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Getriebene der Produktivkräfte
WIRTSCHAFT | MARX UMGEDEUTET (13.10.2010)
Von Boje Maaßen
Die Schere zwischen arm und reich geht auseinander. Von einem Klassenkampf kann dennoch keine Rede sein. Denn alle Klassen haben eines gemeinsam: Sie definieren sich über den Konsum.

Nach Karl Marx ermöglichen die jeweils in einer Gesellschaft bestehenden Produktionsverhältnisse die Entwicklung der Produktivkräfte bis zu einem bestimmten Stand, von dem ab dann deren Ermöglichung in Fesselung umschlägt. Auf dieser Entwicklungsstufe entstehen gesellschaftliche Spannungen, die schließlich zu einer gewaltsamen Umwandlung der Produktionsverhältnisse führen, die nun eine weitere Entwicklung der Produktivkräfte ermöglichen.

Nach Marx bestehen die Produktionsverhältnisse aus sich antagonistisch gegenüberstehenden Klassen, wobei die herrschende Klasse über die materielle und symbolische Macht in einer Gesellschaft verfügt. Dieser Klassenbegriff entspricht nicht mehr der Wirklichkeit. Einerseits bestehen zwar die Klassen - von der materiellen Ausstattung mit Gütern her gesehen - weiterhin, wobei sich hier die Schere noch weiter öffnet. Anderseits aber haben sich die Klassen - vom Bewusstsein und vom Informationsstand her gesehen - in eine relativ homogene Einheitsgesellschaft aufgelöst. Alle definieren sich über den Konsum.

Klassenbewusstsein und Individualismus hemmen

Tendenziell fühlt sich keiner mehr als Herr, sondern mehr als Getriebener bis hin zu Opfer. Und dieses Gefühl ist berechtigt, denn es herrscht die Logik des Gesamtsystems, das entscheidend von der Entwicklung der Produktivkräfte gesteuert wird. Phänomene wie Hochkultur, Tradition, unteres oder oberes Klassenbewusstsein, substantieller Individualismus sind für den gegenwärtigen Entwicklungsstand und für die weitere Entwicklung der Produktivkräfte (man denke da insbesondere an die neuen Medien und Transporttechnologien) hemmend und verschwinden immer schneller aus Praxis, Wertekanon und Bewusstsein.

Die gegenwärtige Technologie braucht heute als optimales Umfeld die homogene Einheitsgesellschaft, deren Mitglieder sich nur noch quantitativ im Haben von Konsumgütern unterscheiden: Alle machen (Fern-)Reisen, alle haben Autos, alle benutzen die gleichen Medien, alle verfügen über beträchtliches Eigentum. Die Frage ist, ob in Zukunft auch die quantitativen Differenzen eine Fesselung für die Produktivkräfte sein werden und deswegen ebenfalls verschwinden müssen. Ob damit viel an (Hoch-)Kultur und Humanität gewonnen ist, ist zweifelhaft.
   





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