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Arbeiter-Orden für Bierhersteller
WIRTSCHAFT | SCHLAGZEILEN AUS LAOS (03.01.2009)
Von Oliver Tappe
Oliver Tappe kennt Laos wie seine Westentasche. Er bereist und erforscht die kleine südostasiatische Volksrepublik. Seit neuestem ist er auch Abonnent einer englischsprachigen Tageszeitung, die in der laotischen Hauptstadt erscheint. Für iley kommentiert er ausgewählte Schlagzeilen: z.B. Arbeiterorden für die Beerlao-Brauerei und den dänischen Hopfenlieferanten Carlsberg.

Geschenke für Neujahrsbabys - 31.12.08

Das "National Mother and Child Hospital" in Vientiane verspricht den Familien der ersten zehn Kinder, die im neuen Jahr geboren werden, wertvolle Präsente: Einen Korb voller Babykleidung und die Erstattung der Behandlungskosten. Dazu zitiert die Vientiane Times den Chefarzt Dr. Bounnack Saysanasongkham: "We consider that babies born on New Year's Day are lucky. This is the hospital's way of wishing a Happy New Year to their parents.”

Vorfreude auf Südasien-Spiele - 30.12.08

Nicht nur der Countdown für 2009 steht an, sondern auch eine entsprechende Party anlässlich des Jahres der Südostasien-Spiele, die im Dezember 2009 erstmals in Laos stattfinden werden. Die Ausrichtung der ASEAN-Olympiade bedeutet für das Land einen immensen Prestigegewinn, ist allerdings ohne die finanzielle und logistische Unterstützung der Nachbarstaaten für Laos nicht zu stemmen. Viel Hilfe kam vom Mekong-Anrainer Thailand, um die Organisation der 390 Wettbewerben in 25 Sportarten zu fördern. Wie man dort mit der Tatsache umgeht, dass das Stadion, in dem die Eröffnungsfeierlichkeiten stattfinden sollen, ausgerechnet nach Chao Anouvong benannt ist, ist nicht bekannt.
[Chao Anouvong, König von Vientiane, führte zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen Feldzug gegen die Thai, um die Souveränität seines Reichs von Bangkok zu erkämpfen. Das Unternehmen scheiterte jedoch und endete in der kompletten Verwüstung Vientianes durch siamesische Truppen. Bis heute steht Chao Anouvong sinnbildlich für die Rivalität zwischen Lao und Thai.]

Tourismus auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad - 29.12.08

Ein zwei Kilometer langer Abschnitt des berühmten Ho-Chi-Minh-Pfades - Versorgungswege der Nordvietnamesen für den Widerstandskampf im Süden - wurde in der Provinz Savannakhet restauriert und durch einen Zaun gesichert. Durch den Erhalt dieser oft unscheinbaren Waldpfade soll der Tourismus in der laotischen Peripherie angekurbelt werden. In Vietnam sind die Stätten des so genannten "Amerikanischen Krieges" schon seit Jahren Besucherattraktionen.
Die Zeitung versäumt es nicht die geschätzten zwei Millionen Tonnen Bomben zu erwähnen, welche von den USA über Laos abgeworfen wurden, nicht zuletzt auch um die vietnamesischen Versorgungswege auf laotischem Territorium zu eliminieren. Gefährliches Erbe jener Zeit: Bis zu 30% der Bomben lauern immer noch als Blindgänger in der laotischen Landschaft.

Tuk-Tuks runter von den Hauptstraßen - 26.12.08

Den rund 4000 Tuk-Tuk-Fahrern in der laotischen Hauptstadt Vientiane steht Ungemach ins Haus: Da die wichtigsten Verkehrsadern der Stadt immer mehr unter dem gestiegenen Verkehrsaufkommen leiden und Stauungen an der Tagesordnung sind, wird den dreirädrigen Taxis nun tagsüber die Fahrt auf großen Teilen der Achsen Samsaenthai Road, Setthathirath Road und Kaysone Phomvihane Avenue untersagt. Sie müssen nun auf kleinere Nebenstraßen ausweichen.

Laotische Flüchtlinge kehren aus Thailand zurück - 24.12.08

Frohe Weihnachten. Was hier nach besinnlicher Familienzusammenführung klingt, ist eine eher ambivalente Geschichte: "Fifty-eight illegal migrants from 17 families returned voluntarily to Laos on Monday from the detention camp in Houaynamkhao village, Khaokhor district, Phetsabun province, according to a report from the Lao-Thai General Border Committee. More and more detainees have decided to return to Laos , encouraged by the efforts of both Lao and Thai officials to prove previous returnees are enjoying a better standard of living and safety in Laos. The group was welcomed at a ceremony held in Vientiane [...] returnees who had homes to go to would be sent back there or to live with their relatives."
Noch vor Jahren betrachtete Thailand diese "illegalen Migranten" als politische Flüchtlinge, doch die Annäherung der ehemaligen Klassenfeinde in Bangkok und Vientiane hat eine neue Dynamik in die Situation gebracht. Die Rückführungsquote liegt im vierstelligen Bereich, und das thailändische Militär treibt das Programm unerbittlich voran. Zwar berichtet die Vientiane Times regelmäßig von fröhlichen Heimkehrern in neu gebauten Dörfern mit moderner Infrastruktur, doch die Angst der Geflohenen vor Repressalien der laotischen Regierung bleibt bestehen. Die Anwesenheit einiger westlicher NGOs mag hier dem Neuanfang der Rückkehrer förderlich sein.

