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Jeden Tag eine neue Überraschung
KULTUR | HINTERGRÜNDLICH (15.12.2006)
Von Ronald Hild
Voller Vorfreude bin ich als Junge morgens aufgestanden, bin als erstes zu meinem Adventskalender gelaufen und habe mein Türchen geöffnet, gespannt was für eine Überraschung mich diesmal erwartet. Auch in diesem Dezember habe ich einen Adventskalender, als Student der Geschichte aber frage ich mich, wie diese Art der Kalender überhaupt entstanden ist.

Ursprünglich diente der Weihnachtskalender schlicht als Zählhilfe, um die verbleibenden Tage bis Weihnachten anzuzeigen. Die ersten Erscheinungsformen waren sehr verschieden. Während in einigen religiösen Familien täglich ein Bild an die Wand gehängt wurde, durften anderswo die Kinder jeden Tag einen von 24 Kreidestrichen von der Tür wischen. Seltener, aber auch gebräuchlich war die Vorgehensweise, vom 1. Dezember bis zum Heiligen Abend täglich einen Strohhalm in eine Krippe zu legen.
Die früheste bekannte Form eines selbstgebastelten Kalenders stammt aus dem Jahr 1851. Die erste gedruckte Version brachte 1904 der Münchner Verleger Gerhard Lang heraus. Dieser bestand aus 24 Bildern, die ausgeschnitten werden konnten und 24 Feldern, in welche die Kinder jeden Tag ein Bildchen aufkleben durften. Die heutige Form des Adventskalenders verdanken wir wahrscheinlich einem evangelischen Pfarrer. Er wandelte die Idee von Gerhard Lang um und verstecke Bilder mit biblischen Gestalten hinter den Türchen. Um etwa 1920 erschienen die ersten Kalender zum Öffnen.
Im Dritten Reich rückten die Nationalsozialisten die Wintersonnenwende statt der Heiligen Nacht in das Zentrum der Kalender. Ihre Verbreitung fand aufgrund von Papierknappheit und Verboten eine vorübergehende Einschränkung.
Stadt Gengenbach

Das Rathaus der Stadt Gengenbach. (c) Stadt Gengenbach

Den durchschlagenden Erfolg erlebte der Kalender in den 1950er Jahren, als er zum preisgünstig angebotenen Massenartikel wurde. Die christlichen Motive hinter den Türen mussten nun häufig verschneiten Landschaften oder Städten weichen. Die ersten mit Schokolade gefüllten Kalender gab es so um 1958. Hinter der Schokolade verbargen sich aber häufig noch Motive aus der Weihnachtsgeschichte, um den Bezug zum Ursprung zu wahren.
Heute haben die Schokoladenstückchen selbst oft weihnachtliche Formen. Daneben gibt es aber Adventskalender in verschiedensten Ausführungen und Inhalten hinter den Türchen. Beliebt sind 24 Söckchen, in denen sich kleine Geschenke befinden oder selbstgebastelte individuelle Kalender. In einigen Städten werden in der Adventszeit ganze Häuserfassaden zu Adventskalender umgestaltet. Bekannt dafür sind das Wiener Rathaus oder das Rathaus von Gengenbach, welches in den weltgrößten Hausadventskalender verwandelt wird.
Im Zeitalter des Internets kursieren auch digitale Versionen der einstigen Zählhilfe: Bei dem Adventskalender des Computerzeitschrift CHIP verbergen sich verschiedene Downloads, zum Beipsiel ein ebook zum Photoshop CS2, hinter den Türen. Das Online-Familienmagazin hoppsala.de verspricht Geschichten, die das Warten auf den Heiligen Abend verkürzen sollen. Hier kann man schon heute hinter die "24" schauen.

Frohe Weihnachten!

   



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