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Cream - Royal Albert Hall
KULTUR | JUKEBOX (15.10.2005)
Von Robert Laude
Nach einer mehr als 30 Jahre langen Trennung standen Cream im Mai wieder zusammen auf der Bühne. Und das in der legendären Londoner Royal Albert Hall, der Halle in der sie 1968 ihr legendäres Abschiedskonzert gaben. Kaum eine musikalische Wiedervereinigung wurde so lange und so sehnsüchtig erwartet

Da wundert es nicht, dass die Karten für die Konzerte in Minuten ausverkauft waren und auf dem Schwarzmarkt Preise bis zu 4000 $ für eine Karte gezahlt wurden. So weit so gut. Doch mag sich mancher Leser womöglich fragen: Wer ist Cream?

Rhino Records

Das Cover der DVD. (c) Rhino Records

Es scheint, als hätte die Band im musikalischen Gedächtnis gegen Bands wie die Jimi Hendrix Experience, Led Zeppelin, The Doors oder Pink Floyd einen schweren Stand. Dabei haben Ginger Baker (Schlagzeug), Jack Bruce (Gesang und Bass) und Eric Clapton (Gesang und Gitarre) in ihrem nur knapp dreijährigen Bestehen von 1966 bis 1968 Musikgeschichte geschrieben. Mit Baker, Bruce und Clapton kamen drei Musiker zusammen, die in England damals als die jeweils besten ihres Instrumentes galten - daher auch der selbstbewusste Name. Ginger Baker und Jack Bruce kamen aus der Jazz-Szene, Clapton hatte sich mit seiner Bluesgitarre die Londoner Graffitis "Clapton is god" erspielt. Heraus kam eine völlig neue Mischung aus psychedelischem Pop, Blues und harten Rockriffs, die mit ihrer zweiten Studioplatte "Disraeli gears" ihren Höhepunkt erreicht hatte. Doch Cream war weniger eine Studioband. Ihren Ruf und ihren Einfluss erreichten sie mir ihren Live-Auftritten. Dort auf der Bühne sprengten sie alle bisher bekannten Dimensionen. Die Lieder wurden mehr und mehr zu Ausgangspunkten für musikalische Improvisationen, die die Möglichkeiten der Musik in allen Facetten ausleuchten wollten. 15, 20 minütige Soli, so etwas kannte man im auf 3 Minuten 30 gedrillten Pop- und Rockformat bis dahin nicht. Das war wie Jazz. Durch Cream wurde das instrumentale Virtuosentum in die Rockgeschichte eingeführt. Schlagzeuger schwärmen noch heute ehrfürchtig von Ginger Baker und geht man in einen beliebiges Musikgeschäft so stehen die Chancen nicht schlecht, aus der Gitarren- oder Bassabteilung die Riffs zu "Sunshine of your love" oder "White room" zu hören.

Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an die drei Musiker. Würden sie noch etwas von der Kraft damaliger Jahre ausstrahlen können? Immerhin überlebte Jack Bruce (62) im letzten Jahr nur knapp eine Lebertransplantation, Ginger Baker (65) fiel vor wenigen Jahren vom Pferd und brach sich eine Schulter und Eric Clapton (60) wurde in den letzten Jahren immer wieder vorgeworfen, jegliche Energie verloren zu haben und es sich entweder im Blues bequem zu machen oder durch Popgefilde zu wandeln.

Nun, nach Ansicht der DVD bzw. Hören der Doppel-CD mit den Highlights der vier Reunion-Konzerte, kann man festhalten: Cream 2005 haben die Erwartungen voll erfüllt und das auf eine erfrischende Art. Denn das waren keine rührseligen Wiedersehenskonzerte, bei denen die Gefahr besteht wie die eigene Cover-Band zu klingen. Nein, die Konzerte repräsentierten eine zeitgemäße Interpretation der Cream-Legende. Ernsthaft tauchen die drei Musiker ab in ihre Lieder und bieten uns kraftvolle Neuinterpretationen alter Hits aber auch bisher noch nie live gehörter Geheimtipps. Statt mit der ungebremsten Kraft der Jugend überzeugen die drei Musiker heute mit einer leidenschaftlichen Konzentration auf das Wesentliche. Was sie früher in 15 Minuten sagten, schaffen sie heute in fünf. Überraschend ist dabei, mit welcher Präzision und Spielfreunde die drei nach diesen langen Jahrzehnten ans Werk gehen. Die Chemie, das blinde Verständnis stimmen noch zwischen Baker, Bruce und Clapton und an ihren Instrumenten kann ihnen nach wie vor niemand etwas vormachen. Heraus kommt ein kraftvoller, dichter, treibender Klang, der auch heute noch begeistert.
   






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