Oliver Tappe

Beerlao ist in der Hauptstadt allgegenwärtig. Seit 35 Jahren wird dieser Hopfensaft in Laos gebraut. (c) Oliver Tappe

"Arbeiter-Orden erster Klasse" für Beerlao-Brauerei - 23.12.08

Die Beerlao-Brauerei wurde nun anlässlich ihres 35-jährigen Bestehens von der Regierung geehrt - mit dem "Arbeiter-Orden erster Klasse", vom Ministerpräsident persönlich überreicht. Die mittlerweile zwei Brauereien des Unternehmens produzieren jährlich 200 Millionen Liter Bier, decken damit 99% des einheimischen Marktes und exportieren in 15 Länder. Orden zweiter Klasse gingen an die Vorstandsmitglieder und an Carlsberg als größten Anteilseigner. Ein sozialistischer Orden am Band muss für die dänischen Hopfenheuschrecken wohl eine ganz neue Erfahrung sein...

Regierung verordnet Sparsamkeit - 22.12.08

Auch das internationale Neujahrsfest wirft seine Schatten voraus, und zwar mit einem interessanten Beschluss des Ministerpräsidenten Bouasone Bouphavanh: Sämtliche Regierungsstellen sind dazu angehalten, auf ausschweifende und kostspielige Feierlichkeiten zum Jahreswechsel zu verzichten, um in der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise nicht unnötig Ressourcen und Steuergelder zu verschwenden. Die Regierung rät ihren Unterabteilungen, besondere Anlässe mit Lesungen und Seminaren zu den Fortschritten der Regierungsarbeit zu begehen, "instead of hosting large receptions with imported food and drinks". Klingt nicht unvernünftig, doch die laotischen Händler äußern sich besorgt, dass eine allzu große Sparsamkeit der Regierung von der Bevölkerung zum Vorbild genommen werden könne, mit fatalen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Dies ist im Übrigen ein neues Phänomen in Laos: Kritik an Regierungspositionen, die dann auch noch über die parteikontrollierte Presse verbreitet wird. Kleine Zeitenwende?

Neujahrsfest der Khmu - 20.12.08

Wenn im Sauerland die Weihnachtsbäume gefällt werden, beginnt im laotischen Hochland das Neujahrsfest der Khmu, der zweitgrößten ethnischen Gruppe von Laos (ca. 20% der Gesamtbevölkerung). Blutiger Bestandteil der Festivitäten: Jeweils ein Hahn und ein Huhn werden geschlachtet, das Blut den Anwesenden über die Beine gegossen und verrieben. Außerdem müssen zwei Krüge Reiswein - einer für das alte, einer für das neue Jahr - von jedem geleert werden. Schafft es jemand nicht, den ersten Krug komplett zu leeren, droht ihm im neuen Jahr eine Krankheit, wie die Zeitung genüsslich anmerkt...

"Facelift" für That Luang - 19.12.08

Das an ein altes Flugfeld gemahnende, gerne für pompöse Aufmärsche genutzte Gelände rund um das laotische Nationalheiligtum That Luang soll ein 5 Mio. US$ teures "facelift" erhalten, unter anderem durch die Anlegung eines Parks. Dies soll im Hinblick auf den 450. Jahrestag der Hauptstadt Vientiane 2010 geschehen und den vielbesuchten Ort für Besucher attraktiver machen. Auch ein neuer "Stupa des unbekannten Soldaten", eine kuriose Mischung von buddhistischer und revolutionärer Ideologie, soll errichtet werden - der alte Stupa steht dem Ausbau des Straßennetzes im Weg.

Gold- und Kupfermine entlässt 3000 Arbeiter - 18.12.08

Dass auch ein Land wie Laos die Auswirkungen der Finanzkrise zu spüren bekommt, zeigt ein Bericht aus der Provinz Savannakhet: Die dortige Gold- und Kupfermine entlässt 3000 Mitarbeiter, in der Mehrzahl Tagelöhner. Während jene oftmals wieder ihre frühere bäuerliche Lebensweise annehmen und damit zumindest die Ernährung ihrer Familien sichern können, stehen junge Ingenieure vor dem Nichts. Der Weltmarktpreis für Kupfer, einem der wichtigsten Exportgüter von Laos, ist im laufenden Jahr von 8500 auf 2900 US$ pro Tonne gefallen.

Meditation gegen soziale Verwahrlosung 17.12.08

Mönch Saly Kantasilo, seines Zeichens Vorsitzender der "Lao Buddhist Fellowship Organisation", die wichtigste religiöse Institution im Lande, eröffnete gestern eine große Meditationsveranstaltung. Nachdem buddhistische Praktiken in Laos nach der Revolution viele Jahre von der Partei nicht erwünscht waren, hat sich die Lage in jüngerer Zeit gewandelt. Meditation wird nun als ein mögliches Gegenmittel gegen soziale Verwahrlosung und Gewalt betrachtet, als gesellschaftlich wertvoller Weg zur inneren Ausgeglichenheit und moralischen Stärkung angesichts der Nebenwirkungen der Laos überrollenden Moderne.
   




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