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Ein Tempel des Wissens
KULTUR | KULTURSTADT (15.09.2005)
Von Michael Billig
Im Foyer der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erinnern in einer Glasvitrine liegende, halb verbrannte Buchseiten an das Feuer im historischen Stammgebäude. Ein Jahr nach dem Unglück sind die Schäden am Haus noch nicht behoben. Im Neubau hingegen gibt es für den Besucher hervorragende Möglichkeiten, seinen Horizont zu erweitern.

Seit Februar dieses Jahres sind die neuen Räume der Forschungsbibliothek für Literatur und Kulturgeschichte in Weimar für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf fünf Etagen verteilt sich das Wissen. Zwei davon liegen unter der gepflasterten Straße und dem Platz der Demokratie, wo das Reiterdenkmal des Carl August wieder an gewohnter Stelle steht. Unter dem Herzog befinden sich die Tiefenmagazine, in denen auch die 50 000 beim Brand am 3. September 2004 vollständig zerstörten Bücher ursprünglich sicher gelagert werden sollten. Heute verfügt die Bibliothek über knapp eine Million Bände, cirka 800 laufende Zeitschriften, mittelalterliche und frühneuzeitliche Handschriften, Inkunabeln, Musikalien, Karten, aber auch CDs und DVDs. In der Mediathek sind zurzeit 200 000 Bilddokumente aus den Sammlungen der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen archiviert.

Im Erdgeschoss befindet sich im Zentrum des Gebäudes ein Kubus. Dieser erstreckt sich über vier Ebenen, die von gefüllten Bücherregalen gesäumt sind, gen Himmel. Schwarze Ledersessel laden ein, Platz zu nehmen und eine der aktuellen, nationalen und internationalen Tageszeitungen durchzublättern. Bequem sind auch die Arbeitsplätze im ersten Geschoss. Die Tische groß, die Räume gut beleuchtet und in hellen Tönen gehalten. Besonders hervorzuheben sind die so genannten Carrels. Das sind Lese- und Arbeitskabinen, ausgestattet mit einem Computer, der einen Internetzugang hat, einem Schreibtisch, einem Bücherregal und einem schönen großen Fenster, das im besten Fall Ausblick auf den Goethepark bietet. Das Angebot ist wie beinah alles kostenlos. Einzig für eine Fernleihe (1,50 Euro pro Buch), dem Benutzen des Kopierers (5 Cent pro Kopie) sowie Kaffee und Kuchen in der Cafeteria muss man etwas berappen. Wer in einem Carrel arbeiten möchte, muss einen Antrag stellen, sich für einen Zeitraum bis maximal vier Wochen entscheiden und eine Begründung angeben. Laut den Damen an der Information ist die Nachfrage groß. Je früher man sich dafür anmeldet, desto besser sind die Aussichten auf einen Platz.

Flotte Rechner mit Internetzugängen sind im ganzen Haus zahlreich vorhanden und für jeden, der Bibliotheksmitglied ist, nutzbar. Einen Ausweis kann jeder ab dem Alter von 16 Jahren bekommen. Die Ausstellungsgebühr hierfür beträgt einmalig 9 Euro. Neben den Regalen mit Fachbüchern aus den Bereichen Kunst, Musik, Archäologie, Sprach- und Literaturwissenschaft, Philosophie, Theologie, Geschichte, Geographie, Wirtschaft, Recht sowie Sozial- und Naturwissenschaften gibt es eine Romanbibliothek, eine Media- und Fotothek und ein Zeitschriftenarchiv.

Während Weimar mit Goethe-Gartenhaus, Schiller-Wohnhaus und Museen auf alte Zeiten setzt, hat die Stadt mit dieser Version der Anna Amalia Bibliothek ein neues Wahrzeichen bekommen. Ein Gang durch die "heiligen Hallen" ist allemal lohnenswert.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-21 Uhr, Samstag 9-16 Uhr

Weiterführende Links
http://www.swkk.de/haabHerzogin Anna Amalia Bibliothek
   





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