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Pro WikiLeaks
POLITIK | KOMMENTAR (08.12.2010)
Von Philipp Schmagold
Gleich zu Beginn: Ich fühle mich mit WikiLeaks besser informiert als ohne.

WikiLeaks veröffentlicht Material, das erwiesenermaßen dazu geeignet ist, Missstände und Skandale aufzuzeigen. Es geht nicht um die Verpflegungspläne der Soldaten im Irak und in Afghanistan, es geht nicht um die Geschäftsunterlagen der vorbildlich geführten Firma
WikiLeaks.ch

Läuft die Zeit von WikiLeaks ab? (c) WikiLeaks.ch

Mustermann oder um Papiere der klug abwägenden Regierung Musterland. Ich sehe bei den veröffentlichten Informationen daher insgesamt eine große Nähe zum investigativen Journalismus, auch wenn vor der Veröffentlichung weniger gefiltert wird.

WikiLeaks arbeitet bei der Veröffentlichung bekanntlich mit der etablierten Presse zusammen ("Spiegel", "New York Times", der britischen "Guardian", der spanischen Zeitung "El Pais" sowie der französischen "Le Monde"). Damit ist WikiLeaks gewissermaßen die Vermittlung zwischen den Informanten und der Presse oder Öffentlichkeit und kann sich meiner Deutung nach - zumindest für die Dokumente mit journalistischem Wert - auf die Pressefreiheit berufen. Mir sind keine von WikiLeaks veröffentlichten Dokumente bekannt, welche keinen journalistischen Wert aufgewiesen haben. Somit werde ich die sich abzeichnenden juristischen Prozesse neugierig verfolgen und darauf hoffen, dass die Pressefreiheit siegt.

Für mich ist es eine journalistisch mitteilungswürdige Nachricht, dass Verteidigungsminister zu Guttenberg (immerhin derzeit noch der beliebsteste Bundespolitiker) die US-Botschaft wissen lässt, er hätte mehr deutsche Soldaten nach Afghanistan geschickt. Sollte dauerhaft geheim gehalten werden, dass die US-Administration davon ausgeht, der türkische Ministerpräsident Erdogan besitze mehrere private Bankkonten in der Schweiz? Die entscheidende Frage ist doch: Wer entscheidet, was 25 Jahre oder länger geheim zu bleiben hat?

Mir persönlich gefällt die noch vor WikiLeaks häufig geltende Regelung nicht: Staaten und Regierungen haben in meinen Augen nicht das Recht auf die Geheimhaltung von Kriegsverbrechen, gezielter Tötung von Gegnern, Korruption und Misswirtschaft. Dokumente werden WikiLeaks in der Regel doch dann zugespielt, wenn etwas unter den Teppich gekehrt werden soll. Und da es bei diesem Unter-den-Teppich-Kehren üblicherweise Verlierer gibt, ist es nur fair, ihnen diese Informationen zukommen zu lassen. Information auf Augenhöhe gleichsam.

Und schließlich: Im Moment wird ganz erheblich, mächtig und koordiniert versucht, WikiLeaks und eventuelle Nachahmerprojekte komplett zu beseitigen: Die Internetseite wird von Hackern angegriffen, Amazon-Server werden gekündigt, die Einwerbung von Spenden wird durch Paypal erschwert, die Internetadresse wikileaks.org wurde gekündigt, WikiLeaks wird kriminalisiert. Dagegen sollten wir uns wehren, unabhängig davon, wo wir die individuelle Trennlinie zwischen öffentlichem Informationsinteresse und sinnvoller Geheimhaltung ziehen.

Weiterführende Links
http://www.avaaz.org/en/wikileaks_petitionOnline-Petition: Stop the Crackdown on WikiLeaks
   






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