Seiten sind so genannte Viktorien (Siegesgöttinnen) angebracht. Germanen haben die Statue zerschlagen Die Reiterstatue muss in den Jahren 4 oder 3 vor Christus - zur Zeit der Anlage der römischen Stadt Waldgirmes - aufgestellt worden sein. Um 9 nach Christus, nach der Niederlage des Varus in der Schlacht im Teutoburger Wald, gaben die Römer die Stadt auf. Das Standbild wurde von nachfolgenden Germanen zerschlagen und der Pferdekopf rituell in dem Brunnen versenkt, während die anderen Reste weiterverwendet werden sollten. Weist der Fund allein schon aufgrund des imperialen Hintergrunds auf reichspolitische Zusammenhänge hin, so werden diese durch die hervorragende künstlerische Qualität noch unterstrichen. Nur zwei unmittelbar vergleichbare Stücke existieren im Gebiet des ehemaligen Imperium Romanum: die beiden Reiterstatuen der so genannten Cartoceto-Bronzen aus Cartoceto di Pergola in der Provinz Pesaro in Italien. Die Originale sind heute im Nationalmuseum in Ancona ausgestellt. Restaurierung aus mehr 100 Bruchstücken Die Restaurierung und Konservierung des Pferdekopfs sowie der mittlerweile mehr als 100 weiteren, größeren und kleineren Bruchstücke des Reiterstandbilds erfolgt in der Werkstatt der Hessischen Landesarchäologie. Das Bronze- und Eisenmaterial sowie die als Oberflächenauflage erhaltenen Goldfolienreste werden dabei archäo-metallurgisch untersucht. Zugleich werden die Holzfunde der Brunnenverschalung, des Brunnenfasses und einzelner Holzgerätschaften restauriert und konserviert. Vorgesehen ist auch die archäobotanische Untersuchung des Brunneninhalts, denn dadurch können Einzelheiten des Vegetationsumfelds der römischen Siedlung festgestellt werden, was dann wiederum Aussagen zum Charakter der Kulturlandschaft in der Umgebung von Waldgirmes zulässt. |