Schule und Shoppen unter der Kuppel
GESELLSCHAFT | BESUCHT (23.05.2010)
Von Michael Billig | |
Bei dem Maschari-Center im Berliner Stadtteil Kreuzberg handelt es sich nicht einfach um eine Moschee. Es ist Gebetshaus, religiöse Schule und Shopping-Mall. So viel Zulauf erlebt heutzutage kaum ein Gotteshaus. Mehr als 2000 Menschen strömen am Eröffnungstag ins Maschari-Center. Alles in dieser zweitgrößten Moschee in Berlin ist auf Glanz eingestellt. Der Imam strahlt bis über beide Ohren. Vertreter der Islamischen Welt weilen unter den Gästen. Sie sind aus dem Libanon gekommen. Es heißt, sie seien Nachfahren des Propheten Mohammed. Um sie herum sammeln sich vor allem junge Männer. Einer sagt, sie wollten Glaubensfragen miteinander diskutieren. Die meisten Worte werden auf Arabisch gewechselt. Das Maschari-Center in Berlin (c) Michael Billig Auch die Freitagspredigt zur Mittagsstunde hält der Imam in der Sprache des Korans. Das macht er schon seit 20 Jahren so. Als es das Maschari-Center noch nicht gab, hatte eine alte Fabrikhalle Vorbeter und Gläubigen als Gebetsraum gedient. Mit der nur wenige Meter entfernten Moschee einer türkischen Gemeinde haben sie sich nicht anfreunden können. Deren Gebetsraum ist kleiner und in einem Hinterhof gelegen. Eine eigene, überwachte Welt Das Maschari-Center liegt direkt am Görlitzer Bahnhof. Vier Minarette heben sich vom Dach ab. Von unten betrachtet ragen sie jedoch kaum über die hohe Fassade hinaus. Sechs Stockwerke hat dieser Multifunktionsbau. Im Innern ist eine Moschee mit ihren Gebets- und Waschräumen das Zentrum. Ihre weißen Wände sind aus marokkanischem Gips. Sie zieren Ornamente und Verse aus dem Koran. Der grüne Teppich kommt aus der Türkei. Die Gebetsnische weist wie es sein soll nach Mekka. Die Gemeinde hat sich mit dem mehrere Millionen Euro teuren und aus Spenden finanzierten Maschari-Center eine eigene kleine Welt geschaffen. Auf die 5000 Quadratmeter Gesamtfläche verteilen sich noch Büros, ein Restaurant und eine Kindertagesstätte. Es gibt auch einen Buchladen, eine Schule für Arabisch und für "gutes Benehmen", einen Friseur und ein Bestattungsinstitut. In der Boutique für Frauenmode tragen die Schaufensterpuppen lange Gewänder und Kopftücher. Kameras überwachen das Gebäude innen und außen. |