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Der Erntemonat
KULTUR | KALENDER (19.08.2011)
Von Ronald Hild
Der achte Monat unseres Kalenders ist in seinem Charakter ein wenig ambivalent.

Einerseits ist der August der Monat der Fülle und Erfüllung: Feld- und Gartenfrüchte erreichen ihre volle Größe und gelangen zur Reife. Die alte Bezeichnung Erntemond deutet darauf hin, dass spätestens jetzt das Getreide und Korn geerntet wird.
Wikimedia Commons

August Macke - Baum im Kornfeld, 1907, Bleistift und Öl auf Karton (c) Wikimedia Commons

Dieser Höhepunkt der Fruchtbarkeit steht im Widerspruch dazu, dass gegen Ende des Monats sich das Ende des Sommers langsam andeutet. Kühlere Temperaturen sowie erste gelbe Blätter an den Bäumen sind Anzeichen, dass der klimatische Höhepunkt des Jahres überschritten ist. In früheren Jahren verließen die Störche bereits ab dem 24. August das Land, um in den Süden zu ziehen.

Im Zeichen des Sonnengottes

Die Bräuche und Rituale des August stehen im Zeichen der Kornernte. Bei den Kelten wurde zu Beginn des Monats das sogenannte „Lugnasad-Fest“ gefeiert. Lug, der Segen bringende Sonnengott, durchlebte im August eine Verwandlung: leuchtend strahlend zu Beginn wurde er gegen Ende des Monats immer schwächer – der Tod des Sonnengottes kündigte sich an. Eriu, in manchen Regionen auch als Tailtiu bezeichnet, war die Mutter Lugs und verkörperte die Erde, über die der Sonnengott herrschte. Das Fest zu Ehren der beiden Götter ist wahrscheinlich über 3500 Jahre alt.

Die Verbindung zu einer Gottheit, die den Menschen den Ackerbau nahe bringt und damit den Lebensunterhalt sichert, gibt es in verschiedenen Sprach- und Kulturkreisen: die Kornmutter im germanischen, die Reismutter in Indien, die Maismutter in Amerika, die Roggenmuhme im mittelalterlichen Europa. Fiel eine Ernte schlecht aus, so wurde dies dem wankelmütigen Charakter der jeweiligen Gottheit zugeschrieben.

Ein Brauch, der vor allem in Süddeutschland gepflegt wird, ist der sogenannte „Frauendreißiger“. Zwischen dem 15. August und dem 8. September ist die Hauptsammelzeit von Heilkräutern, die in dieser Zeit angeblich dreifache Wirkung besaßen. Neben der Verwendung als Tee oder für die Herstellung von Heilsalben wurden Kräuter auch für den Schutz der Toten auf der letzten Reise verwendet.

Von Sixtilius zu Augustus – die Namensgebung

Benannt ist unser achte Monat im Übrigen nach dem römischen Kaiser Oktavian. Der Neffe Julius Cäsars gab sich selbst den Beinamen „Augustus“ – der Erhabene. Im alten römischen Kalender hieß der Monat zunächst Sixtilius, „der Sechste“. Da Kaiser Augustus in diesem Zeitraum jedoch einige wichtige militärische Siege errang, benannte er den Monat sich zu Ehren um. Und, um gegenüber dem Juli seines Onkels nicht ins Nachtreffen zu geraten, fügte er dem ursprünglich 30 Tage dauernden Monat einfach einen Tag aus dem Februar hinzu – kaiserliche Zeitgestaltung.

Die Bauernregeln im August sind ebenso ambivalent wie der Monat selbst:

"Augustregen wirkt wie Gift, wenn er die reifenden Trauben trifft."
"Stellt im August sich Regen ein, so regnet's Honig und guten Wein."
"Je dicker die Regentropfen im August, je dicker wird auch der Most."
"Nasser August macht teure Kost."
   





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