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Digitalkamera oder analoge SLR?
GESELLSCHAFT | FOTOGRAFIE (15.04.2005)
Von Tim Köhler
Durch den beabsichtigten Kauf einer neuen Kamera drängt sich eine elementare Entscheidung in den Vordergrund: digital oder analog? Meine Recherchen und Entscheidungsfaktoren...

Es ist an der Zeit: die EXA 1a hat ausgedient und muss nun einem Nachfolger Platz machen. Durch Freunde hatte ich die Möglichkeit, beide Varianten einmal auszuprobieren. Nach dem ersten Praxistest nun die Recherche im Netz.

Aufgrund der Elementarentscheidung gehen die Meinungen in diversen Foren weit auseinander. Von nicht begründeten grundsätzlichen Ablehnungen bis hin zur tiefen technischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Es gibt Zahlen, die einen eindeutigen Trend in Richtung digital aufzeigen: Der Verkauf von Digitalkameras stieg im Jahre 2003 um 85 Prozent, 2004 waren unter 8,3 Millionen verkauften Kameras 7 Millionen digitale Geräte. Der Verkauf von Filmrollen betrug im Jahre 2001 noch 1023 Millionen, im Folgejahr 2002 waren es 9 Millionen weniger. Jeder dritte Haushalt in Deutschland verfügt inzwischen über eine Digitalkamera.

Die digitalen Geräte unterliegen einem konstanten Preisverfall, mit jedem neuen Gerät lassen sich Schübe nach unten feststellen. Inzwischen gilt 4 Megapixel (MP) als Standard. 6MP werden benötigt, um ein A4-Druck in Fotoqualität (220 Lines per Inch) zu bewerkstelligen. Für Kunstdruck (300 Lines per Inch) muss der Faktor 2 davor gesetzt werden. Ein A2-Druck in Fotoqualität benötigt 25MP, in Kunstdruckqualität 50MP. Digitale Kameras erreichen derzeit maximal 22MP bei einem Speicherbedarf zwischen 90 und 130MB (H1D von Hasselblad [http://www.hasselblad.se], mit 40GB-Festplatte).

Beim Vergleich mit analogen Kameras muss zwischen drei Arten unterschieden werden: Kleinbildkamera, Mittelformat und Großformat. Die erreichbare Qualität wächst mit der physikalischen Größe der enthaltenen Filmrolle. Großformate können bis zu 300MP bei einer Filmgröße von 20.3cm x 25.4cm erreichen, eine Kleinbildkamera erreicht bis zu 12MP bei einer Filmgröße von 2.4cm x 3.6cm.
Der Vergleich kann also nur zwischen Digitalkameras und Kleinbildkameras gezogen werden. Im analogen Feld gelten also 12MP, wohingegen die digitale Variante mit durchschnittlich 5MP aufwarten kann.

Neben der deutlich höheren Qualität, die mit analogen Kameras im gleichen Preissegment erreicht werden kann, punktet die analoge Variante durch bessere Lichtaufnahme. Bei kontrastreichen Motiven entstehen Farbsäume bei Digitalkameras. Das kommt daher, dass ein Chip im Gegensatz zu einer Filmrolle einen möglichst senkrechten Einfall der Lichtstrahlen benötigt. Da die Lichtstrahlen aber aufgrund Ihrer Wellenlänge gar nicht zeitgleich auf den Chip treffen können, entstehen Farbsäume, welche die digitale Fotografie künstlich aussehen lassen.

Ein weiterer Aspekt, welcher hier und da als Streitthema erkoren wurde, betrifft die Speicherung von Fotografien. Kann ich in 15 Jahren überhaupt noch eine CD lesen? Fünf verschiedene Firmen und Formate für Speicherkarten tun das Übrige zum schleichenden Auflösen der digitalen Fotografien in Datenstaub. Zwar kann Fotopapier auch keine Ewigkeit existieren, doch ich schätze dessen Lebensdauer als erheblich größer ein.

Eine relativ lange Auslösverzögerung wurde öfters als Kriterium genannt, um auf den Kauf einer digitalen Kamera zu verzichten. Hier kann ich mich teilweise anschließen: Partybilder im künstlichen Weiß und angestrengten Gesichtern, die lange auf den Schnappschuss warten müssen, fetzen einfach nicht. Wenn ich aber auf Motivsuche bei statischen Objekten bin, stört mich eine längere Auslöseverzögerung nicht.

Die digitale Variante kann aber auch mit vielen Vorteilen aufwarten, welche das analoge Gegenstück richtig alt aussehen lassen. Der Fotograf kann sofort die Ergebnisse seiner Arbeit im LCD betrachten und bei Nichtgefallen wieder entfernen. Das spart den Weg zum Fotolabor und daraus entstehende Entwicklungskosten sowie lästiges Einscannen von Fotografien. Workflows zwischen Fotografen, Agenturen und Druckereien werden erheblich vereinfacht und optimiert. Fotografien können am PC nachbearbeitet werden und in Sekundenschnelle an Freunde versendet werden. Ideen lassen sich sofort umsetzen und führen schnell zu Ergebnissen.

Ich schätze, dass die Qualitätsunterschiede zwischen analogen Kleinbildkameras und Digitalkameras im nahen Zeitraum nicht mehr erkennbar sein werden und Digitalkameras aufgrund der entscheidenden Vorteile für private, bzw. semiprofessionelle Zwecke eine noch höhere Akzeptanz finden werden. Bis der Markt allerdings das Mittelformat oder gar das Großformat ablösen kann, wird es noch einige technische Entwicklungszeit brauchen.

Meine persönliche Entscheidung nach der Recherche und praktischer Erfahrung fällt auf die analoge Variante. Zum einen kann ich mir sicher sein, dass ich beim Verlassen des Ladens immer noch eine gewisse Wertstabilität vorhanden ist und zum anderen finde ich es einfach schöner, Bilder in einem Fotoalbum einzukleben und zu betrachten. Bei einigen wenigen Exemplaren, die ich digital benötige, werde ich um den Scan nicht umhin können, den Zeitaufwand kann ich aber noch vertreten. Und für kreative Spontanideen bleibt ja immer noch die Ausborg-Variante übrig.

Notwendige Auflösungen für Kunstdruckqualität:
9x13 = 2.5MP
20x30 = 12MP
40x60 = 50MP
60x90 = 112MP

Notwendige Auflösungen für Fotoqualität:
9x13 = 1.2MP
20x30 = 6MP
40x60 = 25MP
60x90 = 56MP

Weiterführende Links
http://sprec000.xardas.lima-city.de/Digicam2.htmlDigitale & chemische Fotografie - Ein Vergleich
http://sprec000.xardas.lima-city.de/Digicam6.htmlTabelle notwendiger Auflösung für Kunstdruckqualität
http://sprec000.xardas.lima-city.de/Digicam7.htmlBildrauschen bei digitalen Kameras
   



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